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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Irland richtete, war unmissverständlich und kurz:
    Gott der Allmächtige, so erklärte er, habe ihn hergeführt, um ihnen die Freiheit wiederzugeben. Wer Gottes Vorsehung anerkenne und zu den Gottesfürchtigen zähle – womit er jeden guten Protestanten meinte –, könne sicher sein, dass man die barbarischen und blutrünstigen Iren bezwingen werde. Ihm sei der Schutz des Parlaments von England gewiss. Wer sich hingegen der Autorität des Parlaments mit Waffengewalt widersetze, werde ohne jeden Zweifel vernichtet.
    Wer »ein empfindliches Gewissen« habe, wer wohl gesinnt sei, habe nichts zu befürchten. Das Gottesheer habe sich Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben: Bestrafung der Schuldigen, die unschuldiges Blut vergossen hätten, aber Milde gegen die anderen. Tugend und Ordnung sollten ihre Richtschnur sein.
    »Bürgerfreiheiten für friedfertige Menschen«, verkündete er.
    Damit nahm er wieder Platz, setzte den Hut auf und fuhr davon.
    ***
    Was hatte Cromwells Bemerkung über »empfindliches Gewissen« zu bedeuten? Der Ausdruck war ein Code und jedem Zuhörer wohl bekannt. Er war auf Andersgläubige gemünzt. Wenn die Besitzer eines empfindlichen Gewissens »wohl gesinnt« waren, hatten sie, so der General, nichts zu befürchten. Die Sprache der Politik war unmissverständlich, der Fingerzeig für die auf dem Green versammelten Ratsherren klar. Wenn es nach diesem ungehobelten englischen General ging, konnte man anständige katholische Kaufleute wie die Smiths in Dublin in Frieden lassen, solange sie ihm keine Unannehmlichkeiten bereiteten. Das klang verdächtig danach, als wollte Cromwell ihnen sogar erlauben, weiterhin ihren Glauben zu praktizieren, solange sie es diskret und nicht in der Öffentlichkeit taten. Simeon Pincher war entsetzt. Die Katholiken sollten nicht zum Konvertieren gezwungen werden? Sie sollten nicht enteignet werden? Wo er doch gerade darauf sein Leben lang gewartet hatte. Aber vielleicht war die Rede ja nur ein taktischer Schachzug, der die Katholiken in Sicherheit wiegen sollte, bis man sich in gebührender Form um sie kümmern konnte.
    Leicht verwirrt und mit Unruhe im Herzen stimmte sich Pincher auf die Begegnung mit seinem Neffen ein.
     
    Zu dem Zeitpunkt, als Familie Tidy das Allerheiligste des Trinity College betrat, hatte Pincher bereits alle Vorkehrungen getroffen. Er stand, im schwarzen Talar, aufrecht da und blickte in Richtung Torbogen, wo eine Gruppe Studenten Ausschau hielt. Rechts neben dem Eingang hatten sich mehrere Dozentenkollegen versammelt, die darauf warteten, vorgestellt zu werden. Die Tidys nahmen gleich hinter dem Torbogen Aufstellung. Durch welchen nur wenige Augenblicke später mit schwerem Schritt eine große Gestalt in der Ledermontur eines »Rundkopf« -Offiziers trat. Der Mann entdeckte Doktor Pincher sogleich und kam schnurstracks auf ihn zu.
    Tidy stöhnte. »Du lieber Himmel«, entfuhr es ihm. Es war der Offizier, mit dem er am Morgen gestritten hatte.
    ***
    Doktor Pincher blickte erstaunt hoch. Der Mann, der auf ihn zusteuerte, war groß, aber damit endete die Familienähnlichkeit auch schon.
    Barnaby Budge war stämmig. Seine Brust war breit, in seinen großen Bundhosen steckten offensichtlich Beine wie Baumstämme, seine ledernen Reitstiefel waren riesig. Doch es war der Anblick seines Gesichts, der den Doktor lähmte.
    Barnaby Budges Gesicht war breit und stumpf. Doktor Pincher fühlte sich an einen Hammelrücken erinnert. Dieser ungeschlachte Kerl, der da schwerfällig auf ihn zustapfte, sollte der Sohn seiner Schwester sein?
    »Doktor Pincher? Ich bin Barnaby.«
    Der Prediger neigte den Kopf. Die Worte würden schon noch kommen, keine Frage, aber in diesem Augenblick wollte ihm partout nichts einfallen. Er bemerkte, dass der große Soldat mit Interesse seine Gesichtszüge studierte. Dann hörte er ihn vor sich hinmurmeln: »Meine Mutter hatte Unrecht.«
    »Unrecht? Inwiefern?«, fragte Pincher scharf.
    Barnaby blickte verdutzt, dann verlegen. Er hätte nicht gedacht, dass das Gehör des Onkels in diesem fortgeschrittenen Alter noch so scharf sein würde.
    »Wie ich feststelle, Sir«, antwortete er mit schwerer Stimme, aber wahrheitsgemäß, »sehen Sie überhaupt nicht krank aus.«
    Pincher starrte ihn an.
    »Kommen Sie, Neffe«, sagte er leise mit einem Blick zu der Stelle, wo die Dozenten des Trinity College standen und sie beobachteten, »über familiäre Angelegenheiten sollten wir lieber in meiner Wohnung reden.« Und ohne den Tidys auch

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