Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
in der Nacht leuchtete. Erschöpft von seinen inneren Qualen berichtete er Eline alles, was er über die junge Frau wusste, um sich zu rechtfertigen.
Im Laufe seiner Erzählung durchlebte er aufs Neue all die Glücksmomente, die er empfunden hatte. Leidenschaftlich beschrieb er ihre erste Begegnung in den Dunklen Wäldern, die Heldentat am Einsamen Fluss, sein Eingreifen in Ize, den Ursprung des Anhängers und alles, was er in Aces herausgefunden hatte. Er vergaß, dass Victoria sich weit entfernt in dieser Nacht befand, in der nun ein Dreiviertelmond begleitet von seinem imaginären Zwilling aufging. Er vergaß, mit wem er sprach, wo er sich befand, und flüchtete sich in seine Vergangenheit.
Eline war von dem, was sie erfuhr, gerührt. Andins Stimme brach, als er sich immer weiter den jüngsten Geschehnissen näherte: Er hatte immer stärker geglaubt, dass ihre Gefühle gegenseitig wären. Die Prinzessin biss sich auf die Lippen, um die Beherrschung angesichts dieses Mannes zu wahren, der von einer Liebe, die zu groß für ihn war, zerrissen wurde.
Der Mund blieb ihm halb offen stehen, ohne dass ein Laut herausgedrungen wäre, als er vom Erscheinen der Maske im Thronsaal sprechen wollte. Seine feuchten Augen sahen Eline an, sein Verstand durchlebte die Szene ein weiteres Mal. Langsam sperrte die Wirklichkeit den Traum in zwei zarte Tränen. Gegen seinen Willen konnte er sie nicht zurückhalten.
Diese Aufrichtigkeit, die weder auf die Würde seines Standes noch auf die seines Geschlechts Rücksicht nahm, verschlug der Prinzessin für einen Augenblick die Sprache. Sie war zu bewegt, um auch nur ein Wort zu sagen. Dagegen fand sie alle Frauentränen recht unbedeutend.
»Die Natur gestattet viele unglaubliche Dinge, aber ich bin überzeugt, dass Tanin nicht ihr Sohn ist. Sie ist noch keine achtzehn Jahre alt. Ich bezweifle, dass eine gestandene Kriegerin wie sie mit neun Jahren schwanger geworden sein kann! Meint Ihr nicht?«
Andins Miene bekundete kurz Zustimmung, aber dieser Gedanke hatte ihm die Hoffnung nicht zurückgeschenkt.
»Dieser Anhänger war ein Liebesbeweis, das ist Euch doch selbst bewusst! Und es ist ein weiterer, dass sie ihn Euch aus Zorn entrissen hat, als sie sich verraten glaubte.«
Die Anstrengungen, die Eline unternahm, um ihm das Leben zurückzugeben, ließen ihn gezwungen lächeln. Er hörte nur halb zu.
Dennoch glaubte Eline an das, was sie sagte, und plötzlich begriff sie, was alles zu bedeuten hatte. Die drei Prinzen von Pandema waren wirklich den drei Prinzessinnen von Leiland bestimmt. Die Feen hatten Andins Begegnung mit Elea zugelassen, und die Verzauberung, unter der die beiden standen, würde vielleicht ein weiteres Paar treffen. Eline war fasziniert und dachte auf ganz neue Weise an Prinz Cedric. Sie wollte die Identität der Maske enthüllen, aber ein letzter Hauch von Skepsis hinderte sie daran. Ihre Schwester hatte das selbst nicht getan, und Eline war noch zu sehr Realistin, um an ein solches Märchen zu glauben.
»Behaltet Euren Glauben an die Feen«, sagte sie schlicht. »Ihr Wille hat bewirkt, dass sich Eure Wege mehr als einmal gekreuzt haben. Es wird Euch gelingen, sie wiederzusehen, bevor Ihr das Land verlasst. Glaubt es für Prinz Philip und Prinzessin Elisa – sie ist ihre letzte Hoffnung.«
Korta atmete laut auf und hob den Blick zu der mit Vergoldungen verzierten Decke. Er hatte das Schlimmste noch einmal verhindert. Hinter ihm schloss sich endlich die Tür des königlichen Schreibzimmers. Der Herzog verstand nicht, warum der Herrscher sich so leicht hatte überzeugen lassen, aber das spielte keine Rolle. Er war nur zu befriedigt darüber, dass er nicht mehr als Vorwürfe zu hören bekommen hatte.
Als die Maske auf dem riesenhaften, geheimnisvollen Vogel verschwunden war, hatte die Schlacht zwischen den Sarikeln und Amalysen Korta die Gelegenheit verschafft, mit Mistra zu sprechen. Die alte Jungfer hatte ihm rasch die Taten der Maske enthüllt, bevor der König Korta zu sich gerufen hatte. Dieser einfache Bericht hatte es ihm gestattet, sich den meisten Fragen zu stellen. Besonders, was die Kinder von Eade betraf.
Er hatte dem Herrscher verkündet, dass jenes Dorf einer ganzen Anzahl von Leuten im Dienst der Maske Unterschlupf gewährte. Um sie dazu zu bringen, die Maske zu verraten, so dass er diese würde festnehmen können, hatte er die Kinder dieser Verräter am Königreich entführen lassen. Alles in allem war das eine leicht entstellte Wahrheit.
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