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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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nur zuzunicken, schritt er mit Barnaby an seiner Seite steif durch das Tor aus dem College.
    Einmal in seiner Wohnung, brauchten sie nicht lange, um der Notwendigkeit Genüge zu tun und sich über das Familiäre auszutauschen. Der Doktor erfuhr, dass Barnaby ein gutes Auskommen im Tuchhandel gehabt hatte, ehe er sich Cromwells Armee anschloss. Außerdem hatte er ein kleines Vermögen und ein solides Haus geerbt. Er sprach von seiner Mutter mit Respekt, aber, wie es Pincher schien, ohne große Zuneigung. Außerdem sprach er über seine Investition in Irland.
    »Ich bin hier, um Gottes Werk zu tun, Onkel, und weil man mir fünfhundert Pfund schuldet.«
    »Ganz recht«, sagte Doktor Pincher.
    Seit sieben Jahren, so erklärte er, denke er natürlich oft an die fünfhundert Pfund, mit denen er die parlamentarische Sache unterstützt habe. Und da die Summe nun großzügig in Form von enteignetem irischem Land zurückerstattet werden sollte, würde er gern den Rat seines Onkels hören. Er freue sich darauf, sich in Irland niederzulassen und sein Freund zu werden. »Wir werden es zu einem gottesfürchtigen Land machen, Onkel, das verspreche ich Ihnen«, sagte er und klopfte dem alten Mann auf den Rücken. Und der Doktor, dem erste Zweifel kamen, ob er seinen Lebensabend tatsächlich mit diesem Verwandten belasten wollte, erwiderte:
    »Alles zu seiner Zeit, Barnaby. Zuerst muss die Schlacht gewonnen werden.«
    Pincher brauchte auch nicht lange, um sich ein Bild von der Verstandeskraft seines Neffen zu machen. Barnaby war kein Gelehrter. Er schien zwar mit Teilen der Heiligen Schrift vertraut zu sein, erweckte aber nicht den Eindruck, in seinem Leben jemals ein Buch gelesen zu haben. Er war ein überzeugter, gottesfürchtiger Protestant, und sein Glaube lobenswert stark. Auf die Frage, ob er glaube, dass er erlöst werde, antwortete er fest: »Ich diene in Gottes Heer, Sir, und hoffe, erlöst zu werden.« Doch als das Gespräch auf Konfessionszugehörigkeit und Calvins Prädestinationslehre kam, wirkte Barnaby unsicher. »Gott allein weiß, nehme ich an, wen er auserwählt hat«, sagte er. Je tiefer Pincher bohrte, desto deutlicher erkannte er: Unabhängig davon, dass Engländer sich nur ungern von schottischen Presbyterianern sagen ließen, was sie zu tun hatten, hielten sich Cromwells gottesfürchtige Soldaten deshalb für Auserwählte, weil sie jahrelang in Gottes Heer gekämpft hatten, und nicht weil sie einer bestimmten Kirche angehörten. Während Pincher also zufrieden zur Kenntnis nahm, dass sich sein Neffe als Auserwählter Gottes verstand, verdross es ihn, dass er dies aus einem falschen Grund tat.
    Doch er war begierig darauf, mehr über die verwirrende Person Cromwells zu hören. Er begriff schnell, dass sein Neffe und die gesamte Armee den ungehobelten General verehrten.
    »Er ist ein frommer Mann«, versicherte ihm Barnaby. »Wenn er ein hitziges Temperament hat, so zeigt er es nur im Namen der Rechtschaffenheit.« Kein Mann in seinem Regiment, so vernahm der Doktor mit Freuden, dürfe ungestraft Gott lästern oder auch nur einen Eid schwören. Cromwell sei mit seinem Los als Landedelmann und Parlamentsmitglied durchaus zufrieden gewesen. Erst die unerträgliche Tyrannei Karls I. habe ihn in die Opposition getrieben, und da das Parlament sich nach dem Krieg als unfähig erwiesen habe, die Verhandlungen mit dem König zu einem Abschluss zu bringen, habe er sich genötigt gesehen, mit Gleichgesinnten aus der Armee die Macht zu übernehmen. »Er wollte den König nicht hinrichten lassen«, beteuerte Barnaby. »Nur grausame Notwendigkeit hat ihn dazu veranlasst. Das hat er mir selbst gesagt.« Ob dies freilich die Klage eines ehrlichen Mannes oder die Rechtfertigung eines Politikers war, vermochte Doktor Pincher nicht zu beurteilen.
    Eine andere Auskunft war hingegen ermutigend: »Cromwell tritt unermüdlich für den Herrn ein, und er weiß, dass die katholischen Priester die schlimmsten Teufel sind. Er wird jeden Priester, denn er zu fassen bekommt, töten, das kann ich Ihnen versprechen.« Was immer der General auch über »empfindliche Gewissen« gesagt haben mochte, die Katholiken hatten offenbar nicht viel zu erhoffen. Pincher vernahm es mit Erleichterung.
    Als Barnaby jedoch auf die Gefühle der Armee, die mit Cromwell marschierte, zu sprechen kam, klangen seine Ausführungen befremdlich.
    »Wir wissen, warum wir hier sind, Onkel«, versicherte er. »Wir sind hier, um die irischen Barbaren für die Massaker zu

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