Die Rebellen von Irland
nicht entmutigen. Nach den Zugeständnissen, die er während der letzten Sitzungsperiode errungen hatte, drängte er nun auf die Unabhängigkeit des Parlaments. Er erhielt allerdings nur mäßige Unterstützung. Bald erfuhr ganz Dublin, dass der junge Richard Sheridan ins Londoner Parlament gewählt worden war. An Weihnachten erhielten die Walshs einen Brief von ihm, in dem stand, dass er sich bereits jetzt den Anführern der Whigs angeschlossen hatte, die die Opposition bildeten. »Sie sind entschlossen, etwas für die irischen Patrioten zu tun«, schrieb er. »Wenn wir jemals Lord North loswerden können, der wahrscheinlich bis zum St. Nimmerleinstag hier sitzen will.«
Am Ende des Frühlings gebar Kitty Hercules einen zweiten Sohn, den sie Augustus nannten. Georgiana freute sich darüber, dass das Baby vermutlich in Wexford gezeugt worden war.
Und im Mai brach auch sie mit großer Freude wieder nach Mount Walsh auf.
* **
Es war Georges Idee gewesen, Patrick mitzunehmen. Er selbst musste sich um seine Geschäfte kümmern und würde erst in einigen Wochen nachkommen. Hercules und Kitty hatten entschieden, dass sie mit dem neugeborenen Baby den Sommer lieber in Fingal verbringen wollten, das näher an Dublin lag. Aber Patrick, der mehrere Monate ohne Ruhepause gearbeitet hatte, war ganz begeistert davon, einige Zeit mit Georgiana in Wexford zu verbringen.
Er war wirklich ein angenehmer Reisegefährte. Instinktiv schien er zu wissen, wann er eine unterhaltsame Geschichte erzählen und wann er schweigen sollte. Manchmal ritt er neben ihrer Kutsche her, und gelegentlich nahm er auch neben ihr Platz. Sie reisten ohne Zwischenfälle in den Süden. Nachmittags passierten sie Wicklow, die Nacht verbrachten sie in Arklow. Am nächsten Morgen brachen sie früh auf und erreichten Mount Walsh bequem vor Einbruch der Dämmerung. Als sie das große Haus erreicht hatten, ging Patrick sofort in die Küche und begrüßte die Köchin und die anderen Dienstboten, die er noch aus seiner Kindheit kannte. Am nächsten Morgen führte sie ihn auf dem Anwesen herum, und er sprach so nett und freundlich mit allen, die sie trafen – abwechselnd auf Englisch oder auf Irisch –, dass ihn nach diesem Tag offensichtlich alle ins Herz geschlossen hatten. Er stattete auch dem örtlichen Priester Father Finnian einen Besuch ab und ließ ihn wissen, dass er während seines Aufenthalts bei ihm zur Messe erscheinen würde, ohne seine protestantischen Cousins im Herrenhaus in Verlegenheit zu bringen. Und zwei Tage später erfuhr er zu seiner Freude, dass Mr Kelly, ein katholischer Gentleman aus der Gegend, dessen kleines Anwesen nur drei Meilen entfernt war, ein alter Bekannter war, den er vor einigen Jahren in Dublin kennen gelernt hatte.
Er machte auch noch eine andere Entdeckung. Besagter Gentleman hatte eine unverheiratete Schwester, die ein paar Jahre jünger war als Patrick. Ein paar Tage nach seiner Ankunft sprachen die beiden auf Mount Walsh vor. Jane Kelly war charmant, intelligent und sehr hübsch.
»Irgendwann«, sagte Georgiana, als die Gäste sich verabschiedet hatten, »solltest du vielleicht darüber nachdenken, zu heiraten.«
Mit dem bescheidenen Nachlass von Fortunatus und dem Gewinn, den er allmählich im Weinhandel erzielte, war Patrick Walsh wohlhabend genug, um sich eine Ehefrau zu suchen. Und solange George und ich noch am Leben sind, dachte sie, wird er Familienbeziehungen haben, die ihm weiterhelfen.
»Sie unverbesserliche Ehestifterin«, neckte er sie mit einem liebevollen Grinsen.
Aber zwei Tage später brach er am Vormittag zu seinem Freund auf und kehrte erst nach dem Abendessen zurück.
Sie fielen bald in eine sehr angenehme Routine. Einmal wöchentlich schickte Patricks Buchhalter einen Boten mit Nachrichten aus dem Dubliner Geschäft nach Wexford. Ein oder zwei Stunden lang war er dann damit beschäftigt, eine Antwort zu verfassen, aber die restliche Zeit stand ihm völlig frei zur Verfügung.
Manchmal besuchten sie ihre Nachbarn aus der Gegend und luden auch einige ins Herrenhaus ein. Georgiana entging nicht, dass Patrick mindestens einmal in der Woche die Kellys besuchte. An ruhigen Tagen gingen er und Georgiana spazieren, aßen gemeinsam und lasen sich nachmittags gegenseitig vor. Patrick begann auch, die Bibliothek zu sichten. George hatte ihn gebeten, während seines Aufenthalts auf Mount Walsh die Bücher zu katalogisieren und eine Liste derjenigen Werke zu erstellen, die seiner Meinung nach fehlten.
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