Die Rebellen von Irland
trinken. Ein Dudelsackpfeifer spielte eine klagende Weise; aber schon bald würde die Musik fröhlicher werden. Brian hatte bereits von allen Gästen Beileidsbekundungen erhalten. Jetzt mischte er sich unter die Besucher, um sicherzustellen, dass alle mit der Höflichkeit und Gastfreundschaft behandelt wurden, die dem Anlass angemessen war. Gerade hatte er bemerkt, dass Tadgh O’Byrne ihn stirnrunzelnd anstarrte und etwas vor sich hin murmelte. Er wäre dem Kerl gerne aus dem Weg gegangen, aber das durfte er eigentlich nicht. Er bereitete sich gerade innerlich auf ein Gespräch mit dem Nichtsnutz vor, als sein Blick auf den Abhang fiel und er eine seltsame, ihm völlig unbekannte Gestalt sah, die langsam den Weg zum Haus hinaufritt.
Es war ein großer, hagerer Mann. Sein Wams, sein Umhang und seine Kniehosen waren so schwarz wie Tinte. Keine Feder zierte seinen hohen schwarzen Hut. Hinter ihm ritt ein in Grau gewandeter Diener. Obwohl die Sonne auf den Weg schien, war es, als habe eine kleine Wolke des Unheils ihren Schatten auf die Gebirgspässe geworfen. Brian fragte sich, wer das sein mochte.
***
Bei seinem Treffen mit Doyle war Doktor Simeon Pincher schlecht gelaunt gewesen. Aber das war nichts Ungewöhnliches. Der Prediger und Gelehrte war nämlich schon seit über einem Jahr schlechter Laune.
Wie in England traf sich das irische Parlament nicht regelmäßig zu Sitzungen, sondern nur dann, wenn es bestimmte Angelegenheiten zu erledigen galt. Aber im vergangenen Jahr war ein ständiges Parlament in Dublin einberufen worden, eine beeindruckende Versammlung. Den alten Parlamenten unter der Herrschaft der Tudors und der Plantagenets hatten größtenteils Gentlemen aus dem English Pale um Dublin angehört, aber dieses Parlament hatte Männer aus allen Teilen der Insel angezogen.
Zuerst hatte das für Probleme gesorgt. Die meist katholischen Altengländer hatten erst gedroht, der Versammlung fernzubleiben, aber schließlich hatten sie sich beruhigt und die Geschäfte aufgenommen. Und jetzt bewegte sich das Parlament – jedenfalls Pinchers Meinung nach – in die richtige Richtung. Die Verordnung, dass alle Regierungsbeamten den Oath of Supremacy schwören mussten, war bekräftigt worden. Sie mussten schwören, dass der König und nicht der Papst die höchste geistliche Autorität darstellte, sofern sie ihre Stellung nicht verlieren wollten. Dann hieß es, dass dieser Eid auch für alle Advokaten Pflicht werden sollte. Das hätte jedoch das berufliche Ende für loyale Katholiken wie Martin Walsh bedeutet, und der entsprechende Antrag wurde schnell wieder zurückgezogen. Katholiken, die sich weigerten, den alten Glauben aufzugeben, mussten Bußgelder bezahlen. Das Parlament war jedoch noch nicht bereit dazu, sie zu zwingen, der Kirche von Irland beizutreten, was Simeon Pincher sehr bedauerte. Immerhin wurden Proklamationen gegen ausländische Erzieher und reguläre Priester erlassen. Das Parlament hatte seine Fehler, aber es bewegte sich in die richtige Richtung. Und das lag hauptsächlich an seiner Zusammensetzung.
Denn die Protestanten waren den Katholiken zahlenmäßig überlegen. Mit einhundertzweiunddreißig zu hundert Stimmen. Einige Katholiken waren alteingesessene irische Fürsten, aber die meisten gehörten zu den Altengländern. Woher kamen also die ganzen Protestanten? Überwiegend aus den Plantations, den Besiedlungen. Und seltsamerweise ärgerte genau dieser Umstand Pincher. Er war nicht wütend auf die Plantation-Männer. Gott bewahre, nein. Er war wütend auf sich selbst. Denn Pincher hatte es versäumt, rechtzeitig zu investieren.
»Mein Glaube war nicht stark genug«, hatte er seiner Schwester in einem Brief gestanden. »Der Mut verließ mich zu schnell.«
Die Sache war ihm einfach zu groß geworden. Bei seinem Besuch in Ulster vor sieben Jahren hatte er die Möglichkeit erkannt, das Land erfolgreich zu besiedeln. Als nach der Flucht der Grafen und der Konfiszierung der Territorien von Tyrone und Tyrconnell folglich eine Plantation in Ulster in greifbare Nähe rückte, hatte er auf den Bauernhof verzichtet, der ihm angeboten worden war. Schließlich hatte er Besseres in Aussicht gehabt. Aber die Landstriche, die in Ulster und Connacht verfügbar wurden, waren derart riesig, dass die gesamte Operation ungeahnte Ausmaße annahm. Die undertaker übernahmen ungeheuer große Gebiete. Die Stadt London hatte das gesamte Gebiet Derry übernommen und in Londonderry umgetauft. Ursprünglich war man
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