Die Rebellen von Irland
nichts.« Um genau zu sein, hatte der Tabakhändler Smith gesagt: »Keiner mit diesem Namen macht mit.« MacGowan hatte auf diese zweideutige Antwort hin gefragt, ob William sich vielleicht unter anderem Namen in Dublin aufhielt, und Smith hatte geantwortet: »Wenn es so wäre, dürfte ich es Ihnen leider nicht sagen«.
MacGowan saß in einem Ohrensessel im Salon. Er hatte ein Auge geschlossen. Mit dem anderen, das im Abendlicht unnatürlich groß wirkte, betrachtete er Georgiana nachdenklich. »Tut mir leid, dass ich dir nicht helfen kann. Aber wo immer der Junge sich aufhält, er hat sich entschieden und will ganz offensichtlich nicht gefunden werden.«
Dann ging er. Er hatte Georgiana nicht trösten können.
***
Am Samstag, den 16. Juli, kam es in einem Lagerhaus in den Dubliner Liberties in der Nähe der St.-Patricks-Kathedrale zu einer kleinen Explosion. Drei Männer wurden verletzt und ins Krankenhaus gebracht, wo einer starb. Zum Glück richtete die Explosion keinen größeren Schaden an. Einige kleinere Feuer konnten schnell von den Männern gelöscht werden, die sich im Gebäude aufhielten. Als die städtischen Feuerwehrleute eintrafen, wurde ihnen gesagt, man brauche ihre Dienste nicht.
»Ihr richtet nur noch mehr Schaden an«, erklärte ein Vorarbeiter. Die kleine Menge, die sich vor dem Speicher versammelt hatte, sah interessiert zu, wie der Vorarbeiter mit den Feuerwehrleuten stritt. Schließlich rückte die Feuerwehr verstimmt wieder ab. Am Abend des folgenden Tages nahm die städtische Polizei den Speicher in Augenschein. Er war verlassen, doch man fand verdächtige Spuren von Schießpulver. »Vielleicht wurden hier Feuerwerkskörper hergestellt«, meinte jemand.
Ein Bericht über den Vorfall wurde verfasst.
***
Das Treffen am Sonntagvormittag verlief in gedrückter Stimmung. Emmets Gesicht war bleich und angespannt.
Sie wussten alle, sie waren gerade noch davongekommen. Im Morgengrauen hatten sie sämtliche Waffen und die Munition in ein Lagerhaus am Kohlenquai gebracht, wie der alte Holzquai der Wikinger am Liffey inzwischen hieß. »Zwei Nachtwächter wollten meine Leute unterwegs anhalten«, berichtete der Tabakhändler Smith. »Meine Leute taten, als seien sie betrunken, aber es war knapp.« Er schüttelte den Kopf. »Wir können jeden Tag auffliegen.«
Nur ein Narr hätte ihm widersprochen. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, alle wussten es.
Russell meldete sich zu Wort. Er hatte von den Männern des Aufstands von 1798 am meisten Erfahrung, und sein Wort hatte Gewicht.
»Wir haben die Wahl. Entweder wir beenden das ganze Unternehmen und gehen auseinander. Oder wir erheben uns sofort. Andernfalls riskieren wir, dass die anderen Verdacht schöpfen oder, noch schlimmer, uns alle verhaften.«
»Und die Franzosen?«, fragte Emmet.
»Wer hat etwas von ihnen gehört?« Niemand meldete sich. »Bis die kommen, hängen wir alle.«
Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
»Wir sind noch nicht bereit«, wandte Emmet ein.
»Wir haben ein großes Waffenlager«, meinte Hamilton, der ebenfalls schon 1798 dabei gewesen war. »Vielleicht bietet sich eine so gute Gelegenheit nie wieder.«
»Ich mobilisiere unsere Anhänger im Norden«, versprach Russell. »In drei Tagen marschiert Ulster.«
William wusste nicht, inwieweit diese Argumente Robert überzeugten, doch kam man nach einer Weile überein, dass der Aufstand so schnell wie möglich stattfinden sollte.
»Wenn ihr Leute in größerer Zahl vom Land in die Stadt bringen wollt, ohne Verdacht zu erregen, ist der Samstag als Markttag dafür am besten geeignet«, erinnerte Hamilton die anderen. »Am Samstag kommen sowieso alle möglichen Leute in die Stadt.«
Sie beschlossen, am Dreiundzwanzigsten loszuschlagen.
»Dann bleiben uns noch fünf Tage zur Vorbereitung«, sagte Robert und lachte.
***
Selbst wenn Emmet insgeheim Zweifel hegte, anzumerken waren sie ihm nicht. Sein Hauptquartier und das größte Waffenlager befanden sich in dem Lagerhaus an der Thomas Street, hinter dem alten Hospiz des heiligen Johannes im Viertel westlich der alten Stadtmauer. Zu dem geräumigen Lagerhaus gehörte ein Hof. Ein schmales Gässchen namens Marshalsea Lane zweigte daneben von der Thomas Street in Richtung der Quais ab. Hier arbeitete und schlief Emmet.
William war noch nie so aufgeregt gewesen. Dass er Geschichte schreiben würde, versetzte ihn in einen ständigen Taumel der Begeisterung. Robert bewies Sinn für Stil. Ein Schneider hatte grüne, mit
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