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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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London die Patrioten immer unterstützt hatten, würde ihnen nichts anderes übrig bleiben, als diese Unabhängigkeit anzuerkennen. Grattan hatte gesiegt. Irland hatte gesiegt. Aber gerechterweise musste man zugeben, dass Hercules nicht ganz Unrecht hatte, als er verkündete: »Das haben wir nur den verdammten Amerikanern zu verdanken.«
    ***
    Patrick kehrte eine Woche nach der Debatte nach Dublin zurück, und diesmal besuchte er Georgiana unverzüglich.
    »Du hast die ganze Aufregung versäumt«, sagte sie.
    »Ich habe in London exzellente Geschäfte abgeschlossen«, informierte er sie. »Und ich habe veranlasst, dass die zahlreichen Bücher, die ich für Ihre Bibliothek erworben habe, nach Irland verschifft werden.«
    »Und hast du eine Entscheidung getroffen? Ich meine, was die Frauen in deinem Leben angeht.«
    »Ja«, erwiderte er ruhig. »Ich glaube schon.« Aber mehr sagte er nicht, und Georgiana zwang sich, nicht weiter in ihn zu dringen.
    Zwei Tage später sprach er bei Louisa vor, aber was sich zwischen den beiden abspielte, konnte noch nicht einmal Eliza herausfinden. Anfang Mai brach Patrick mit zwei Wagenladungen voller Bücher in Richtung Mount Walsh auf. Das englische Parlament wollte erst Mitte des Monats über die irische Frage abstimmen, also blieben George und Georgiana in Dublin, bis wie erwartet die Nachricht eintraf, dass die Whigs die Forderungen der Patrioten erfüllt hatten. Dann brachen auch sie nach Wexford auf.
    »Bis wir dort sind, hat Patrick bestimmt alle neuen Bücher katalogisiert und der Bibliothek einverleibt«, sagte George zufrieden. »Und vielleicht sagt er mir dann endlich, ob er sich für Louisa oder Jane Kelly entschieden hat«, fügte Georgiana hinzu. »Auf wen tippst du?«
    »Ich glaube, Louisa und ihr Vermögen haben ihn schwer in Versuchung gebracht, aber sein Gewissen hat ihn zu dem katholischen Mädchen zurückgeführt«, sagte George.
    Als sie jedoch Mount Walsh erreichten und nach Patrick fragten, wurde ihnen nur mitgeteilt, dass er am vorigen Tage abgereist war.
    »Ich könnte schreien vor lauter Enttäuschung«, gestand Georgiana lachend, als sie im Schlafzimmer alleine waren.
    Sie bemerkte, dass ihr Ehemann nachdenklich aussah.
    »Irgendwas geht hier vor«, sagte er. »Ist dir nicht aufgefallen, wie seltsam alle Dienstboten uns angesehen haben?« Kurz danach ließ er sie allein und kehrte zehn Minuten später zurück. »Die Bücher stehen in der Bibliothek und sind wunderschön katalogisiert. Alles ist in bester Ordnung. Aber ich sage dir, hier geht irgendetwas vor.«
    »Überlass das mir«, sagte sie mit einem Lächeln und ging schnurstracks zur Köchin hinunter.
    Diese führte Georgiana in die Speisekammer, wo sie ungestört waren. Dort brach es aus der braven Köchin nur so heraus. »Oh Mylady«, begann sie. »So etwas Unerhörtes. Der Butler wartet nur darauf, dass seine Lordschaft herunterkommt, um ihm die Situation zu erklären.«
    »Welche Situation?«
    »Es ist Mr Patrick. Miss Kelly und er wirkten doch so respektabel zusammen … so durchzubrennen.«
    »Er ist mit Miss Kelly durchgebrannt?«
    »Oh Mylady, wenn es nur so wäre. Aber es ist das Mädchen. Er ist mit Brigid auf und davon und hat niemandem auch nur ein Wort davon gesagt. Ein solcher Gentleman und sie … was immer sie auch sein mag. Und sie war immer so still und dünn … oder vielleicht ist sie jetzt nicht mehr so dünn, Gott helfe ihr.«
    »Er hat Brigid mitgenommen? Aber wohin denn?«
    »Nach Dublin. Sie soll in seinem Haus leben. Hätte er sie lieber bis ans Ende der Welt gebracht, das wäre besser für sie gewesen. Aber sie sind auf jeden Fall nach Dublin gegangen.«
    »Wussten Sie etwas davon?«
    »Ich hatte keine Ahnung. Direkt vor unserer Nase, und wir haben nichts gemerkt. Und dabei waren die beiden stundenlang alleine in der Bibliothek.«
    »Er hat sich schändlich verhalten«, schrie Georgiana. Und in ihrem Herzen dachte sie: und wie ein Narr gehandelt.
    »Sie muss ihn verhext haben«, sagte die Köchin überzeugt. »Ich hätte es ahnen müssen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte gleich am ersten Tag wissen müssen, dass sie gerissen ist. Beim ersten Blick in ihr Gesicht.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Aber Mylady, sind Ihnen denn nie ihre seltsamen grünen Augen aufgefallen?«
    Die Augen des dunkelhaarigen Mädchens waren tatsächlich von tiefem Grün. Aber Georgiana hatte nie weiter darüber nachgedacht.

DIE REBELLEN
* 1796 *
    Deirdre blickte unverwandt von Rathconan zum Meer

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