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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurückhalten lassen. Er wollte sich um Sinclair kümmern, Slatko aber sollte die andere wichtige Aufgabe übernehmen und endlich das Versteck der Rattenhexe finden.
    Es mußte hier unten sein. Oft genug war sie in die Tiefe gestiegen und für eine Weile verschwunden. Nach dem Erscheinen an der Oberfläche hatte sie dann gestunken wie die Pest. Und zum Spaß war sie bestimmt nicht durch das dreckige Wasser gewatet.
    Da war mehr, viel mehr, und Slatko wußte es genau. Nur mußte er es einsortieren.
    Er duckte sich und blieb stehen, als er die Kreuzung erreicht hatte. Bis zu diesem Punkt war er bereits ein paarmal gewesen. Auch jetzt stand er hier wie verloren und nicht abgeholt. Er mußte sich entscheiden, in welche Richtung er gehen wollte.
    Drei neue standen zur Auswahl.
    Er schaute nach links. Der Gang war enger. Durch das schmalere Bett gurgelte die graue Flut, als wäre sie gegen die Wände gepreßt worden.
    Hellere Gischtstreifen tanzten über die Oberfläche. Ob sich auch an diesem Kanal die Gehsteige zu beiden Seiten befanden, war nicht zu sehen. Wenn ja, dann wurden sie vom Wasser überflutet.
    Es gefiel ihm nicht, daß er weitergehen sollte. Aber Jake hatte es gesagt.
    Er war der Meinung, daß Senta durch Sinclairs Besuch länger oben festgehalten wurde, also hatte er Zeit genug, um das Versteck zu finden.
    Slatko schnüffelte. Eine unsichtbare und widerlich stinkende Wolke drang aus den engen Gängen und hüllte ihn ein. Er schüttelte den Kopf, spie wieder aus und hätte sich am liebsten übergeben, so stark quälte ihn der Gestank.
    Er fluchte in seiner Heimatsprache. Irgendwann mußte er sich für eine Richtung entscheiden, denn immer und ewig wollte er nicht auf dem Fleck stehenbleiben.
    Seine Lippen bewegten sich. Die Zunge schaute hervor. Mit der Spitze leckte er kleine Tropfen von der Oberlippe. Es waren Schweißperlen, die salzig schmeckten.
    Rechts und nicht nach links. So brauchte er einfach nur um die Ecke zu gehen, ansonsten hätte er den Kanal überspringen müssen, und das wäre nicht gut gewesen.
    Wie immer, wenn er hier unten eintauchte, hatte er sich die alten Stiefel übergezogen. Die harten Profilsohlen gaben nur wenig Halt, denn das Wasser schäumte und riß alles mit sich. Er fluchte, als er einsackte und beinahe bis zu den Oberschenkeln in der dreckigen Brühe stand. Am liebsten hätte er seine Wut hinausgeschrieen.
    Soeben konnte er sich noch beherrschen. Außerdem wurden die Gänge kontrolliert. Die Arbeiter werkten in Schichten. Er wußte nie, wann sie ihre Runden machten.
    Slatko watete weiter. Er mußte sich durch den Kanal regelrecht vorwärts kämpfen, und er hielt die Arme angewinkelt und halb erhoben, denn so kam er am besten voran. Unter seinen Füßen spürte er die weiche Füllung, die den Grund des schmalen Gangs bedeckte. Er sah sie nicht, aber er wußte genau, daß sie wie ein widerlicher schwarzer Schleim war, in den er hineintappte.
    Sein Gesicht war verzerrt. Immer wieder spie er aus, wenn das dreckige Wasser sein Gesicht traf. Er mußte gegen die Strömung ankämpfen. Das Wasser tanzte, und gurgelte vor ihm. Es prallte gegen seinen Körper.
    Die Spritzer hatten auch seine Haare genäßt. Slatko hielt die Lampe wie im Krampf fest. Er leuchtete vor sich, und der Kegel wurde durch die Wellen verzerrt. Er floß wie ein breites, helles Tuch über die Oberfläche.
    Der Kampf ging weiter. Slatko hatte sein Gehirn abgeschaltet, wie er das nannte. Er war jetzt wieder die Maschine, die er auch im Balkankrieg gewesen war. Gefühle gab es nun nicht mehr. Es zählte nur das Ziel. In seinen Ohren verwandelte sich das harte Gurgeln des Wassers in die donnernden Abschüsse der Granatwerfer. Er hörte das Hämmern der Maschinenpistole, das Heulen der Flugzeuge, und die Schreie der Menschen gellten in seinen Ohren.
    Das Gesicht des Mannes war verzerrt. Der Schlamm zerrte an seinen Füßen, als wollte er ihn festhalten, und er hatte jedesmal Mühle, seine Stiefel zu lösen.
    Er machte weiter.
    Nur nicht aufgeben.
    Sich selbst in den tiefen Dreck hineinwühlen und die Aufgabe nicht vergessen. Irgendwo mußte Senta ihr Versteck haben. Und sie war bestimmt nicht zu weit gegangen. Immer wieder schwenkte er die Lampe, damit der Kegel auch über die feuchten Wände gleiten konnte.
    Dort hingen die glitzernden Tropfen.
    Ratten erschienen.
    Sie waren so plötzlich da, daß Slatko einen Schrei der Wut ausstieß. Vor ihm und verdammt dicht wühlten sie sich aus der dreckigen Brühe. Er sah ihre

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