Die Rebellen von Irland
Jakobiten sind Verräter, und was die katholische Religion angeht, Sir, muss ich Ihnen ganz offen sagen, dass ich sie verabscheue. Ich verabscheue sie zutiefst.« Damit stand er vom Tisch auf und stapfte aus dem Raum.
»Verdammt«, sagte Sheridan und seufzte. »Sie bringen Ihren Verwandten besser fort, Fortunatus, gleich morgen früh.«
Es war ein klarer, frischer Morgen, als sie Quilca zu Pferd verließen, aber Fortunatus war nicht fröhlich gestimmt. Kurz vor ihrem Aufbruch hatte Sheridan noch mit ihm gesprochen.
»Es tut mir aufrichtig leid, dass Ihr Aufenthalt ein so jähes Ende findet«, hatte er gesagt, »aber ich kann nicht dulden, dass Swift belästigt wird. Ihr Verwandter ist ohne Zweifel begabt, aber ich fürchte, er muss noch viel lernen.« Was Fortunatus besonders verstimmte, war, dass er wegen dieses Vorfalls möglicherweise nie wieder eine Einladung nach Quilca bekommen würde.
Garret schien besser gelaunt zu sein. Auch er war, ohne dass Fortunatus es bemerkt hatte, mit einem Abschiedswort bedacht worden, allerdings nicht von Sheridan, sondern von Tidy. Das Faktotum des Dekans hatte ihm an der Hausecke, wo niemand sie sehen konnte, aufgelauert.
»Nun, Smith, hat man Sie vor die Tür gesetzt?«, sagte er boshaft.
»Es hat ganz den Anschein«, erwiderte Garret.
»Hier ist kein Platz für Ihresgleichen«, fuhr Tidy fort. »Mit feinen Leuten an einem Tisch sitzen. Sie gehören nicht in die Gesellschaft der Gentry und werden es auch niemals.«
»Ich komme, wenn man mich einlädt«, erwiderte Garret ruhig. »Es ist nämlich unhöflich, eine Einladung auszuschlagen.« Darauf reagierte Tidy nur mit einem kehligen Laut, als wollte er spucken. »Im Übrigen«, setzte Garret hinzu, »war Art O’Toole hier willkommen, und er, möchte ich meinen, gehört auch nicht zur Gentry.«
Da Tidy persönlich auch für O’Toole nichts übrig hatte, beließ er es bei einem Schweigen, aber etwas in seinem Blick gab zu verstehen, dass O’Toole als fahrender Musikant zur dienenden Klasse zählte.
»Tun Sie nicht so vornehm und geben Sie Höherstehenden keine frechen Antworten«, entgegnete er. »Man hätte Sie letzte Nacht auspeitschen und auf den Stallhof werfen sollen, wo Sie hingehören. Und jetzt verschwinden Sie.«
»Vielen Dank«, hatte Garret gesagt.
Als Fortunatus jetzt neben ihm auf der Straße nach Süden ritt, fragte er sich, welches Schicksal Garret wohl erwartete. Würde er sich friedlich als Krämer in Dublin niederlassen? Würde er mit dem Gesetz in Konflikt kommen? Würde er etwas ganz anderes tun und sie alle überraschen? Und was dachte er über die Ereignisse der letzten beiden Tage? Nachdem sie ungefähr eine Meile geritten waren, wagte er die Bemerkung:
»Es tut mir leid, dass Sie sich mit Dekan Swift überworfen haben. Er ist nämlich ein bedeutender Mann.«
»Aber gewiss ist er das«, sagte Garret verbindlich. »Ich bewundere Swift.«
»Tatsächlich?« Fortunatus war überrascht.
»Er ist wenigstens ehrlich.« Sie ritten noch einige Schritte, ehe er vergnügt hinzusetzte: »Sie und Sheridan sind es, die ich zutiefst verachte.«
»Ach«, sagte Fortunatus.
Garret Smith blickte nicht einmal kurz zu ihm herüber, um festzustellen, wie er die Beleidigung aufnahm, denn es war ihm gleichgültig. Er hatte bereits einen Entschluss gefasst, was er tun wollte.
CONALL UND DEIRDRE
* 1742 *
Die Falle war gestellt. Doktor Terence Walsh lächelte still vor sich hin, als er über die Brücke ans Nordufer des Liffey eilte. Er freute sich, dass er seinem gutmütigen Bruder nützlich sein konnte, vorausgesetzt natürlich, es klappte und das Opfer, eine junge Dame, ging ihnen in die Falle. Aber alles war so sorgfältig und listig geplant, dass eigentlich nichts schiefgehen konnte. Wie Viehdiebe im alten Irland würden Fortunatus und er die Beute nach Hause bringen, und die Familie würde sicherlich nicht mit Beifall geizen.
Es war ein schöner Morgen im April, und Terence ging zu Fuß. Obwohl schon mittleren Alters, hatte er einen drahtigen Körper, einen federnden Gang und immer noch wahre Luchsaugen. Er lächelte und nickte allen zu, die ihn grüßten, und das waren viele, denn er war beliebt. Doch er blieb bei keinem stehen, um einen Schwatz zu halten, denn er war auf dem Weg zu einem Patienten.
Er konnte sich nicht entsinnen, wann MacGowan, der Krämer, das letzte Mal über gesundheitliche Beschwerden geklagt hatte. Als daher eines der vielen Krämerkinder mit der Nachricht zu ihm gekommen war,
Weitere Kostenlose Bücher