Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
in England. Wenn in Clare also Land verfügbar wird, werden es meines Erachtens vor allem reichere Einheimische aufkaufen. Womit wir bei der Frage wären: Sollen wir selbst welches kaufen?«
    Stephen hatte sich gründlich umgeschaut, hatte mit Charles O’Connell und Mr Knox und vielen anderen vor Ort gesprochen. Nach drei Wochen hatte er einen Bericht zu Papier gebracht. Seine Schlussfolgerungen gründeten sich teils auf finanzielle, teils auf politische Erwägungen. Doch am Ende wusste er, was er empfehlen würde: »Die Familie Mountwalsh und ihr Landgut haben in Wexford einen so guten Ruf erworben, dass es ratsamer wäre, ihn zu festigen, statt ihn in Clare aufs Spiel zu setzen.« Ob es das war, was der Earl hören wollte, wusste er nicht.
    Er wollte gerade abreisen, als er eine Nachricht vom Earl erhielt: Seine Lordschaft weilte momentan auf dem Gut eines Freundes in Offaly bei Birr und wollte, dass er dort zu ihm stieß.
    Das große Landgut Parsonstown, die Heimat der Earls of Rosse, war, wie er erwartet hatte, ein nobles Anwesen mit einem prächtigen Schloss. Es waren viele Gäste da, und so ergab sich bald die Gelegenheit, ein paar Worte mit Lord Mountwalsh zu wechseln, der darauf brannte, seine Meinung zu hören. Stephen überreichte ihm den Bericht, sagte ihm aber gleich, dass er von einer Investition in Clare abrate.
    »Ich habe gehofft, dass Sie das sagen«, erwiderte William mit einem Lächeln. »Ich hatte nur das Gefühl, dass ich die Sache gründlich prüfen sollte. Ich werde den Bericht sorgfältig lesen, seien Sie versichert.«
    Ihr Gastgeber lud Stephen ein, mit der Gesellschaft zu speisen, doch er war sehr müde und bat, ihn zu entschuldigen – nur um dann gesagt zu bekommen, dass er unter diesen Umständen den folgenden Tag mit ihnen verbringen und morgen Abend hier essen müsse, ehe er nach Dublin zurückkehre.
    Er fühlte sich bestens erholt, als der Hausherr seine Gäste nach dem Frühstück wissen ließ: »Wer Lust hat, kann jetzt das Teleskop besichtigen.«
    Wenn man Aristokraten allgemein einen Hang zum Dilettantismus nachsagte, so konnte man das von der Familie Parsons nicht behaupten. Jede Generation schien zumindest eine Koryphäe auf ihrem Gebiet hervorgebracht zu haben. Im Unterschied zu anderen konnten sie es sich leisten, ihre Forschungen aus eigener Tasche zu finanzieren. Im Falle ihres Gastgebers waren die Resultate ziemlich beeindruckend.
    Das große Teleskop auf dem Landsitz der Earls of Rosse war ein wahres Ungetüm. Majestätisch in seinem Gehäuse ruhend und wie ein Kanonenrohr gen Himmel gerichtet, wog es vier Tonnen. Genau genommen handelte es sich um einen newtonschen Reflektor mit einem polierten Spiegel, der Licht aus den entferntesten Himmelsregionen einfangen konnte. Mit einem Durchmesser von sechs Fuß war es das größte Teleskop der Welt. »Es hat den Spitznamen Leviathan«, raunte ihm Lord Mountwalsh zu.
    »Der Spiegel ist aus Metall – Speculum. Wir haben ihn hier auf dem Gut geschliffen. Bitte besonders das schmiedeeiserne Teleskop-Gehäuse zu beachten. Es ist vollständig von Mary gefertigt worden.«
    »Mary«, murmelte William mit einem Schmunzeln, »ist seine Frau.«
    »Seine Frau stellt Schmiedeeisen her?«
    »Ja. Sie ist eine sehr gute Schmiedin. Sie hat auch die Tore des Landguts angefertigt.«
    Stephen sah die Aristokratie in einem ganz neuen und interessanten Licht.
    »Seit ein paar Jahren arbeiten wir nur mit diesem großen Teleskop«, fuhr der Gastgeber fort, »aber es hat sich gelohnt. Ich war schon immer der Meinung, dass viele Sterne, die wir sehen, keineswegs einzelne Himmelskörper sind, sondern Sternhaufen von möglicherweise gewaltigen Ausmaßen.« Er zog ein Blatt Papier hervor. »Was Sie hier sehen, ist eine akribisch genaue Tuschezeichnung eines Sterns, der in Wirklichkeit ein Nebel ist. Das hat unser großer Spiegel enthüllt. Wie Sie sehen, haben wir hier Hunderte von Sternen, die wie eine riesige Spirale angeordnet sind.« Er reichte das Papier herum.
    Als Stephen die Spirale zusammen mit Mountwalsh betrachtete, überkam ihn ein seltsames Gefühl der Verwunderung und Erregung, und seine Lordschaft sprach ihm aus dem Herzen, als er rief:
    »Bei Gott, wir wissen nichts über das Universum. Nichts! Das ist wahrhaft wundervoll!«
    Als sie zurückgingen, machte ihn William Mountwalsh auf verschiedene Mitglieder der Gruppe aufmerksam. Sein Bruder war darunter, mit einem Kollegen von der Universität, außerdem ein gelehrter Grundbesitzer aus der

Weitere Kostenlose Bücher