Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
Korta hatte seinen Ungehorsam eingestanden: Er hatte Kinder angetastet und den König über die wahre Natur seiner Handlungen belogen. Aber wenn dem Plan Erfolg beschieden gewesen wäre, hätte Seine Majestät ihn dann nicht beglückwünscht?
Auf diese Argumente und das Schweigen des Königs gestützt, hatte er seine Verteidigung darauf aufgebaut, was die Maske alles eingefädelt hätte. Dieser Tanz, um die Anwesenden einzulullen, das Erscheinen dieses Kindes, das viel zu alt war, um der Rolle zu entsprechen, die man es hatte spielen lassen, und dieser spektakuläre Doppelsprung konnten nur geplant gewesen sein: Alles nur Lügen! Das wahre Gesicht der Maske enthüllte sich im Tod des Wachsoldaten, der versucht hatte, das Königreich zu retten, und in ihrer Geldgier, die in ihrem Übereifer, die Adligen auszuplündern, zum Ausdruck gekommen war. Den letzten Trumpf hatte Korta mit Elines Eingreifen ausgespielt. Die Prinzessin reinen Herzens war von den Drei Feen erhört worden, da die Halskette die Maske beinahe das Leben gekostet hätte.
Er hatte sich mit derartiger Überzeugungskraft für nicht schuldig erklärt, dass der König in die Falle gegangen war. Das Argument bezüglich des Willens der Feen hatte die letzten Spuren von Misstrauen beseitigt. Korta hatte kriecherisch den Blick gesenkt und seiner Majestät versprochen, keine Kinder mehr anzurühren. Er hatte das Spiel gewonnen.
Jetzt belächelte er die Naivität des Herrschers, so wie er sich auch über die Utahn Qashiltars amüsiert hatte, der glaubte, dass es ausreichte, drei seiner Männer für anderthalb Mondumläufe zu verkaufen, um einen Krieg zu gewinnen, der schon achthundert Jahre andauerte! Korta spazierte fröhlich die Rüstungsgalerie entlang und spielte mit den Fingern an seinem Siegelring. Er lachte fast über all die Vorsicht und die Gemessenheit, mit denen der König ihm den Grund für den Besuch des Grafen von Allenberg erklärt hatte. Sogar Muht Dabashir war nicht wortgewandter gewesen, als er ihm die vorübergehende Blendung von Erkem und Gorth erläutert hatte!
Korta steckte seinen Ring mit dem Ausdruck offensichtlicher Überlegenheit wieder an, und sein Blick begann zu leuchten. Diesem kleinen, pandemischen Grafen war es gelungen, seinen Männern zu entkommen. Wie durch ein Wunder war er bis auf die Burg vorgedrungen. Aber er würde niemals eine Antwortbotschaft überbringen. Die Sarikeln würden sich darum kümmern, ihm einen äußerst spektakulären Tod zu verschaffen. So würde im Urteil der Allgemeinheit König Frederiks Vorschlag als nicht förderlich für das Königreich Leiland angesehen werden, und Korta würde seine Macht über Eline behalten, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Sein Siegelring verschwand in seiner Faust, und seine Augen glommen mit zerstörerischem Feuer.
Er behielt die Oberhand! Trotz all seines Zögerns hatte der Oberkommandierende der Armeen von Scyl nachgegeben, so dass Muht und seine beiden Gehilfen mit dem ersten Schiff wie besprochen in seine Dienste zurückkehren würden.
Ein Rascheln von Röcken hinter ihm ließ ihn herumfahren. Mistra kam nähergeschlichen. Ihr heimlichtuerisches Gehabe war alles andere als unauffällig. Sie schenkte ihm das Lächeln eines sehnsüchtigen jungen Mädchens, und Korta ignorierte es. Dieses harte Gesicht konnte dem Vergleich mit Elines zartem Antlitz nicht standhalten. Mistras kleine Augen, die keine so recht definierbare Farbe hatten, konnten nicht denselben Einfluss auf seinen Geist ausüben wie die der Maske. Kurz und gut, sie erschien ihm nicht im Geringsten anziehend. Aber als Spionin bei den Prinzessinnen war sie Gold wert, da er nicht bereit war zuzulassen, dass Muht sich ihnen näherte – deshalb tat er, als sei er für ihre Reize empfänglich.
»Wir hatten noch keine Gelegenheit, über den jungen Grafen von Allenberg zu sprechen, Durchlaucht«, sagte sie mit Nachdruck und einer Lüsternheit, die nicht zu ihrer rasselnden Stimme passte. »Ich habe es mir deshalb herausgenommen, meine eigenen Nachforschungen anzustellen. Zwischen ihm und Prinzessin Eline hat sich ein allzu inniges Verständnis entwickelt.«
Diese letzten Worte schienen anzudeuten, dass Mistra, wenn sie mit einem Mann wie Korta verlobt gewesen wäre, Augen für keinen anderen gehabt hätte. Der Herzog von Alekant gefiel ihr: So groß, so stark, so intelligent, ein unvergleichlich schöner Mann von unübersehbarer Virilität. Sie liebte ihn bis hin zu der Narbe auf seiner Wange. Als alte
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