Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
Waffenlager in den Liberties. Nur eine Hand voll Männer, darunter die Brüder Smith, kannten den genauen Standort. Schmiede hatten Hunderte von Piken hergestellt. Außerdem verfügte man über Steinschlossgewehre, Pistolen und eine eindrucksvolle Menge Schießpulver. William machte sich als Sekretär und rechte Hand Emmets nützlich. Nur eines fehlte.
    »Wir brauchen Geld, William«, sagte Emmet eines Tages im Juni. »Kannst du welches beschaffen?«
    William hatte noch hundert Pfund. Davon gab er Emmet fünfzig. Er überlegte auch kurz, ob er seine Großmutter um Geld bitten sollte, aber dafür hätte er seine Tarnung aufgeben müssen. Außerdem durfte er sie, selbst wenn sie bereit gewesen wäre, ihm Geld zu geben, nicht auf diese Art in die Verschwörung verwickeln. Bei dem Gedanken an sie wurde ihm allerdings schmerzhaft klar, wie sehr er seine Familie vermisste.
    Womit er nicht seine Eltern meinte. Er war ja froh, dass er seinem Vater nicht zu begegnen brauchte, und seine Mutter liebte ihn zwar, folgte jedoch so eilfertig den Wünschen seines Vaters, dass er das Gefühl hatte, mit ihr nicht reden zu können. Mit Georgiana war das anders. Er war ein- oder zweimal in der Abenddämmerung an ihrem Haus vorbeigegangen, in der Hoffnung, hinter einem beleuchteten Fenster ihre Silhouette zu sehen. Wie er sich danach sehnte, die Stufen zu der Tür mit dem fächerförmigen Oberlicht hinaufzusteigen und sich zu erkennen zu geben. Beim zweiten Mal hatte die Tür zu seiner Freude offen gestanden und sein Bruder war herausgekommen. Er hatte ihm nachgeblickt, wie er abwesend die Straße hinunterging, in Gedanken zweifellos mit einem mathematischen Problem beschäftigt. Wenn er ihn doch hätte ansprechen können!
    Williams Bewunderung für Robert wuchs täglich. Der Bursche sammelte nicht nur Waffen, er erfand auch gleich neue. So hatte er eine zusammenklappbare Pike erfunden, die man unter dem Mantel verstecken konnte. Die Schmiede hatten zwar gejammert und nur einige wenige Piken hergestellt, doch der Klappmechanismus funktionierte. Außerdem hatte er dank seiner Chemiekenntnisse Granaten und Signalraketen erfunden. Letztere waren Ungetüme an zweieinhalb Meter langen Stangen, die einige hundert Meter zum Himmel aufstiegen und sich dann in einem verschiedenfarbigen Feuerwerk entluden, das den Soldaten nach vorheriger Absprache als Signal dienen sollte. Anfang Juli zündeten sie eine solche Rakete mit großem Erfolg auf einem Feld bei Rathfarnham.
    Und er fand auch noch Zeit, eine Liaison mit der Tochter eines Gentleman aus der Nachbarschaft zu pflegen: Sarah Curran, eine dunkelhaarige Schönheit mit einer wunderbaren Gesangsstimme. Robert schafft so viel zur gleichen Zeit, dass ein Tag seines Lebens einem ganzen Monat im Leben der meisten anderen Menschen entspricht, dachte William.
    Anfang Juli spürte William jedoch, dass sein Freund sich Sorgen machte. Mitte des Monats schien Robert zutiefst beunruhigt zu sein.
    »Wir müssen bald losschlagen, William«, eröffnete er ihm. »Wir haben fast kein Geld mehr und können uns nicht mehr lange versteckt halten.«
    »Und die Franzosen?«, fragte William. »Wir können nicht ohne sie losschlagen.«
    »Kein Wort von ihnen.« Emmet verstummte. Er schien etwas zu überlegen. Dann schüttelte er unwillig den Kopf. »Die Zeit wird knapp«, sagte er. »Ich muss ab jetzt in der Stadt wohnen, und du solltest das auch. Hast du dort ein Zimmer, in dem du unterkommen kannst?«
    William fiel das Angebot Finn O’Byrnes ein, und er suchte ihn gleich am folgenden Tag auf. O’Byrne bot sofort seine Hilfe an. »Du kannst ein Zimmer in dem Haus haben, in dem ich wohne«, versicherte er William. »Das macht überhaupt keine Umstände.«
    ***
    Finn O’Byrne schwebte im Glück. Als er zwei Wochen zuvor berichtet hatte, sowohl Emmet wie William gesehen zu haben, war Lord Mountwalsh erfreut gewesen. Als er ihm jetzt berichtete, dass William bei ihm wohnen würde, lächelte der Lord sogar.
    »Sie glauben, die Verschwörung steht kurz vor dem Ausbruch?«
    »Jawohl, Mylord.«
    Hercules überlegte. Als O’Byrne ihm das erste Mal von Emmet und William berichtet hatte, da hatte er sich verpflichtet gefühlt, die Burg zumindest über Emmet zu unterrichten. Doch dort hatte man sich nicht sonderlich beeindruckt gezeigt.
    »Wir wissen, dass einige der Mitglieder der United Irishmen aus Frankreich zurückgekehrt sind, aber das sind kleine Fische. Robert Emmet ist noch sehr jung. Er ist vielleicht in

Weitere Kostenlose Bücher