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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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zu und legte einen Arm um sie.
    »Komm, sei vernünftig. Wir wollen jetzt die alten Sachen vergessen und uns lieber um Emily kümmern. Meinst du nicht auch?«
    »Emily ist in Sicherheit. Was soll ihr bei Rebecca schon passieren?«
    »Trotzdem mache ich mir Sorgen«, sagte er. »Woher wollen wir wissen, dass sie wirklich in Manchester ist?«
    »Sie hat uns doch geschrieben.«
    »Das hat nichts zu bedeuten. Sie hat uns schon einmal an der Nase herumgeführt. Und deshalb will ich sichergehen, dass sie …«
    Der Butler stand in der Tür und räusperte sich.
    »Pardon, Sir. Mr. Cole wartet draußen.«
    »Mr. Cole?«, fragte Sarah.
    »Ja, meine Liebe«, antwortete Paxton. »Ich möchte ihn bitten, uns zu helfen. Ah, da sind Sie ja«, begrüßte er den Gast, der Jonathan bereits seinen Hut gab und sich dann über Sarahs Hand beugte.
    »Meine Verehrung, Madam.«
    Sarah versuchte, ihr Taschentuch unter dem Ärmel verschwinden zu lassen. Doch als sie Cole die Hand zum Kuss reichte, fiel es zu Boden. Er tat so, als bemerke er nichts, weder das Taschentuch noch ihre geröteten Augen. Doch Paxton war das kurze Stutzen in seinem wachen Gesicht nicht entgangen. Plötzlich tat Sarah ihm unendlich Leid, wie sie in ihrem teuren Kleid vor dem Gast stand und sich vergeblich bemühte, ihre Würde zu bewahren.
    »Bitte entschuldigen Sie mich«, sagte sie und eilte hinaus.
    »Ich hoffe, Ihrer Frau geht es gut«, sagte Cole, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Alles bestens, ganz ausgezeichnet.« Paxton nahm die Zigarrenkiste vom Kaminsims und ließ den Deckel aufspringen. »Eine Havanna? Kann ich nur empfehlen.«
    »Danke. Ich habe mir das Rauchen abgewöhnt. Sie wissen ja, meine Frau …«
    »Sie haben Recht, schlechte Angewohnheit, das.« Paxton klappte den Deckel wieder zu und sank in einen Lederfauteuil am Kamin. Mit einer Handbewegung forderte er Cole auf, ebenfalls Platz zu nehmen. »Weshalb ich Sie herrief – ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.«
    »Was kann ich für Sie tun?« Cole deutete eine Verbeugung an, blieb aber stehen, die Hände hinter dem Rücken.
    »Hätten Sie vielleicht Zeit, für mich nach Manchester zu fahren?«
    »Nach Manchester? Aber Sie wissen doch, die Strecke ist außer Betrieb. Das Unglück bei Coventry – die Reparatur der Gleise soll noch eine Woche dauern.«
    »Ich weiß, ich weiß, aber es gibt ja auch noch die Postkutsche.«
    »Die Postkutsche?« Cole blickte ihn an, als habe er nicht richtig verstanden.
    Paxton zögerte. Er hatte nicht die Absicht, Cole in seine letzten Geheimnisse einzuweihen. Andererseits konnte er ihn nicht wie einen Laufburschen behandeln.
    »Es geht um Emily«, sagte er schließlich. »Sie ist angeblich bei ihrer Tante, doch nach den Ereignissen der letzten Wochen, über die Sie ja einigermaßen im Bilde sind, wäre es meiner Frau und mir eine große Beruhigung zu wissen, dass alles seine Richtigkeit hat. Wenn Sie sich vielleicht darum kümmern könnten? Sie wissen ja, Sie genießen nach wie vor unser Vertrauen.«
    »Sollte das nicht besser ein anderer tun, Sir? Ich fürchte, ich bin der letzte Mensch, den Ihre Tochter zur Zeit sehen möchte.«
    »Da bin ich mir keineswegs sicher. Emily ist sehr impulsiv, doch auch ein sehr vernünftiges Mädchen. Außerdem, und das ist der Hauptgrund, warum ich Sie persönlich bitte, Mr. Cole – es könnte sein, dass Entscheidungen getroffen werden müssen, vor Ort und auf der Stelle.«
    Cole wich seinem Blick aus. »Tut mir Leid, Mr. Paxton,«, sagte er dann mit einem Räuspern, »aber ich fürchte, ich kann Ihnen diesmal nicht helfen.«
    »Ich verstehe Ihre Vorbehalte, mein Freund, und kann mir vorstellen, dass die Dinge auch an Ihnen nicht spurlos vorübergegangen sind. Aber ich bin hier zur Zeit unabkömmlich. Eine Aktionärsversammlung der Midland Railway – wegen der Ausstellung findet sie diesmal hier in London statt. Die Aktionärewollen in den Kristallpalast. Schließlich verdanken sie dem Rummel dort ihre Dividende.«
    »Ich kann mein Bedauern nur wiederholen, Sir, aber eine so langwierige Reise ist mir im Moment nicht möglich.«
    »Wirklich nicht?«, fragte Paxton. »Es wäre meiner Frau und mir aber ungeheuer wichtig. Wir wissen ja nicht, was Emily vorhat, wie sie reagiert, und da sind Sie der einzige Mensch, auf den wir uns wirklich hundertprozentig verlassen würden.« Er erhob sich aus seinem Sessel. »Bitte, Mr. Cole, fahren Sie nach Manchester und holen Sie Emily. Wer weiß, vielleicht wendet sich

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