Die Ratte des Warlords (German Edition)
die MP5. "Ich hätte gern auch mal damit geschossen."
"Wir verballern die Tage ein paar Magazine", versprach Kepler und schloss die Augen. "Schlaf nicht ein. Wenn du nicht mehr kannst, weck mich."
Geweckt hatte ihn lautes Gehupe. Er schrak hoch und bekam eben noch mit, wie ein Minibus mit johlenden Milizen, die ihnen zuwinkten, am Mercedes vo rbeiraste. Kepler schüttelte den Kopf, ließ die Glock los und sah auf Kobi.
" Morgen, Chef", begrüßte der junge Milize ihn. "Du bist voll Blut."
Kepler stemmte sich im Sitz hoch und sah auf die Weste. Sie hatte nicht mehr als sonst abgekriegt. Kepler klappte die Sonnenblende herunter und blickte in den Spiegel darin. Sein Gesicht war voll von feinen Bluttropfen.
"Halt bei dem ersten I mbiss an. Einen Kaffee brauche ich auch."
Kobi lenkte den Wagen zu einer wandernden Imbissbude, einer Art Drive-In des Sudan, das sie bald darauf neben einer Lakonda sahen. Sie stiegen aus und gingen zum improvisierten Tresen. Einige Männer saßen an den Tischen davor und tranken Kaffee und Tee. Sie sahen an ihnen vorbei, nachdem sie sie mit Kopfnicken respektvoll, aber zurückhaltend begrüßt hatten.
Kepler nickte zurück und ging direkt zu der Waschtonne hinter der Bretterb ude. Er wusch sich und sah in den zerbrochenen Spiegel, der an der Wand hing. Ohne Seife hatte er den Dreck und das Blut nur verschmiert. Er wiederholte die Prozedur gründlicher und war danach mit dem Ergebnis halbwegs zufrieden.
Als er zurückkam, wartete Kobi mit zwei Tassen Kaffee an einem Tisc hchen.
"Danke sehr." Kepler trank die Tasse schnell aus, obwohl der Kaffee sehr heiß war. "Noch eine", verlangte er anschließend.
Die Männer an anderen Tischen unterhielten sich jetzt mit gedämpften Stimmen. Kepler konnte ihre hastigen Blicke auf sich spüren und fingerte in der linken Brusttasche der Weste, holte die Sonnenbrille heraus und setzte sie auf. Die Brille war wie eine unsichtbare Wand, die ihn von der übrigen Welt abschirmte.
Kobi brachte ihm eine weitere Tasse Kaffee. Kepler streckte sich in der Sonne aus und trank lan gsam in kleinen Schlucken das starke Gebräu. Dann steckte er sich eine Zigarette an und schloss die Augen.
"Bezahl und lass uns fahren", sagte er zu Kobi, nachdem er aufg eraucht hatte.
Der Milize kam gleich wieder zurück, das Geld in die Tasche stopfend. Auf Keplers fragenden Blick zuckte er nur die Schultern. Kepler streckte die Hand aus. Kobi gab ihm das Geld und er ging zum Tresen.
"Geschenk des Hauses", sagte der Wirt, als Kepler ihm die Banknote hinhielt.
"Quatsch . Nimm es."
"Nein, nein", tat der Wirt servil ab.
Kepler legte den Schein auf den Tresen und ging. Kobi sah ihn fragend an und nahm zufrieden lächelnd am Steuer Platz, nachdem er genickt hatte. Kepler starrte vor sich hin, während Kobi, der völlig munter schien, den Wagen lenkte.
Irgendetwas nagte an Keplers Innerem, und er konnte nicht festm achen, was es war. Trotzdem, dass er das leise Unmutsgefühl zu verdrängen versuchte, kam er nicht vollends zur Ruhe. Schließlich war er es leid, den Grund für sein Unbehagen herauszufinden zu versuchen, und er schob es auf sein körperliches Befinden ab, er war müde und hungrig. Das war kein Wunder, er hatte fast zwei Tage lang nichts gegessen, abgesehen von Schokoriegeln, und auf dem Rückweg hatte er nicht so gut schlafen können wie auf dem Weg nach Al Muglad, eigentlich fast gar nicht. Nachdem Kepler das festgestellt hatte, fühlte er sich besser.
Vor dem Abend näherten sie sich Weriang. Kurz vor ihrer Ankunft klingelte das Iridium . Kepler rollte kurz die Augen gen Himmel, als er die Nummer im Display sah. Er fühlte sich immer noch ziemlich schlaff.
"Herr General ."
"Sie kommen als erstes zu mir", bestimmte Abudi freundlich.
"Natürlich", bestätigte Kepler. "In etwa einer Stunde."
"Ich freue mich", sagte Abudi.
Na sowas, dachte Kepler und legte auf.
"Zum Buana", wies er Kobi an.
Als sie angekommen waren, torkelte Kepler ins Stabsgebäude. Erst der Zuruf der Wache ließ ihn wieder halbwegs klar denken. Er langte automatisch ans Halfter, zog die Glock heraus und gab sie dem Mann.
Abudi war blendender Laune. Er schüttelte Kepler eine halbe Min ute lang die Hand, ließ ihn sich setzen und läutete nach Kaffee.
Kepler fühlte sich unwohl, er war ausgetrocknet und hatte Kopfschmerzen. Der Kaffee machte ihn zwar ei n wenig wacher, aber seine Kopfschmerzen wurden immer stärker, er musste unbedingt etwas essen.
"Haben Sie sehr gut gemacht", strahlte
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