Die Rebellen von Irland
sollte.
Ormonds Armee war bei Rathmines vernichtend geschlagen worden. Viertausend Mann waren gefallen, weitere zweieinhalbtausend gefangen genommen worden. Andere waren in ihre Heimat geflüchtet. Aber Ormond verfügte immer noch über etwa dreitausend Mann, die am Rand der Midlands ihr Lager aufgeschlagen hatten. Dazu kamen die royalistischen Kräfte unten in Munster und die teilweise durch mächtige Mauern geschützten Stadtgarnisonen in jeder Provinz. Und Cromwells Ankunft hatte eine weitere wichtige Figur auf den Plan gerufen.
Owen Roe O’Neill war stolz, aber die Landung der »Rundköpfe« hatte ihn schließlich doch zum Einlenken bewegt: »Wir müssen unsere Meinungsverschiedenheiten hintanstellen und die Kräfte der Konföderierten wieder einen.« Der päpstliche Nuntius mochte noch so toben, der irische Prinz schlug sich wieder auf die Seite der Royalisten. Er laborierte an einem brandigen Bein, aber er verfügte über fünftausend Mann und konnte noch einmal so viele zu den Waffen rufen.
Die Zahlen sprachen für die Royalisten. Hinzu kam, dass weder die Iren noch die Altengländer draußen auf dem Land, geschweige denn die schottischen Presbyterianer in Ulster den Neuankömmling bei sich zu sehen wünschten.
Während seine Armee von der Dubliner Garnison in Empfang genommen wurde, fuhr Cromwell in einer Kutsche zum College Green.
* **
Der Tag hatte für Tidys Familie schlecht begonnen, und womöglich war er daran selbst schuld.
Die beiden Offiziere, die am Morgen in Christ Church erschienen waren, suchten nach Quartieren für ihre Soldaten. In Anbetracht der Tatsache, dass Tidys Frau in den vorausgegangenen acht Jahren zahlreiche protestantische Flüchtlinge beherbergt hatte, war es nicht verwunderlich, dass sie in den Bezirk der Kathedrale gekommen waren.
Nur leider kannten sie sich mit der Glocke nicht aus.
Keine Frage, der alte Tidy hatte sein Bestes gegeben. Stunde um Stunde hatte die große Glocke von Christ Church ihren protestantischen Willkommensgruß erschallen lassen, während Cromwells Flotte über den Liffey glitt. Geschlagene sieben Stunden lang hatte der alte Küster am Glockenstrang gezogen und sich nur jede Stunde einmal für kurze Zeit von seinem Sohn ablösen lassen, um sich mit einem Krug Ale zu stärken oder seine Notdurft zu verrichten. Und er hatte beabsichtigt, die Glocke heute wieder zu läuten, um Cromwells Einzug in Dublin zu feiern.
So freudig er dieser Aufgabe nachgekommen war, hatte er beim Anblick der beiden Offiziere doch nicht gezögert, ihnen eine Rechnung über die fürstliche Summe von vierzig Shilling zu präsentieren. Das war nicht gut aufgenommen worden. Tatsächlich waren den Offizieren, die in Unkenntnis der hiesigen Gepflogenheiten die Begleichung der Rechnung verweigerten, harsche Worte über die Lippen gekommen. Als der Küster ihnen daraufhin eröffnete, dass man keine Soldaten im Kirchenbezirk von Christ Church einquartieren werde, bemerkte der größere Offizier, offensichtlich im Glauben, es handele sich um ein papistisches Gotteshaus: »General Cromwell wird in dieser Kathedrale seine Pferde unterstellen, wenn es ihm beliebt.« Worauf Tidy entgegnete, dass der General seine Pferde wohl im Hauptschiff der St. Patrick’s Cathedral unterbringen könne, nicht aber in Christ Church. Sie waren im Unfrieden geschieden, obwohl Tidys Frau und Faithful sich bemüht hatten, den Offizieren ihre loyale Gesinnung zu versichern.
Die Glocke blieb stumm, als sich eine unglückliche Familie Tidy auf den Weg machte, um Oliver Cromwell zu hören.
Die Menge auf dem College Green war beeindruckend. Die Ratsherren waren vollzählig erschienen, dazu die Geistesgrößen vom Trinity College, unter denen der alte Doktor Pincher leicht auszumachen war, die protestantische Geistlichkeit der Stadt, die nach wie vor ein wenig imponierendes Häuflein war, und eine große Zahl von Bürgern. Sie alle sahen gespannt zu, als der General mit einer Kavallerieeskorte in einer einfachen offenen Kutsche vorfuhr.
Die Kutsche hielt an, aber Cromwell stieg nicht aus. Er nahm den Hut ab und stand auf. Er war ein soldatisch wirkender Mann von kräftiger Statur, knapp einen Meter und achtzig groß. Sein ergrauendes Haar war in der Mitte gescheitelt und hing bis zu den Schultern herab. Sein Gesicht war nicht hässlich, aber gewöhnlich und schien auf einer Seite von Warzen bewohnt. Seine Stimme klang hart, seine Gesten wirkten derb. Und die Botschaft, die Oliver Cromwell nun an das Volk von
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