Die Rebellen von Irland
»Es gibt ein paar ausgezeichnete Bücher, die aus Onkel Fortunatus’ Nachlass stammen«, berichtete er Georgiana. »Und Sie besitzen eine bemerkenswerte Sammlung an wunderschön gebundenem Schund.« Georgiana informierte ihn, dass ein Buchhändler ihnen die meisten Bücher geschickt hatte. »Der verdammt genau wusste, dass sie sowieso niemand aufschlagen würde«, lachte er. »Ich bin schon dabei, eine Liste zu erstellen.« Er brauche allerdings unbedingt jemanden, der die Liste ins Reine schrieb, gestand er ihr. »Meine Handschrift ist so unleserlich, dass es mir peinlich ist. Ich werde Father Finnian fragen, ob er jemand Geeignetes kennt«, schlug er vor.
Er war überrascht, als Georgiana am nächsten Tag mit dem Mädchen Brigid in die Bibliothek kam. Sie schlug ihm vor, es erst einmal mit ihr zu versuchen. Erstaunt merkte er, dass Brigid nicht nur eine wunderschöne Handschrift hatte, sondern auch problemlos Titel in französischer und lateinischer Sprache verstand. »Sie kann sogar mein Gekritzel entziffern«, lachte er. »Und das ist wirklich eine reife Leistung. Dein Vater hat dich sicher in eine Hedge School geschickt, oder?«, fragte er das Mädchen. Brigid nickte. Folglich bekam Brigid die Anordnung, jeden Tag ein oder zwei Stunden am großen Tisch in der Bibliothek Platz zu nehmen und die Notizen zu überarbeiten, die Patrick ihr gab.
Georgiana hatte bei ihrer Ankunft erfreut festgestellt, dass ihr blasser junger Schützling ein wenig mehr Fleisch auf den Rippen hatte. Sie gratulierte sich zu ihrer neuesten Idee, mit der sie das Selbstvertrauen des Mädchens steigern würde.
Mitte Juni traf George ein. Er war beeindruckt von Patricks Fortschritten in der Bibliothek und dankte ihm herzlich. Er bat ihn auch, noch länger bei ihnen zu bleiben, aber Patrick lehnte bedauernd ab. Er müsse am folgenden Tag nach Dublin zurückkehren und sich um seine Geschäfte kümmern, erklärte er. An seinem letzten Nachmittag stattete er den Kellys einen Besuch ab.
Aber später aßen er, Georgiana und George gemeinsam zu Abend. Es war ein wunderbares Familienmahl, das die drei nicht im großen Esssaal, sondern in einem kleinen Salon einnahmen. Die Unterhaltung drehte sich zuerst um allgemeine Neuigkeiten, wendete sich aber bald der Politik zu. George hatte einiges zu berichten.
»Grattan und seine Patrioten sind fest entschlossen, ihre Forderungen in der nächsten Sitzungsperiode durchzusetzen. Ich habe im letzten Monat mit einigen Abgeordneten geredet. Das unabhängige irische Parlament, das sie wollen, stünde immer noch unter der Hoheit des Königs. Sie wollen sich nicht völlig lossagen wie die Amerikaner, sondern nur die Macht des englischen Parlaments über Irland ein für allemal brechen.«
»Aber das schaffen sie nicht«, sagte Georgiana.
»Nein. Im Dubliner Parlament bekommen sie diesen Antrag nicht durch. Ihnen fehlen die nötigen Stimmen. Und Lord North wird ihnen niemals eine Zusage geben. Falls unser junger Freund Sheridan und die Whigs jemals an die Macht gelangen, wollen sie sich für uns einsetzen. Aber im Moment sieht es wirklich nicht danach aus.«
»Und die Volunteers?« ,fragte Patrick.
»Sie zögern. Ihren Freihandel haben sie ja bekommen. Aber vor einer Revolution schrecken die meisten doch zurück.« Er schwieg einen Augenblick. »In Ulster herrscht allerdings eine bedrohlichere Stimmung. Die Presbyterianer dort haben für England nichts übrig, denn im Herzen sind die meisten schottische Bündnistreue. Sie würden dem Beispiel Amerikas augenblicklich folgen, wenn sie könnten.«
Georgiana dachte an ihre Cousins, die Laws.
»Für sie ist alles eine Frage des Prinzips«, warf sie ein.
»Wahrscheinlich ja«, stimmte George zu. »Aber wir können sie unter Kontrolle halten.«
Beim Nachtisch kamen sie auf ein angenehmeres Thema zu sprechen.
»Patrick, ich möchte dich um eine Gefälligkeit bitten«, begann George Mountwalsh, »die hoffentlich dafür sorgen wird, dass du dich in Zukunft viel öfter hier unten aufhältst. Deine Empfehlungen für die Bibliothek sind so ausgezeichnet, dass ich mich gefragt habe, ob du vielleicht bereit wärst, die Bücher für uns zu erwerben, die du für angebracht hältst. Und diese Bücher dann in die Bibliothek einzuordnen. In anderen Worten: Möchtest du die Verantwortung für die Bibliothek übernehmen und ein wahres Schmuckstück daraus machen?«
»Würdest du das für uns tun, Patrick?«, bat auch Georgiana.
Patrick schürzte die Lippen. Er konnte sich
Weitere Kostenlose Bücher