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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kiste entdeckte ich neben der Tür. Sie besaß Luftlöcher.
    Ich konnte mir vorstellen, daß sie Ratten enthielt. Entsprechende Geräusche aber waren nicht zu hören. Die Tiere verhielten sich still.
    Senta lächelte mich an. Sie war dabei, sich für ihren Job herzurichten.
    Was sie am Leib trug, konnte ich nicht sehen, da ein heller, dünner Seidenmantel ihre Gestalt verdeckte, aber die Haare hatte sie frisch gegellt, das Gesicht geschminkt und die dunklen Brauen nachgezogen.
    »Warum sagst du nichts?«
    »Ich bin etwas überrascht.«
    »Weshalb?«
    »Ich habe nicht erwartet, daß du so gut über meine Reaktionen Bescheid wußtest.«
    Senta de Fries amüsierte sich. Ich fand nicht heraus, ob es nun echt oder gespielt war, jedenfalls lehnte sie sich zurück, schlug die Beine übereinander und legte ihre Hände um das obere Knie. Bei der Bewegung war der Mantel verrutscht. Ich konnte sehr viel von ihrem rechten Bein sehen, bis hin zum Oberschenkel und noch ein Stück weiter.
    »Was ist so lustig, Senta?«
    »Du.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, denn du weißt nicht, wie du mich einschätzen sollst. Ich will es dir sogar erklären. Auf der einen Seite ziehe ich dich an, aber du bist unsicher, ob du diesem Magnetismus folg en sollst. Er ist dir einfach zu fremd.«
    »Gibt es noch eine andere Seite?«
    »Ja«, sie sagte die Antwort beinahe strahlend. »Die gibt es tatsächlich. Das bin ich. Das ist mein Sex. Ich hab’ dich so scharf gemacht, daß du an irgendwelche Hindernisse nicht denkst.«
    »Doch, das schon.«
    »An welche denn?«
    »Die Ratten.«
    Ihr Gesicht verschloß sich. »Die Ratten«, flüsterte sie. »Du magst die Tiere nicht, wie?«
    »Ich kann nicht sagen, daß ich über ihre Existenz sehr froh bin. Tut mir leid.«
    »Es muß sie geben.«
    »Das schon«, gab ich zu, »aber nicht in dieser Art, wie du sie liebst, Senta.«
    »Was heißt das?«
    »Ratten gehören meiner Meinung nach nicht zu den Menschen. Ich gebe zu, daß sie ihre Daseinsberechtigung haben, aber nicht mit den Menschen zusammen.«
    Senta de Fries rieb ihre Hände. »Das ist die Meinung der Allgemeinheit.«
    »Ist die so verkehrt?«
    »Für mich schon.« In ihrem hübschen Puppengesicht kriegten die Augen einen nahezu schwärmerischen Glanz. »Für mich sind sie wie Freunde. Sie lieben mich, ich liebe sie.«
    »Dann war das Auftauchen der Ratten kein Zufall.«
    »Nein.«
    »Auch nicht in diesem Gartenlokal?«
    »So ist es, John.«
    »Und du hast sie beißen lassen«, flüsterte ich. »Verdammt noch mal, das ist ein Hammer!«
    Sie hob die Schultern. »Was macht schon ein kleiner Biß aus? Die Frau wird es überstehen, auch ohne eine Infektion. Du hast dich ja von deiner besten Seite gezeigt und eingegriffen. Kompliment, du bist wirklich mutig gewesen, aber ich habe mir schon so etwas gedacht.«
    »Sollte der Angriff der Ratte ein Test gewesen sein?«
    »In der Tat.«
    »Es war kein guter.«
    »Das spielt für mich keine Rolle. Ich gehe meine eigenen Wege. Trotzdem freue ich mich, daß du gekommen bist, um meinen Auftritt genießen zu können. Du mußt dich noch ein wenig gedulden, dann kannst du mich erleben.« Sie erhob sich. Schwungvoll kam sie auf mich zu, blieb vor mir stehen und legte beide Hände gegen meine Wangen.
    Trotz eines leichten Schweißfilms fühlte sich die Haut kühl an. Als sie die Finger krümmte und über meine Haut hinwegstrich, da spürte ich die spitzen Nägel wie Rattenkrallen.
    Ich zuckte zurück. Senta lachte darüber. »Was ist los? Hast du plötzlich Angst vor mir?«
    »Nein, nicht direkt. Ich bin im Prinzip kein ängstlicher Mensch, das mußt du mir glauben.«
    »Was bist du dann?«
    »Nur vorsichtig.«
    Wieder streichelte sie mich. »Cool, wie?«
    »Kann sein.«
    »Sehr schön«, sagte sie und ging an mir vorbei.
    Ich mußte mich etwas nach rechts drehen, um ihren Weg verfolgen zu können. Sie beachtete mich nicht mehr, sondern ging auf die Kiste zu.
    Sie bückte sich und hob den Deckel in die Höhe. Dann ging sie zwei Schritte zurück, schaute mich an, lächelte und deutete mit dem ausgestreckten Arm auf die Kiste.
    »Na…?«
    »Ratten?« fragte ich.
    »Komm näher.«
    »Nein, laß mal.«
    Senta lachte, ließ mich aber in Ruhe. Dann spitzte sie ihren Mund und pfiff. Das Signal für die Ratten!
    Ich stand wie jemand, der darauf wartet, sich blitzschnell verdrücken zu können. Wie auf dem Sprung, auf die Möglichkeit wartend, ausweichen zu können. Zugleich war ich auch neugierig, wie sich die Tiere verhalten

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