Die Rebellen von Irland
Familienangelegenheiten hier. Haben Sie genauere Kenntnisse?«
»Nein«, hatte Hercules bedauernd geantwortet.
Doch wenn O’Byrne den jungen William überwachte, würde der ihn wahrscheinlich zu Emmet und wer weiß wem noch führen.
»Folgen Sie meinem Sohn, und berichten Sie mir darüber«, befahl er O’Byrne.
Finn hätte gern gewusst, was der Lord mit seinem Sohn zu tun gedachte, wenn die Verschwörung erst aufgedeckt war. Wahrscheinlich würde er den jungen Mann an einen sicheren Ort bringen. Ihm selbst war das egal, solange er bezahlt wurde.
»Ich werde dafür sorgen, dass der junge Herr nicht mit der Verschwörung in Zusammenhang gebracht wird«, sagte er hilfsbereit.
Hercules starrte ihn an. Anfangs, als er O’Byrne als Spitzel eingestellt hatte, hatte er nur Informationen gewollt. Doch damals hatte er noch nicht gewusst, wie tief sein Sohn mit drinsteckte. Inzwischen hatten Hercules’ Ziele sich geändert.
Zuerst war der Junge von der Universität geflogen, dann war er nach Paris durchgebrannt und jetzt plante er eine Verschwörung. Für einen kurzen Augenblick offenbarte der Earl seine Gefühle sogar diesem erbärmlichen Spitzel.
»William war mein Sohn, doch er hat seine Familie, seine Religion und sein Land verraten. Er hat auch mich verraten. Er ist nicht mehr mein Sohn.«
»Wie Euer Lordschaft meinen.«
»Ertappen Sie ihn auf frischer Tat, O’Byrne. Es darf kein Zweifel zurückbleiben. Die Beweise müssen eindeutig sein. Ich will, dass er festgenommen wird. Und dann soll er gehängt werden.«
O’Byrne starrte ihn an.
»Sie sprechen darüber mit niemand anderem«, fuhr Seine Lordschaft fort. »Sie unterrichten mich über alles, und ich werde zu gegebener Zeit die Behörden alarmieren. Sie bekommen von mir fünfzig Pfund, wenn Sie die Soldaten genau im richtigen Augenblick zu meinem Sohn führen. Können Sie das bewerkstelligen?«
Fünfzig Pfund waren viel Geld.
»Ja«, sagte O’Byrne, »das kann ich.«
***
Am Abend des 14. Juli wurden die Bürger Dublins durch lautes Knallen und Feuerwerk jenseits des Liffey aufgeschreckt. Der wachhabende Offizier der Burg ließ sich freilich nicht aus der Ruhe bringen.
»Der Jahrestag des Sturms auf die Bastille«, sagte er gelangweilt. »Feuerwerk der Republikaner.«
Dennoch rückte der Stadtkommandant, der Polizeichef von Dublin, mit einer Abteilung zu den Quais aus. Dort loderte ein gewaltiges Feuer, um das sich eine riesige Menge versammelt hatte. Aus der Menge wurden vereinzelte Schüsse abgegeben. Der Stadtkommandant wollte die Feierlichkeiten gewaltsam unterbinden, doch die aufgebrachten Bürger bewarfen seine Leute mit Steinen, und er musste sich zurückziehen.
»Wir dürfen solche republikanischen Feiern nicht zu ernst nehmen«, sagte ein Beamter aus der Burg danach. »Der Stadtkommandant hätte nicht eingreifen dürfen.«
***
Am Nachmittag des 15. Juli erhielt John MacGowan unerwartet Besuch von Georgiana. Sie war schreckensbleich und bat um Hilfe.
»Ich habe ihn gesehen, John. Meinen Enkel. In der Grafton Street. Er bog in eine Gasse ein, und ich eilte ihm nach, aber Sie kennen diese Gegend ja. Ein Gewirr kleiner Sträßchen und Gassen. Ich habe ihn aus den Augen verloren, aber es war William, das weiß ich ganz bestimmt.« Georgiana seufzte. »Ich kehrte nach Hause zurück, und dann fielen Sie mir ein. Es ist erst zwei Stunden her.«
»Vielleicht haben Sie sich geirrt. Manchmal spielt einem die Einbildung Streiche.«
»Helfen Sie mir, John.«
MacGowan verstummte.
»Was hat er Ihrer Meinung nach vor?«, fragte er schließlich.
»Er kommt aus Paris, wahrscheinlich zusammen mit Emmet und anderen. Sagen Sie mir, was die vorhaben.«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte MacGowan wahrheitsgemäß. »Natürlich haben die Männer von den United Irishmen mich angesprochen, damals, vor Monaten. Aber ich wollte nicht mitmachen. Ich glaube nicht mehr an Aufstände.«
»Die United Irishmen planen einen Aufstand?«
»Ich habe davon reden hören. Aber das heißt noch nicht, dass es tatsächlich einen geben wird.«
»Ich habe schon Patrick verloren, John. Ich würde es nicht ertragen, auch noch William zu verlieren.«
»Das mit Patrick war schrecklich«, sagte MacGowan leise. »Kann der Vater des Jungen dir nicht helfen?«
Georgianas verzweifelter Gesichtsausdruck genügte ihm als Antwort. »Ich werde mich umhören«, sagte er, »aber ich kann nichts versprechen.«
Am Abend suchte er Georgiana in ihrem Haus auf.
»Man verrät mir
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