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Die Raumfalle (Orion 06)

Die Raumfalle (Orion 06)

Titel: Die Raumfalle (Orion 06) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Könners.
    »Ein einziger Brocken Gestein von diesem Asteroiden dort erspart Ihnen tagelange Arbeit, wenn Sie ihn loslösen und an Bord holen.«
    McLane war ehrlich bestürzt.
    Er überlegte den Vorschlag des Mannes da neben ihm, der noch niemals im All geflogen war und Dinge zu wissen schien, die sich bei geübten Raumfahrern erst nach langem Nachdenken herausstellten. Er sah sich um und begegnete den konsternierten Blicken seiner Crew.
    »Sie haben da gar nicht unrecht«, sagte er. »Wirklich – daran ist etwas.«
    Ibsen kam noch näher an McLane heran und fragte fast beschwörend:
    »Werden Sie auf meine Anregung eingehen?«
    McLane nickte nach kurzer Überlegung.
    »Ja«, sagte er. »Sicher. Nachdem wir hier etwas entlanggeflogen sind.«
    »Das freut mich«, erwiderte der Schriftsteller, »daß ich hier an Bord ein bißchen nützlich sein kann. So fällt es mir nicht so schwer, eine Bitte zu äußern.«
    Überrascht sah Cliff auf.
    »Eine Bitte?«
    »Ja. So etwas wie einen Herzenswunsch.«
    Der Commander begann säuerlich zu grinsen und antwortete:
    »Tut mir leid, mein Lieber, aber die beiden Damen sind im Augenblick unabkömmlich.«
    Atan Shubashi begann zu lachen.
    »Das weiß ich, Commander«, erwiderte Ibsen mit entwaffnendem Lächeln. »Es ist etwas anderes. Ich möchte Sie bitten, mir einmal in meinem Leben eine echte LANCET anzuvertrauen.«
    McLane stand auf und sagte kurz:
    »Sie sind wohl verrückt geworden, wie?«
    Ibsen kramte in der Brusttasche seiner schillernden Jacke und holte schließlich ein viereckiges Stück Kunststoffolie hervor, die eine Unzahl Stempel trug und das Bild Ibsens. McLane brauchte nur einen Blick darauf zu werfen, um zu wissen, was dieses Dokument bedeutete.
    »Bitte«, sagte Ibsen fast demütig, »ich habe vor einigen Wochen einen Kurs für LANCET-Automatik-Flug mit Auszeichnung beendet.«
    Cliff schüttelte energisch den Kopf und erwiderte:
    »Das mag sein.«
    »Aber?«
    »Das ist doch reine Theorie. Auf Trainingskoordinaten innerhalb der Atmosphäre kann jeder leicht herumhüpfen.«
    »Commander – Sie wissen genau, daß es prinzipiell dasselbe ist.«
    »Nein!« beharrte Cliff.
    »Doch. Mir geht es nur um das Gefühl, allein im Raum zu fliegen.«
    McLane schielte hinüber zu Tamara, begegnete ihrem abwartenden Blick und sagte drohend:
    »Sie und Ihre Gefühle!«
    »Ich bitte Sie besonders herzlich«, wiederholte der Literat, »mir diesen Wunsch zu erfüllen. Ich wünsche es mir zum Geburtstag. Ich werde übermorgen sechsunddreißig.«
    Mit seiner vollen Stimme begann Mario de Monti von seinem Platz aus zu grölen:
    »Happy Birthday to you ...«
    Die Kommandokanzel hallte sekundenlang von dem ausbrechenden Gelächter wider, in das, zu Cliffs Erstaunen, sogar Ibsen mit einstimmte. Dann wurde der Schriftsteller wieder ernst und wartete auf Cliffs nächste Frage.
    »Und Sie können wirklich mit einem solchen Ding umgehen?« fragte er mißtrauisch.
    »Commander!« sagte Ibsen fast beleidigt, »in meinen Büchern gehören Dinger wie die LANCET schon längst zum vergessenen Schrott.«
    Cliff konterte:
    »In Ihren Büchern können sich die Menschen ja auch schon ent- und rematerialisieren!«
    Ibsen ging nicht auf diesen unsachlichen Einwurf ein, sondern bettelte weiter.
    »Lassen Sie mich doch einen kleinen Sprung hin zu diesem Asteroiden machen. Wenn Sie wollen, spreche ich ein paar Worte auf Bordbuch ... daß ich den Start mit Vorsatz, mutwillig und entgegen Ihren Anweisungen gemacht habe.«
    McLane, der nach Möglichkeit grundsätzlich an jedem und an allem zweifelte, starrte Ibsen ins Gesicht. Dann, nach einer kleinen Weile, sagte er halblaut:
    »Also, meinetwegen.«
    »Danke, Commander!« rief Ibsen und griff nach McLanes Hand.
    »Leutnant de Monti wird Sie begleiten«, fuhr Cliff fort.
    »Nein, Commander ... bitte, lassen Sie mich ohne Begleitung fliegen!« bat Ibsen.
    Cliff lachte kurz auf und machte eine bezeichnende Geste.
    »Das kann ich nicht verantworten«, sagte er hart.
    »Allein«, begann Ibsen zu schwärmen, »allein, völlig allein ein Stück durch das All zu fliegen, ohne jeden Aufpasser, angesichts der Sterne, einer entfernten Sonne und eines kleinen Asteroiden ... das ist mein Traum.«
    »Romantisch sind Sie auch noch!« stellte McLane vorwurfsvoll fest.
    »Wir Literaten sind die letzten Romantiker dieses technischen Jahrhunderts«, erklärte Ibsen mit einer Geste von kosmischer Weite. »Wir erkennen hinter den Dingen und in ihnen die Schönheit und die Bezüge

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