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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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ja.«
    Brigid war in die Tür getreten, und Deirdre stockte der Atem. Das magere Mädchen, das sie in Mount Walsh zurückgelassen hatte, gab es nicht mehr. Brigid war aufgeblüht wie ein Zweig, dessen fest geschlossene Knospen im Frühjahr aufbrechen. Aufrecht stand sie vor ihren Eltern, in einem strengen Kleid und mit straff nach hinten gekämmten schwarzen Haaren, der Inbegriff einer tüchtigen jungen Haushälterin. Doch ihre Mutter sah auch, dass sie Brüste bekommen hatte. Vor ihr stand eine stolze junge Frau. Brigids Haut schimmerte, und in ihren Augen lag ein ganz neuer Glanz.
    »Ich möchte allein mit meiner Tochter sprechen«, sagte Deirdre bestimmt.
    Brigid bewohnte ein schönes Zimmer im dritten Stock, unmittelbar unter dem Dachgeschoss, in dem der Rest des Personals untergebracht war. Auf dem Boden lag ein Teppich, auf dem Bett eine Decke und in der Ecke stand ein Polstersessel. Brigid setzte sich auf das Bett und bedeutete ihrer Mutter, auf dem Sessel Platz zu nehmen.
    »Es tut mir leid, dass ich nicht geschrieben habe.«
    »Das ist jetzt unwichtig«, fiel ihre Mutter ihr ins Wort. »Du bist nicht seine Haushälterin.«
    »Doch. Ich schwöre es.«
    »Und mehr nicht?«
    Brigid schwieg.
    »Was fällt dir ein, Brigid?«, rief ihre Mutter verzweifelt. »Merkst du nicht, was du aus dir machst? Du musst hier sofort weg.« Brigid fing an den Kopf zu schütteln, doch Deirdre redete weiter. »Was haben sie dir in Mount Walsh getan? Haben sie dich schlecht behandelt? Warst du unglücklich? Du hättest es mir nur zu sagen brauchen.«
    »Anfangs war ich einsam, Mutter. Ich habe euch so sehr vermisst. Aber alle waren sehr lieb zu mir. Und dann …« Sie lachte. »Ich glaube, mir war langweilig. Bis Patrick auftauchte.«
    Dieses Lachen. Und wie sie ihn Patrick nannte.
    »Du meine Güte, Kind. Du bist seine Geliebte.« Deirdre starrte ihre Tochter an. »Glaubst du, du findest noch einen ehrbaren Mann, wenn das herauskommt? Dieser feine Herr wird dich niemals heiraten. Er benützt dich, Brigid, aber was wird aus dir, wenn er mit dir fertig ist? Hast du daran gedacht?« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist meine Schuld. Ich hätte dich warnen müssen, aber ich glaubte, in Mount Walsh könnte dir nichts passieren. Ich hätte nie gedacht …«
    »Es ist überhaupt nicht deine Schuld, Mutter.«
    »Du kehrst sofort nach Rathconan zurück.«
    »Was soll ich dort? Einen Brennan heiraten?« Brigid schwieg und fügte ruhig hinzu: »Ich sage dir, Patrick ist ein guter Mensch. Ich werde keinen besseren finden.«
    »Du bildest dir ein, er liebt dich?«
    »Ich glaube, ich interessiere ihn. Er mag mich.«
    »Er nützt dich aus. Du bist für ihn nur eine Magd.«
    »Das war ich auch in Wexford.«
    »Komm mit uns, Brigid.«
    »Verzeih mir, Mutter, aber ich will nicht.«
    »Dein Vater wird es dir befehlen.«
    »Er kann mich nicht zwingen.« Ruhig und entschlossen saß sie auf dem Bett.
    Deirdre war so schockiert und wütend, dass sie nicht einmal weinen konnte. Sie stand auf.
    »Dann habe ich dir nichts mehr zu sagen, Brigid.« Auf der Treppe nach unten sagte sie trotzdem noch: »Wir werden einige Tage bei deinem Bruder wohnen. Ich hoffe, du änderst deine Meinung.«
    Deirdre wollte nicht mehr mit Patrick sprechen, sondern bedeutete Conall, sie sollten sofort gehen.
    Sobald sie draußen standen, brach es aus ihr heraus.
    »Weißt du, was sie ist? Seine Geliebte.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Conalls Stimme klang ruhig.
    »Und du willst nichts dagegen tun? Du willst deine Tochter nicht retten?«
    »Ist sie gegen ihren Willen hier?«
    »Sie weigert sich zu gehen.«
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun, Deirdre? Patrick Walsh erschießen?«
    »Er ist der Teufel in Person.«
    »Vielleicht.« Conall klang nicht überzeugt.
    »Was hat er gesagt?«
    »Über Brigid? Nicht viel. Sie hat ihm geholfen, ein Bücherverzeichnis für eine Bibliothek zu erstellen.« Er schwieg, während seine Frau ihn ungläubig anstarrte. »Er hat die Gedichte deines Großvaters gelesen. Und sein Vater, der alte Doktor Walsh, scheint meinen Vater als Kind gekannt zu haben. Es hat sich herausgestellt, dass wir sogar entfernt verwandt sind.«
    »Glaubst du, er würde Brigid heiraten?«
    »Ich glaube, der heiratet überhaupt nicht«, erwiderte Conall nachdenklich.
    ***
    Womit er Recht behielt. Deirdre schickte ihn noch einmal zu Brigid und Patrick, bevor sie Dublin verließen, doch konnte er nichts ausrichten. Ein Jahr später gebar Brigid ein Kind. Deirdre schickte

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