Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
Er setzte seinen Flug in Richtung des Verbotenen Waldes fort. Die Anwesenheit einer blinden Frau zog ihn dorthin. Zwar hatte er sich ihr kein einziges Mal genähert, aber Imma faszinierte ihn über alle Maßen. Er verbrachte Stunden damit, die Fortschritte ihrer Genesung zu beobachten.
Hinter diesem Menschenauflauf hatten die Kinder aus Eade es noch nicht gewagt, von den Karren zu steigen, und warteten vorsichtig, in Jutesäcke eingemummelt. Erwan hatte ihnen gesagt, dass keines von ihnen in Ize aussteigen sollte: Das Dorf war nicht sicher genug. Sieben der zehn Waisenkinder würden in andere kleine Siedlungen gebracht werden, wo aufnahmewillige Eltern sie erwarteten. Nur drei von ihnen waren noch vergessen worden: Erby, Melanie und ihr Nesthäkchen Antonin, die drei Kinder, die Tanin im Gefängnis Gesellschaft geleistet hatten. Sie teilten die Freude über das Wiedersehen der Älteren, hatten aber Angst, voneinander getrennt zu werden.
Elea bemerkte die drei blonden Köpfe und durchschaute, warum sie unruhig waren. Sie war erstaunt, dass Erwan ihnen noch nichts gesagt hatte.
»Ich dachte, die Freude wäre umso größer, wenn ihre Heldin es ihnen sagt«, antwortete er schelmisch auf ihre Frage, während er Tanin sein Geschirr abnahm.
Die drei Waisen hatten, neugierig angesichts eines solchen Zwiegesprächs, den Kopf gehoben. Elea ging zu ihnen und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Rand des Karrens. Der Wind ließ ihr die Haare um das hübsche Gesicht wehen.
»Wir haben keine Familie in der Großen Ebene gefunden, die euch alle drei aufnehmen kann, haben uns aber auch nicht entschließen können, euch im ganzen Land zu verteilen.«
Die sechs leuchtenden Augen sahen sie weiter an, während die Kinder ihre Worte aufsaugten.
»Was hieltet ihr davon, im Wald zu leben? Euer Vater wäre ein Akaler, eure Mutter eine Scylin, und ihr hättet sogar noch eine fünfjährige Schwester!«
Das Gesicht des älteren Jungen strahlte; er sah Erwan an.
»Dann werden wir also bei dir wohnen!«, rief er. »Und bei der Maske!«
»Ich glaube, du hast die richtigen Schlüsse gezogen!«, lachte Elea.
Die drei Kinder jubelten vor Freude.
»Kann ich die anderen Kinder bis nach Eade begleiten?«, fragte Ophelia plötzlich. »Es wäre schade, wenn Selene und Erwan nicht zusammen wären, um die drei Chloe vorzustellen.«
Ceban, der gleich neben ihr stand, war betrübt über ihre Bitte.
»Willst du fort?«
Ophelia schlüpfte in seine Arme.
»Ich komme bald zurück. Ich gehe kein Risiko ein, wenn ich nur bis Eade reise. Die Scylen sind fort, und ich könnte in Waldsaum vorbeischauen. Wenn ich all diese Kinder sehe, muss ich an meine kleine Schwester denken. Maja fehlt mir. Ich habe ihr noch nicht einmal auf Wiedersehen gesagt.«
Ceban konnte nur nachgeben.
»Dann bring sie doch mit«, bat er und streichelte ihr die Wangen, die der Wind von ihren offenen Locken befreite.
Ihre Lippen trafen sich in der schlichten Liebe, die sie bereits vor den Feen verband. Noch ganz mitgerissen vom Sieg der Maske konnten die Zuschauer dieser intimen Szene gar nicht anders, als in bewundernde Rufe auszubrechen. Ophelia barg das Gesicht in Cebans nackten Armen; er begleitete sie bis zu den Karren.
Nur Vic beobachtete diesen Kuss mit Bitterkeit. Sie beneidete die beiden darum, dass sie sich so gehen lassen konnten, aber sie wollte nicht mehr über das Ende ihrer Verbindung mit Andin traurig sein.
»Ophelia!«, rief sie. »Begleite die Kinder nicht bis Eade, das ist zu weit. Mach in Waldsaum halt, Othal kann sie dann weiterfahren. Ich will nicht, dass du mehr als eine Nacht draußen verbringst. Komm spätestens morgen zurück. Wechsele in Unan die Pferde. Nimm nicht den Rückweg durch die Wiesen, auch, wenn die Strecke kürzer ist. Lass den Karren eine Meile vor dem Lager zurück und geh auf dem Pfad an der Innenseite des Waldrands entlang. Versprich es mir!«
Das junge Mädchen gab sein Wort, und ein paar Augenblicke später rollte ein einzelner Karren, der mit siebenundzwanzig aufgekratzten Kindern überladen war, auf die Große Ebene hinaus.
Es war an der Zeit für die Maske und ihre Gefährten, ihrerseits Abschied zu nehmen. Es wurde schwierig, Schutz vor dem Wind zu finden. Erby ergriff die Hand seines außergewöhnlichen Adoptivvaters, der immer noch als Narr verkleidet war, und zog seine Schwester und seinen Bruder mit zum zweiten Karren. Zusammen schritten sie entzückt auf ein neues Leben zu.
Sten nahm die Zügel der Pferde vor dem
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