Die Rebellen von Irland
verbinden, die einem Mann wie Budge sichtlich gefielen.
»Gedenkst du bald wieder nach Dublin zurückzukehren?«, fragte Budge.
»Man sagt mir, dass ich als Möbeltischler in Dublin ein gutes Auskommen fände, Sir«, erwiderte Conall. »Doch vermisse ich die Berge meiner Kindheit. Ich überlege deshalb, ob ich nicht hier als Tischler unterkommen könnte.« Er sah Budge fragend an. »Wenn ich zeige, dass ich zuverlässig arbeite und nicht trinke.«
Budge betrachtete ihn forschend, dann nickte er kurz und sagte, Conall solle nach der Beerdigung seines Vaters zu ihm kommen. Kurz danach ging er.
»Du willst hierher zurückkehren, nachdem du in Dublin warst?«, fragte Deirdre.
»Ich überlege es, ja«, antwortete er. »Ich denke daran, zu heiraten und mich niederzulassen.«
»Oh.« Deirdre rang für einen Moment um ihre Fassung. »Und wer ist die Glückliche?«, fragte sie mit bangem Herzen.
»Du«, sagte er.
***
Wenn Budge Bedenken gegen einen weiteren aufsässigen Smith als Pächter hatte, ließ er sie sich nicht anmerken. Am Tag nach Conalls Umzug nach Rathconan hatte er ihn persönlich in seinem Häuschen aufgesucht.
»Ich habe mir vor einigen Jahren eine Haustür machen lassen, die jedoch nicht gut schließt. Kannst du mir eine neue machen?« Und nachdem Conall die Tür aus bester Eiche geschreinert und eingepasst hatte, hatten Budge und seine Frau sie bewundert und Budge hatte gesagt: »Eine vortreffliche Arbeit, Conall, das muss ich sagen. Eine vortreffliche Arbeit.« Und Conall war gut bezahlt worden.
Weitere Aufträge des Gutsherrn und seiner Freunde waren gefolgt. Einige Zeit später hatte Conall sich mit einem Empfehlungsschreiben Budges zu einem Möbeltischler nach Wicklow begeben. Daraus hatte sich eine anhaltende Geschäftsbeziehung entwickelt. Der Tischler aus Wicklow schickte Conall Aufträge, und alle paar Wochen begab Conall sich mit einem Karren nach Wicklow hinunter, auf den er einen Tisch, einige Stühle oder einen fein gearbeiteten Schrank geladen hatte. Wie um den Ruf seines Vaters vergessen zu machen, lieferte er immer pünktlich und seine Arbeit war ohne Makel. Nach einigen Jahren wollte der Schreiner aus Wicklow Conall als Geschäftspartner aufnehmen. Conall hätte in Wicklow gewiss besser verdient, doch er und Deirdre wollten in Rathconan, in den Bergen leben.
Conall trank gelegentlich Bier, doch immer in Maßen. Er sagte oder tat nichts, das Budge und die Seinen hätte kränken können. In späteren Jahren pflegte der Gutsherr Conall oft als Beweis dafür zu zitieren, dass man aus einem Iren mit fester Hand und ein wenig Überredung nicht selten »einen arbeitsamen und ehrbaren Handwerker« machen könne.
Was Deirdre betraf, so hatte sie ihr Glück und ihre Bestimmung gefunden. Wenige Tage vor ihrer Hochzeit mit Conall hatte ihr Großvater sie zur Seite genommen und sie gefragt, ob sie Conall denn wirklich heiraten wolle. Die Frage hatte sie überrascht. Sie hatte ihm versichert, dass sie das tatsächlich wollte, und er hatte nichts mehr gesagt. Die ersten Monate ihrer Ehe hatten sie in ihrer Entscheidung auch vollkommen bestätigt.
Damals vor Jahren war Conall ein kleiner Junge gewesen, den sie beschützt hatte und dem sie eine unentbehrliche Spielkameradin gewesen war. Jetzt hatte sie in dem jungen Mann ihren Prinzen gefunden. Wenn sie sich liebten, war ihr, als seien sie aus derselben Form geschaffen. In ihrem gemeinsamen Leben klangen sie zusammen wie zwei Saiten desselben Instruments.
Zugleich umgab Conall immer etwas Geheimnisvolles. Gelegentlich saß er tief in Gedanken versunken da, und Deirdre musste warten, bis er zu ihr zurückkehrte. Eines Tages machten sie einen Ausflug nach Glendalough. Nebeneinander standen sie in der Stille der Berge am oberen See, und Deirdre war plötzlich ganz seltsam zumute: als schwebten sie beide wie Dunst über dem Wasser. Ich bin nicht nur mit einem Mann verheiratet, dachte sie, sondern auch mit einem Geist. Sie waren schon fast ein Jahr verheiratet, als er ihr die Wahrheit über seine Schulzeit in Dublin erzählte.
»Die Schule war schrecklich, Deirdre. Wir waren nur wenige katholische Jungen, und wir sollten dort bekehrt werden. Die Schulmeister betrachteten uns als wilde Tiere, die gebändigt werden mussten. Sie behandelten uns auch wie Tiere. Im Morgengrauen trieben sie uns mit Fußtritten aus den Betten. Dann mussten wir die Böden schrubben, bevor die protestantischen Jungen aufstanden. Auch den restlichen Tag über wurden wir
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