Die Rebellen von Irland
das, O Fortunate?« ,rief er, auf den jungen Smith deutend.
»Ein Verwandter von mir«, antwortete Fortunatus vergnügt und stellte den jungen Garret vor.
»Er liest beim Reiten«, sagte Sheridan. »Aber was liest er denn beim Reiten?«
»Heute Macbeth« ,sagte Fortunatus, da Garret selbst eine Antwort schuldig blieb.
»Tatsächlich?« Doktor Sheridan richtete seinen freundlichen Blick auf Garret, sodass er ihm nicht entrinnen konnte. »Mir ist noch nie jemand untergekommen, der auf einem Pferd den Macbeth liest, Mr Smith. Sonette vielleicht, aber niemals den Macbeth. Darf ich fragen, ob es Ihnen gefällt?«
Garret beäugte ihn argwöhnisch. Er wollte sich nicht durch gönnerhafte Behandlung gefügig machen lassen.
»Er ist englisch, aber so gut, dass er irisch sein könnte«, antwortete er ruhig. Seine ungerührte Miene bekundete weder Respekt noch freundliche Aufgeschlossenheit.
Swift warf Fortunatus einen kühlen Blick zu. Doch Sheridan schien erfreut.
»Recht so«, rief er, »recht so. Gesprochen wie ein richtiger Ire.« Er wandte sich an die anderen. »Man sollte ihn tatsächlich ins Irische übersetzen.« Damit drehte er sich wieder zu Garret. »Glauben Sie«, fragte er ihn ernst, »dass Ihr Talent ausreichen würde, um sich an eine solche Aufgabe zu wagen?«
»Vielleicht«, antwortete Garret. »Ich könnte es wohl versuchen.«
»Famos!«, rief Doktor Sheridan. »Ein junger irischer Gelehrter. Willkommen in Quilca, mein verehrter Mr Smith! Aber gehen wir doch hinein.«
Die Gruppe trat ins Haus, und nur Isaac Tidy blieb draußen. Er hatte den jungen Mann die ganze Zeit genau beobachtet.
Mit seinem blässlichen Gesicht und seinem fülligen schwarzen Haar hatte ihn der Bursche überhaupt nicht beeindruckt. Er war um die zwanzig, aber er hatte keine Manieren. Er mochte mit Walsh verwandt sein, aber selbst ein so feiner Gentleman konnte einen Verwandten ohne das gewisse Etwas haben. Im Übrigen hatte er den jungen Mann ziemlich leicht durchschaut. Warum war er so unhöflich? Weil er glaubte, sich verteidigen zu müssen. Das sagte schon alles.
Nein, Tidy trug seine Beobachtungen zusammen, ordnete sie, zählte eins und eins zusammen und legte den jungen Smith im Geist in eine Schachtel und schloss den Deckel. Er war kein Gentleman. Er war nie einer gewesen und würde nie einer sein. Und da war noch etwas, was er an ihm nicht mochte. Er hatte merkwürdig grüne Augen.
Ich muss auf der Hut sein, sagte sich Tidy. Höchstwahrscheinlich wird er versuchen, das Tafelsilber zu stehlen.
* **
Auch Fortunatus beobachtete ihn.
Sobald man ihnen ihre Kammer gezeigt hatte, mit einem Eichenbett für ihn selbst und einem Sofa, auf dem Garret bequem schlafen konnte, wurde deutlich, dass Sheridan darauf brannte, ihnen sein Reich zu zeigen. Und so versammelten sich wenig später alle wieder draußen und begaben sich in den eingefriedeten Garten. Sheridan war in aufgeräumter Stimmung, als sie zum Wasser hinuntergingen.
»Diese Rosen, Walsh, sind neu seit Ihrem letzten Besuch. Der Lavendel duftet kräftig, finden Sie nicht? Ich habe ihn von einem Gentleman in London. Da drüben, Mr Smith, beabsichtige ich eine Libanonzeder zu pflanzen, sofern ich eine bekomme.«
Auf die sie umgebende Landschaft mit ihren Wäldern, Drumlins und Mooren weisend, sagte er zu Garret:
»Dies alles ist Sheridan-Land. Der Name ist einer der ältesten in Irland, müssen Sie wissen. Die O’Sioradains kamen aus Spanien, heißt es, kurz nach der Zeit des heiligen Patrick. Uns gehörte die große Burg Togher, bevor Strongbow kam, und unsere Ländereien …«, sein Arm beschrieb einen eleganten Bogen, »… erstreckten sich über ganz Cavan.« Fortunatus entnahm dem leicht spöttischen Ausdruck in Swifts Gesicht, dass der Dekan diesen Vortrag nicht zum ersten Mal hörte. »Wir stammen von den O’Rourkes, den Prinzen von Leitrim, ab, von den Prinzen von Sligo und Tyrone, von O’Conor Don … Ich sage Ihnen das nur, damit Sie wissen, dass Sie hier das eigentliche Herz und die Seele des alten Irland finden.«
»Wie kann das sein«, erwiderte Garret Smith grob, »wo Sie doch Protestant sind?«
Fortunatus wollte den jungen Mann zurechtweisen, doch Sheridan hielt ihn mit einem Wink davon ab.
»Sie haben Recht. Das ist eigenartig, denn die meisten Sheridans sind Katholiken. Aber ich will Ihnen sagen, wie es dazu kam. Vor über einem Jahrhundert wurde mein Vorfahr Donnchaid O’Sioradain Waise, und ein freundlicher englischer Geistlicher nahm ihn zu
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