Die Rebellen von Irland
goldenen Litzen besetzte Uniformen angefertigt, wie sie die französischen Generäle trugen. »Ich und die anderen Anführer werden sie tragen, damit unsere Leute wissen, dass sie eine Armee von wirklichen Revolutionären sind.«
Es gab viel vorzubereiten. Vorräte an Munition und anderen Dingen mussten bereitgestellt werden, darunter auch Brotlaibe für die Rebellen. Man konnte das Depot jetzt unmöglich noch geheim halten. Ununterbrochen trafen Boten der verschiedenen Dubliner Brigaden dort ein. Am Montagmorgen tauchte kurz nach William auch Finn O’Byrne auf. Er machte sich rasch nützlich, überprüfte Waffen und stellte fest, was fehlte. »Wir brauchen mehr Schrotkugeln, Mr Emmet«, meldete er, und William wurde losgeschickt, um welche zu kaufen. Am Ende des Tages begleitete er William nach Hause und kaufte ihm unterwegs noch etwas zu trinken.
Emmet verfasste neben seiner anderen Arbeit auch noch lange, zündende Manifeste. Für Irland sei die Zeit gekommen, schrieb er, seinen Platz inmitten der selbstbewussten Nationen einzunehmen. Leinster und Ulster würden den Anfang machen, der Rest Irlands würde folgen. Hilfe aus dem Ausland brauche man nicht. Doch sei wichtig, dass die Aufständischen sich ehrenhaft verhielten. Eine strenge militärische Ordnung sollte gelten, gefolgt von freien Wahlen und Gerechtigkeit für alle. »Lass das gleich drucken, William«, befahl er.
Russell, Hamilton und einige andere begaben sich nach Norden, um die Anhänger in Ulster zu mobilisieren. Aus Kildare traf die Nachricht ein, man werde am Sonntag mit fast zweitausend Mann nach Dublin kommen. Boten mussten nach Wexford und Wicklow geschickt werden.
»Wer kennt sich in den Wicklow-Bergen aus?«, fragte Emmet.
O’Byrne bot sich freiwillig an. »Ich kenne sie wie meine Westentasche.«
»Dann sind Sie unser Mann.« Emmet instruierte ihn genauestens, was er den dortigen Befehlshabern ausrichten sollte.
»Passen Sie auf sich auf«, sagte William beim Abschied geradezu herzlich zu Finn.
***
Der Earl von Mountwalsh lauschte aufmerksam.
»Und das wissen Sie ganz sicher?«
»Jawohl, Mylord.« Finn wiederholte Wort für Wort die Nachricht, die er den Rebellen überbringen sollte. Der Angriff sollte am Samstagabend um zehn beginnen. Eine Rakete, die Sterne in den Himmel schoss, sollte das Zeichen geben. Die Rebellen würden die Waffen aus dem Depot an der Thomas Street holen und zuerst die Burg einnehmen.
»Sie werden die Nachricht nicht überbringen, aber Sie tauchen bis Samstag unter«, befahl Hercules.
»Ich könnte in einem Wirtshaus draußen in Dalkey absteigen.«
»Gut. Am Samstag kehren Sie zurück, sagen, Sie hätten die Botschaft überbracht, und beobachten die weiteren Vorbereitungen. Um Punkt ein Uhr mittags treffen Sie sich mit mir am Grab Strongbows in der Christ-Church-Kathedrale. Dort erteile ich Ihnen weitere Anweisungen.«
»Und wenn alles vorbei ist, bekomme ich von Eurer Lordschaft fünfzig Pfund?«
»Wenn mein Sohn verhaftet ist, bekommen Sie von mir hundert Pfund, O’Byrne. Jetzt gehen Sie.«
Der Entschluss kostete John MacGowan große Überwindung. Er war kein Feigling, aber er war älter und klüger als noch vor fünf Jahren. Zwar wollte er dasselbe wie Robert Emmet, aber er glaubte nicht mehr an den Sinn von Aufruhr und Rebellion. Also übte er sich in Geduld. Wenn nicht er, dann würden seine Kinder oder Enkel die neue Zeit erleben. Und solange England menschliche Vizekönige wie Cornwallis oder seinen derzeitigen Nachfolger nach Irland schickte, ließ sich das Leben ertragen.
Doch sein Gewissen ließ ihm keine Ruhe.
Nicht der Aufstand machte ihm zu schaffen, sondern die Not einer Freundin: Georgianas ängstlicher Gesichtsausdruck verfolgte ihn. Ihre Angst war nur zu berechtigt. Wenn der junge William sich tatsächlich Emmet angeschlossen hatte, schwebte er in größter Gefahr. Flog die Verschwörung auf oder scheiterte der Aufstand, was wahrscheinlich war, würden die Behörden ihn genauso unnachsichtig bestrafen wie Lord Edward Fitzgerald.
John MacGowan sah voraus, wie der Aufstand verlaufen würde. Zuerst mussten die Rebellen Dublin in ihre Gewalt bekommen. Der Markttag am Samstag war dafür die beste Zeit. Aber an welchem Samstag? MacGowan wusste es nicht. Wenn die geheimnisvolle Explosion in den Liberties etwas damit zu tun hatte, wie er vermutete, waren die Planungen wahrscheinlich schon weit fortgeschritten. Die Zeit arbeitete deshalb gegen William.
Was bedeutete der junge Mann
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