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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würde eine Weile dauern, bis er sich an den Geruch gewöhnt hatte.
    Er wußte, was er finden wollte, aber er wußte nicht, wo er anfangen sollte zu suchen. Das heißt, einen Teil des Weges kannte er, denn er mußte hinein in einen der Hauptkanäle, weil auch Senta de Fries diesen Weg genommen hatte. Sie war durch das Wasser gegangen, darauf wollte er verzichten, und er suchte sich den rechten der beiden Simse aus. Der Strahl fiel nach unten. Das Gesicht des Killers verzog sich, als er den glatten Schmier sah, mit dem die Steine bedeckt waren und sie zu einer regelrechten Rutschbahn machten.
    Und so tappte er Schritt für Schritt vor. Ging staksig dahin. Seine Bewegungen hatten etwas Marionettenhaftes an sich. In der linken Hand hielt er den Griff der Lampe, mit der rechten stützte er sich an der nassen und kalten Wand ab.
    Es widerte ihn an. Diese Welt war zum Kotzen. Schon vor Monaten, als noch der verfluchte Krieg tobte, hatte er es gehaßt, sich unter der Erde zu bewegen. Aber da hatte er gewußt, wo die Feinde steckten. Hier jedoch war er völlig ratlos.
    Das Wasser gurgelte an ihm vorbei. Manchmal schwappte es auf den Gehrand, wo es auch seine Schuhe überspülte. Dreck, Fäkalien und andere Dinge, die er nicht erkennen konnte, wurden in die Höhe gewirbelt, aber die Lebewesen erkannte er schon.
    Hin und wieder schössen die pelzigen Körper aus dem Wasser. Er sah das nasse Fell, die Schnauzen und oft genug die kleinen, ihm tückisch vorkommenden Augen. Am liebsten hätte er seine Waffe gezogen und auf die kleinen Biester gefeuert.
    Das war ihm verboten worden. Nur schauen. Nur beobachten und dann Bescheid geben.
    Er blieb auf dem Sims.
    Vorsichtige Schritte. Immer wieder tastend. Jede Stelle ausnutzend.
    Die Lampe brachte Licht.
    Die Raten saßen nicht nur im Wasser. Plötzlich sah er sie auf seiner Seite des Stegs. Dort hockten sie, starrten ihn an und ließen sich selbst durch das Licht nicht abschrecken.
    Er drehte durch. »Verdammte Brut!« brüllte er ihnen entgegen. »Haut ab! Verschwindet endlich!«
    Sie blieben hocken. Sie starrten ihn an. Sie taten so harmlos, aber Slatko konnte sich vorstellen, daß sie ihn plötzlich anspringen würden, um ihren Hunger zu stillen.
    Kurz bevor er sie erreicht hatte, drehten sie ab und stürzten sich wieder in den dreckigen Kanal.
    Slatko atmete durch. Er fühlte sich mehr als bescheiden. Seine Kleidung war naß geworden, obwohl er nicht im Wasser gelegen hatte, aber die Feuchtigkeit war wie ein hinterlistiger Nebel, der überall hindrang.
    Er bewegte die linke Hand. Der Kegel huschte über das Wasser und ließ die schmutzige Brühe beinahe wertvoll aussehen. Außerdem schuf das Licht neue Schatten. Sie tanzten als unheimliche Gespenster über die Decke des Gangs.
    Slatko spie aus, blieb stehen und schaute zurück. Die Ratten waren ihm nicht auf den Fersen. Zumindest hielten sie sich versteckt. Diejenigen, die sich in der dreckigen Brühe wohl fühlten, stufte er als normal ein. Sie gehörten nicht zu den Tieren, die auf die Befehle der Tänzerin hörten.
    Wie er diese Person einschätzen sollte, wußte er nicht. Auf der einen Seite zog sie ihn wahnsinnig an. Mit ihr hätte er gern seine Bettspiele getrieben. Auf der anderen Seite allerdings hatte Slatko so etwas wie Instinkt. Da glich er wirklich einem Tier. Diese blonde Frau hatte etwas an sich, was ihn zurückschrecken ließ. Er hatte darüber schon mit seinem Boß gesprochen. Der wiederum war auf beiden Ohren taub. Er hatte davon nichts hören wollen. Die verfluchte Leidenschaft hatte ihn einfach überrollt. Slatko glaubte nicht, daß Jake Holland sich in dieses Weibsstück verliebt hatte. Das war bei ihm reine Leidenschaft, nicht mehr. Und bei ihr war es die reine Berechnung.
    Das konnte nicht immer so weitergehen zwischen den beiden.
    Irgendwann mußten Jake die Augen geöffnet werden. Hoffentlich war es dann nicht bereits zu spät.
    Hinzu kam dieser Sinclair. Über seine Niederlage hatte sich Slatko wahnsinnig geärgert, auch wenn er sich eingestehen mußte, daß es seine Schuld gewesen war. Er hatte den Mann einfach unterschätzt.
    Genau das war es gewesen. So etwas würde ihm nicht ein zweites Mal passieren, das stand fest.
    Ob es zwischen ihm und Sinclair je zu einer zweiten Begegnung kommen würde, war mehr als fraglich. Er wollte daran nicht so recht glauben. Dieser Abend würde irgendwie entscheidend sein. Sinclair hatte der Bar einen Besuch abgestattet. Nur mühsam hatte sich Slatko von Holland

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