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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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hier in Chatsworth? An diesem Tag sollte doch in London eine Sitzung der Königlichen Kommission stattfinden, im Beisein des Prinzgemahls. Als sie den Arbeitskittel auszog, fing ihr Herz an zu klopfen. Für sein plötzliches Erscheinen gab es nur eine Erklärung. Sobald Cole zum Sekretär der Kommission ernannt worden sei, so hatte er ihr versprochen, würden sie den Termin für ihre Hochzeit bekannt geben.
    Doch als Cole das Glashaus betrat, stutzte Emily. Ihr Verlobter sah entsetzlich aus, er wirkte mitgenommen, blass, und als sie ihn mit einer Umarmung empfangen wollte, blieb er mehrere Schritte vor ihr stehen und nahm den Hut ab, um sich förmlich vor ihr zu verbeugen.
    »Ich bin Ihrer nicht würdig, Miss Paxton«, sagte er anstelle einer Begrüßung, »und bitte Sie deshalb um die Auflösung unserer Verlobung.«
    »Ist das etwa einer von Ihren Witzen, Mr. Cole?«, erwiderte sie irritiert. »Wenn dem so ist, finde ich ihn weder amüsant noch besonders geschmackvoll.«
    Er schüttelte mit ernster Miene den Kopf. Emily erschrak.
    »Was ist es dann?«, fragte sie. »Gibt es … gibt es eine andere Frau?«
    Cole zuckte stumm zusammen.
    Emily nickte. Tief in ihrem Innern war sie nicht einmal überrascht. Im Gegenteil. Wie hatte sie nur so vermessen sein können zu glauben, dass ein so attraktiver Mann wie Cole eine so hässliche Frau wie sie lieben würde.
    »Aber Miss Emily, wo denken Sie hin?«, sagte er und griff nachihrer Hand. »Nein, es gibt einen anderen, ganz und gar anderen Grund. Doch leider stellt er ein ebenso unüberwindliches Hindernis da, wie wenn mein Herz vergeben wäre.«
    »Dann muss ich Sie bitten, ihn mir zu erklären«, sagte Emily und führte ihn zu einer Bank. Die unerwartete Eröffnung war ihr so in die Glieder gefahren, dass sie das Bedürfnis hatte, sich zu setzen. »Was immer es sein mag, Mr. Cole, wenn Ihre Gefühle für mich noch dieselben sind, bin ich sicher, dass wir eine Lösung finden werden.«
    »Wenn ich allein meinen Gefühlen folgen dürfte, wäre ich jetzt nicht hier, Miss Emily. Es ist mein Respekt vor Ihnen und Ihren Eltern, der mich leitet, sowie die Verantwortung, die ich für Sie empfinde.«
    »Offen gestanden, ich verstehe kein Wort.«
    Ohne ihre Hand loszulassen, wartete er ab, bis sie sich setzte, um dann an ihrer Seite Platz zu nehmen. »Wie sehr hatte ich mich auf diesen Tag gefreut«, sagte er. »Auf der Agenda der Kommission stand heute die Ernennung des Exekutivsekretärs, und laut Auskunft von Prinz Albert wie auch seines Stellvertreters Lord Granville war es reine Formsache, dass die Kommission mich mit diesem Amt beauftragen würde. Doch gerade als Lord Granville die Abstimmung vornehmen wollte, platzte Premierminister Russell in die Sitzung hinein, mit dieser Zeitung in der Hand.« Cole zog ein Exemplar der
Daily News
aus seiner Rocktasche und zeigte Emily die Titelseite. »Sie haben den Vertrag veröffentlicht, den ich mit den Mundays in Manchester abgeschlossen habe, und behaupten, dass wir die Weltausstellung zum Zweck der persönlichen Bereicherung missbrauchen würden.«
    »Und darum müssen Sie mich so erschrecken?«, fragte Emily erleichtert.
    »Ich fürchte, Sie verstehen nicht ganz«, erwiderte Cole. »Etwas Schlimmeres hätte gar nicht passieren können. Der Prinzgemahl ist entsetzt und weigert sich, auch nur ein Wort mehr mit mir zureden. Man hat bereits einen Colonel Reid an meiner Stelle zum Sekretär des Exekutivkomitees ernannt. Einen ehemaligen Gouverneur der Westindischen Inseln, der sich zwar bestens in der Erforschung von Hurrikanen auskennt, doch nicht die geringste Ahnung hat, worum es bei der Weltausstellung überhaupt geht.«
    »Und Sie glauben nicht, dass die Dinge sich von selbst wieder beruhigen, wenn ein wenig Zeit verstrichen ist?«
    Cole schüttelte den Kopf. »Ich wage kaum, Ihnen in die Augen zu sehen, Miss Emily. Die Vorwürfe, die die
Daily News
erhoben hat, sind nur allzu berechtigt.« Er zögerte, so groß war die Überwindung, die es ihn kostete, weiterzusprechen. Die Augen zu Boden gerichtet, sagte er schließlich: »Der Vertrag mit den Mundays hätte mir ein festes Jahressalär eingebracht. Eine schriftliche Zusatzerklärung zu unserem Abkommen, die James Munday mir angeboten hat. Ich war dummerweise so leichtsinnig, sie zu akzeptieren. Ein unverzeihlicher Fehler.«
    Sie versuchte ihn anzuschauen, doch er wich ihrem Blick aus, das Gesicht rot vor Scham. Erst jetzt begriff Emily die Schwere seines Vergehens. Voller Mitgefühl

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