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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Aber er war glücklich. Zum ersten Mal fühlte er sich nach dem Sex mit einem anderen Mann rein. Er war befreit von dem nagenden Schuldgefühl, und auch das Gefühl der Selbstverachtung, des Elends war
    verschwunden. Er fühlte sich frei - und lebendiger denn
    je.
    Nachdem sie einen beachtlich großen Autrag von ihrem Kunden in Bradford an Land zogen, kehrten sie zur Firma zurück, und alles ging eine Zeitlang gut.
    Guilfoyle rechnete damit, in ein paar Wochen Gebietsleiter zu werden, große Aufträge kamen herein, und er sah Francis jeden Tag und an den meisten Abenden.
    Dann, zuerst langsam, begannen sich die Dinge zu verändern. Die jüngeren Kollegen verloren den Respekt vor ihm. Zuerst waren es nur Kleinigkeiten, nur ein paar freche Widerworte. Seine älteren Kollegen hatten ihm anscheinend nicht mehr viel zu sagen. Sie mieden ihn nicht gerade, aber in seiner Gegenwart waren ihre Unterhaltungen stets etwas gezwungen und angespannt. Er führte es darauf zurück, daß er bald Manager sein würde, und sie nicht so recht wußten, wie sie ihn behandeln sollten.
    Doch dann bemerkte er, daß einige der Stenotypistinnen hinter seinem Rücken grinsend Blicke tauschten. Die alte Miß Robson, die Jungfer des Büros, sprach sogar nicht mehr mit ihm.
    Und schließlich dieser schicksalhafte Tag. Es war kurz nach dem Mittagessen. Er war von dem Pub zurückgekehrt, in dem stets für ihn ein Tisch reserviert war, wenn er in der Stadt war, und er ging in der Firma auf die Toilette. Er betrat eine Kabine, ließ die Hosen herunter und dachte an eine neue geschäftliche Transaktion, die er durchführen wollte, wenn er Gebietsleiter sein würde.
    Dann fiel sein Blick auf die Tür. Er erstarrte. Sie war mit Schmierereien bemalt. Alle über ihn. Offensichtlich hatte die erste Schmiererei zu einem Spiel animiert, denn es waren immer weitere hinzugefügt worden. Die primitiven Zeichnungen stellten alle ihn dar (nahm er an) und Francis, unverkennbar Francis mit dem langen Haar, das ihm in die Stirn fiel, und den hageren Zügen, die Karikaturen machten seine Liebe lächerlich. Obszöne Zeichnungen.
    Das Blut stieg ihm in die Wangen, und seine Augen füllten sich mit Tränen. Wie konnten sie das tun? Wie konnten sie so ihre kostbare Liebe zerstören? Schmutzige, kleingeistige Seelen, die hier kichernd die Tür beschmierten.
    Er saß eine halbe Stunde auf der Toilette und weinte leise. Schließlich erkannte er, wie lächerlich und jämmerlich er wirken mußte. Ein Mann in mittleren Jahren, der einen Jungen liebte, saß mit den Hosen um die Knöchel auf einer Toilette und weinte wegen Worten und Zeichnungen von Leuten, die nichts von seinem Leben verstanden.
    Er ging nach Hause - er konnte es nicht ertragen, ins Büro zurückzukehren und das höhnische Grinsen seiner sogenannten Freunde zu sehen. Zu Hause trank er eine Flasche Scotch.
    Das war der Beginn seiner Selbstzerstörung.
    Am nächsten Tag ging er wieder zur Arbeit, doch nun war alles anders. Er wußte Bescheid. Er vermutete hinter jeder Bemerkung eine Stichelei oder Anspielung.
    Am Mittag ging er zum Essen nach Hause und kaufte unterwegs eine neue Flasche Scotch.
    Nach zwei Wochen bekam er sich wieder in den Griff, doch plötzlich verließ Francis die Firma. Er verabschiedete sich nicht von Henry, sondern hinterließ nür einen kurzen Brief, in dem er schrieb, es tut ihm leid, aber er könne nicht länger das Getuschel der Kollegen ertragen.
    Henry Guilfoyle besuchte den Jungen zu Hause, aber Francis' Mutter machte ihm eine hysterische Szene, und er erkannte, daß es aus war. Ihre Drohung, das Gesetz einzuschalten, machte ihm das klar. Francis war sehr jung.
    Von nun an ging es steil bergab. Henry wurde nicht zum Gebietsleiter befördert, und er fand nie heraus, ob es wegen seines Rufs war oder wegen der Tatsache, daß man ihn jetzt selten nüchtern antraf. Vermutlich lag es an beidem.
    Er kündigte und zog nach London, um sich im Morast zahlloser heruntergekommener Leute zu verlieren. Sechs Jahre lang arbeitete er nicht viel, trank jedoch ständig, bis ihm das Geld ausging. Er konnte sich schon nicht mehr erinnern, wie oft er aus Wohnungen oder Quartieren geworfen worden war. Dann und wann übernahm er Gelegenheitsjobs in den Markthallen, überwiegend in Spital-fields, schob Schubkarren und belud Lastwagen. Mit den paar Pence, die er damit verdiente, kaufte er sich billigen Fusel. Er schlief schlecht. Eine Zeitlang erfüllte er sich seine sexuellen Bedürfnisse in verkommenen, alten

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