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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Weltausstellung kann es nur mit Ihnen geben oder gar nicht. Das wissen Sie so gut wie ich, und es ist Ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass alle Verantwortlichen das ebenfalls wissen. Das sind Sie sich und Ihrem Traum einfach schuldig.«
    »Aber wie soll ich das tun, wenn keiner mit mir spricht?«
    »Wenn Worte nicht weiterhelfen, müssen Sie durch Taten überzeugen.«Sie dachte kurz nach. »Was«, fragte sie dann, »ist das größte Problem, das der Weltausstellung im Weg steht?«
    Cole brauchte keine Sekunde für die Antwort. »Der Ausstellungspavillon. Die Kommission hat einen Wettbewerb für das Gebäude ausgeschrieben, an dem sich die besten Architekten Englands und Europas beteiligt haben. Doch die eingereichten Entwürfe, immerhin zweihundertdreiunddreißig an der Zahl, wurden allesamt abgewiesen. Keiner erfüllte die gestellten Anforderungen.«
    »Ist das Gebäude denn so wichtig?«, staunte Emily.
    »Wichtiger als alles andere.« Cole ließ ihre Hand los, um ihr die Sache zu erklären. »Schon vor dem Artikel in der
Daily News
hat es in den letzten Wochen Kritik an der Weltausstellung gegeben. Jetzt droht die Stimmung endgültig umzuschlagen. Der Korruptionsverdacht wird das ganze Unternehmen überschatten, vor allem die Vertreter der Freihandelspolitik, die uns bis jetzt unterstützt haben, werden auf Distanz gehen. Prinz Albert denkt schon darüber nach, sich von dem Projekt zurückzuziehen, aus Angst, dass mit dem Scheitern sein Name öffentlichen Schaden erleidet.«
    »Und was kann das Gebäude daran ändern?«
    »Die Öffentlichkeit braucht ein Symbol, und das Gebäude ist das Symbol der ganzen Idee. Nur wenn es uns damit gelingt, wieder die alte Begeisterung zu schüren, wird es die Weltausstellung geben. Aber wie sollen wir das schaffen?« Die für einen Augenblick zurückgekehrte Zuversicht in seiner Stimme schwand wieder dahin. »Wir brauchen ein Gebäude, das größer ist als jedes andere Bauwerk in England, doch die Zeit verrinnt wie Sand zwischen den Fingern. Es bleibt nur noch etwas mehr als ein Jahr, und selbst wenn es einen Plan gäbe, auf den die Kommission sich einigen würde, wie soll man ihn in den paar Monaten ausführen? Ach, allmählich glaube ich, dass die ganze Idee von vornherein zum Scheitern verurteilt war.«
    »Nein, Mr. Cole, das war sie nicht.« Emily versuchte, die vielen Informationen zu verarbeiten, und ihr wurde fast schwindligdabei. Schließlich sagte sie: »Alles steht und fällt also mit dem Entwurf für das Gebäude?«
    Cole nickte. »Ohne Gebäude keine Finanzierung, ohne Finanzierung kein Parlamentsbeschluss.«
    »Und ohne Parlamentsbeschluss«, fuhr Emily fort, »keine Weltausstellung.« Sie schaute auf das fast fertige Gewächshaus, das sich milchig schimmernd im Mondlicht erhob, und atmete die würzige Nachtluft ein. Ein Jasminstrauch am Wegrand verströmte seinen betäubenden Duft, der sich mit dem frischen Hauch der ersten sprießenden Blätter verband. Sie wandte sich um und blickte Cole an. »Vielleicht ist das unsere Chance.«
    Er erwiderte ihren Blick, als zweifle er an ihrem Verstand. »Unsere Chance, Miss Emily?«
    »Ja, Mr. Cole. Wenn das Gebäude das größte Problem ist, müssen Sie es lösen. Dann sind Sie rehabilitiert, und niemand wird Sie mehr in Frage stellen.«
    »Aber wie soll ich das schaffen?«
    »Das lassen Sie nur meine Sorge sein«, sagte Emily. »Ich werde mit meinem Vater reden.«

6
     
    Es war Frühling in London. Ein fast blauer Himmel wölbte sich über der Kuppel von St. Paul’s, vor dem Redaktionsgebäude der
Illustrated London News
drängten sich Hunderte von Menschen, um im Fenster des Büros die telegrafischen Nachrichten vom ersten Hindernisrennen der Saison in Chester zu lesen, und manche der in Scharen aneinander vorübereilenden Handelsgehilfen, denen die schwarzen Rockschöße wie Schwalbenschwänze um die Leiber flatterten, waren sogar ohne ihre Regenschirme unterwegs, als Victor die Werkstatt von Mr. Benson verließ, woer soeben ein Fass druckfrischer Bögen zum Binden abgeliefert hatte, und die Fleet Street betrat.
    »
Bestechungsskandal

    »
Colonel Sibthorp gegen die Weltausstellung

    »
Heute Debatte im Parlament!«
    Victor achtete nicht auf die Schlagzeilen, die die Zeitungsjungen ausriefen. Er war mit Toby verabredet, in einem Arbeiterclub im East End, wo ein Weber aus Manchester, der in Kalifornien angeblich ein Vermögen gemacht hatte, am Abend einen Vortrag halten würde. In Amerika, so hatte es in der

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