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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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glänzenden Körper. Das nasse Fell lag wie angeklatscht. Die Augen schimmerten böse, die spitzen Schnauzen waren aufgerissen, als wollten sie ihn bleckend angrinsen.
    Ein Tier nutzte die Gunst der Strömung besonders aus. Es wurde von einer Welle getragen und gegen ihn geschwemmt. Als er sehr nahe bei ihm war, konnte er sich nicht beherrschen und schlug zu.
    Die Lampe traf die Schnauze der Ratte. Das Tier verschwand unter Wasser. Er spürte trotzdem noch den Aufprall an seinem linken Oberschenkel, aber keinen Biß.
    Slatko fluchte wieder. Er nahm sich vor, noch einige Schritte zu gehen.
    Wenn er dann nichts gesehen hatte, wollte er wieder den Rückweg antreten.
    Breitbeinig blieb er stehen und stemmte sich gegen die gurgelnde Strömung. Der Strahl bewegte sich nach links und huschte über die Wand hinweg.
    Gestein. Nie glatt. Oft rissig. Bedeckt mit einem feuchten, schwarzen Schmier, dessen Anblick noch einmal den Ekel in ihm hochtrieb. Er veränderte die Richtung. Das helle Licht floß jetzt an der rechten Wandseite entlang. Es sah aus wie eine Gardine, die immer weiter wanderte, um einen bestimmten Punkt zu erreichen.
    Den hatte er plötzlich.
    Zuerst hielt der Killer den Atem an. Dann öffnete er den Mund. Das schallende Lachen brach hervor und hörte sich schon an wie ein mächtiges Triumphgeheul.
    Er hatte es geschafft. Er wußte Bescheid, denn in dieser rechten Wand und fast in seiner Höhe sah er die Nische. Sie wirkte wie ein Tunnel, aber daran glaubte er nicht. Außerdem war die Nische trocken. Das Wasser gurgelte nicht hinein. Ein Versteck. Sogar ein ideales Versteck.
    Er hatte es gefunden. Sentas Versteck. Es gab jetzt keine Geheimnisse mehr, die sie vor ihrem Boß verstecken konnte.
    Das Lachen war verstummt. Nur noch das Schmatzen und Gurgeln des Wassers hörte er. Es ging ihm gut. Er hätte sich am liebsten die Hände gerieben, aber er hielt sich zurück. Da die Nische erhöht lag, rechnete er damit, sie über eine Treppe erreichen zu können. Die Strömung erwischte ihn jetzt von links, als er sich drehte und auf den Rand zuschritt. Slatko mußte sich schon anstrengen. Mit der rechten Fußspitze stieß er gegen die unterste Stufe und war zufrieden. Er tastete sich höher. Die zweite Stufe.
    Als er auf ihr stand, schlingerte die Brühe nur mehr um seine Füße. Die dritte Stufe erreichte sie nicht mehr.
    Der Killer blieb genau auf diesem Fleck stehen. Seine Kiefer bewegten sich, als wäre er dabei, einen Kaugummi zu malträtieren. Die Lampe tat ihm wieder einen guten Dienst, als er in die schmale Nische hineinleuchtete.
    Nein, so schmal war sie gar nicht. Ziemlich breit, stinkend, feucht, aber auf eine bestimmte Art und Weise trocken.
    Er leuchtete sie aus und ließ sich dabei Zeit. Gelassen schwenkte er den Arm von einer Seite zur anderen. Seine Augen folgten dem Strahl. Der breite Kegel erwischte alles. Er leuchtete jede Lücke aus, und Slatko schrak zusammen, als er den Gegenstand erkannte, der in der Nische seinen Platz gefunden hatte.
    Er sah aus wie eine Bank oder ein Altar aus Stein. Nein, für einen Altar war das Gebilde eigentlich zu niedrig. Es mußte eine Bank sein, auf die man sich kniete.
    Hatte Senta das getan?
    Slatko wunderte sich. Er ging nach vorn. Er suchte die Ratten, leuchtete deshalb alles genau aus, aber nicht eines dieser verdammten Tiere lief ihm über den Weg.
    Das war nichts für sie. Sie blieben lieber im Wasser. Eine Nische, die relativ trocken war, wollten sie nicht haben.
    Dafür aber Senta!
    Warum? Warum, zum Henker? Oder war es nicht ihr Ziel, das sie immer besuchte, wenn sie aus der Oberwelt verschwand?
    Es sah nach nichts aus. Es gab nur diese Steinbank und sonst nichts.
    Slatko wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Zurückgehen oder noch weitersuchen.
    Er entschied sich für die erste Möglichkeit. Außerdem wollte er den Abwasserkanal so schnell wie möglich verlassen. Dadurch, daß er von drei Wänden eingerahmt wurde, hörte er das Gurgeln des Dreckwassers nicht mehr so laut. Wie eine nie abreißende Geräuschkulisse rollte es hinter seinem Rücken vorbei.
    Oder nicht?
    Etwas hatte ihn irritiert.
    Es war eine Ahnung, eine Warnung, die er nicht konkret erfassen konnte.
    Und noch ein Gefühl überkam ihn. Angst!
    Lange hatte er sich mit ihr nicht mehr auseinanderzusetzen brauchen. Im Krieg schon, aber nicht hier.
    Und jetzt traf ihn diese Angst wieder. So hart und auch so wissend. Da war etwas, das er nicht sah, und er fürchtete sich vor einer Drehung.
    Aber

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