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Die Raumfalle (Orion 06)

Die Raumfalle (Orion 06)

Titel: Die Raumfalle (Orion 06) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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unmöglicher Dinge«, sagte Cliff.
    Dann schrie er wieder:
    »Ibsen! Hören Sie mich?«
    Inzwischen bereute er, Wamsler den Gefallen getan zu haben; jetzt war er selbst in einer größeren Klemme, als Wamsler je gewesen wäre. Der Commander verdammte sämtliche Bücher, Literaten, Verlage und die gesamte Administration.
    Auf Atans Radarschirmen zeigten sich seltsame Dinge ...
    Die LANCET zog, statt mehr oder weniger die Gerade zwischen dem Asteroiden und dem Schiff entlang zu fliegen, eine Schleife und wich nach links aus. Ihre Geschwindigkeit nahm geringfügig zu, und der Impuls wurde immer schwächer. Es war nicht klar zu erkennen, wohin Ibsen steuerte – aber dem Asteroiden steuerte er nicht zu.
    Er wußte es selbst nicht.
    Er saß mit geöffnetem Raumanzug in seinem hochlehnigen Sessel und redete.
    »Ich höre Sie, Commander!« sagte er.
    Keine Antwort.
    »Das Ding, das Sie mir gütigst anvertraut haben, ist ein bißchen unsicher. Ich komme vom Kurs ab, aber ich weiß nicht, woran es liegt. Haben Sie mich noch in der Ortung?«
    Er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich, aber die Lautsprecher, selbst die dicht vor seinem Gesicht, blieben stumm.
    »Hallo ... McLane! Hören Sie mich?«
    Schweigen.
    »Berechnen Sie einen neuen Kurs, ich schalte um.«
    Nichts.
    »Hallo ... warum melden Sie sich nicht mehr?«
    Jetzt hatte er sein Abenteuer. Abgeschnitten vom Raumschiff, mehr oder minder hilflos durch das All treibend, mit bockender Steuerung und zunehmender Geschwindigkeit. Wieder fühlte er sein Herz klopfen und begann sich auszumalen, welche packenden Szenen man mit diesem ›Aufhänger‹ konstruieren konnte. Verloren im All! Steuerlos zwischen den Sternen! Verirrt im interstellaren oder sogar intergalaktischen Gas!
    Allerdings wußte er, daß die LANCET Sicherheitsreserven an Luft, Getränken, Antriebsenergie und Speisen besaß. Nur bedauerte er, keine Waffe zu besitzen. Es hätte verdammt gut ausgesehen, wenn er nach der Landung mit der entsicherten HM 4 in den silberfarbenen Handschuhen Gelände betreten hätte, von dem er vermeinte, daß es noch keines Raumfahrers Stiefel berührt hatte.
    Er ahnte nicht, wie sehr er irrte.
     
     
    *
     
    Während Tamara murmelte, daß gewisse Menschen niemals erwachsen sein würden, selbst wenn sie das Alter von Methusalems Großvater erreichten, erklärte Atan Shubashi mit seltsam verloren klingender Stimme:
    »Ich habe ihn aus der Ortung verloren, Cliff!«
    McLane starrte ihn wortlos an, dann erschienen an seiner Stirn zwei Adern.
    »Hallo ... Ibsen! Ich höre Sie nicht mehr. Verstehen Sie mich?«
    Aus dem mächtigen Lautsprecher dicht neben seinem Ohr kam nichts anderes als das Rauschen der Statik, durchsetzt mit den Radiotönen, die von unbekannten Sternen ausgeschickt wurden.
    »Und die Funkverbindung ist auch ausgefallen!« sagte Helga Legrelle überflüssigerweise.
    Mario gestattete sich einen Einwand.
    »Oder unser Dichterlein schämt sich so, daß er kein Wort mehr sagt.«
    »Unsinn!« sagte Hasso aus dem Lautsprecher des Videophons. »Würde ein Schriftsteller die Fähigkeit besitzen, sich zu schämen, würde er nichts schreiben können.«
    »Wie wahr!« sagte Tamara.
    Atan tippte mit dem Zeigefinger gegen das Fenster seines Pultkalkulators, der eine verwirrende Zahlenreihe ausgeworfen und projiziert hatte.
    »Nach meinen Berechnungen könnte er jetzt in die dünne Lufthülle Muras eintauchen!«
    »Ist das, technisch gesehen, für die LANCET gefährlich?« fragte Tamara kurz.
    »Nein«, sagte Cliff.
    »Das klingt nicht besonders ehrlich, Commander!« beharrte die GSD-Agentin.
    »Wenn er wirklich auf Mura landet, dann erwartet ihn dort eine steinige und sandige Oberfläche. Ferner besitzt der Planet eine derart dünne Lufthülle, daß man sie mit schweren Verdichtern in die Kuppelbauten pumpen und mit Sauerstoff anreichern muß. Ich habe nicht die geringste Lust, dort zu landen und diesen Erben des Alls herauszuholen.«
    Helga sagte ironisch:
    »Das hast du dir selbst eingebrockt, liebster Commander.«
    Cliff warf ihr einen Blick zu, der sie an den Sessel hätte nageln müssen.
    »Warum meldet er sich nicht mehr?« fragte Tamara.
    »Störungen!« warf Atan ein.
    Cliff knurrte:
    »Das Landemanöver wird ihn vollauf beschäftigen. Hoffentlich verwandelt er die LANCET nicht in einen Haufen Schrott. Sonst können wir die nächsten zwei Jahrhunderte unsere Löhnung zusammenlegen und Raumschiffe abzahlen.«
     
     
    *
     
    Ibsen fühlte sich hilflos wie ein Kind.

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