Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
Jungfer hätte sie alles für ihn gegeben – sogar ihre Seele!
Sie zog ihr Mieder ein wenig von der Brust ab, über der das Schultertuch absichtlich weit aufklaffte, um einen Brief daraus hervorzuklauben, den sie Korta reichte. Die feuchte Wärme des Papiers erregte in ihm nur Abscheu, aber seine Neugier war geweckt.
Es war Eleas Brief an Andin. Da er keine Unterschrift und keinen offensichtlichen Namen enthielt, hatte der junge Mann sich nicht entschließen können, ihn zugleich mit dem von Cedric zu verbrennen.
Korta überflog das Schreiben interessiert. Endlich greifbare Informationen und keine nebulösen Hypothesen aus fremden Gehirnen!
»Der Anhänger, um den es in diesem Brief geht, ist ihm von der Maske entrissen worden. Er war darüber sehr bestürzt, und just bei dieser Gelegenheit hat Eure Prinzessin ihm die Hand gereicht«, erläuterte Mistra mit leiser Verachtung.
Der Verstand des Herzogs war nicht gleichermaßen schmutzig und hielt sich mit solchen Gesten nicht auf. Seine Aufmerksamkeit galt Worten. Der Graf hatte jemandem das Leben gerettet, der Schrift nach zu urteilen einer Frau. Einer bekannten und sehr einflussreichen Frau, da ihm alle Dorfbewohner des Landes dafür dankbar sein würden. Korta fiel nur eine ein. Ein schwarzer Schatten legte sich über seinen Blick.
»Wo ist dieser Graf? Wie geht es ihm?«, fragte er heftig.
Mistra war entzückt, dass das, was sie getan hatte, ihn derart interessierte.
»Wenn Euer Gnaden sich bitte die Mühe machen mögen, fünfzehn Schritte zurückzutreten …«
Korta beachtete ihr Katzbuckeln nicht weiter und ging rasch ans nächste Fenster. Die kleinen gelben und weißen Vierecke, die von Bleifassungen umrahmt waren, enthüllten ihm, dass zwei Personen eine Etage tiefer standen. Vor den Mauern der Königsburg zeichnete sich Elines zierliche Gestalt ab. Gegenüber von ihr beleuchteten die weißen Monde einen jungen Mann mit hellem Haar, der ihr die Hand hinstreckte.
»Sie hat mir zu Anfang mit all den Geheimgängen auf der Burg große Schwierigkeiten gemacht, aber mittlerweile kenne ich alle Schlupfwinkel, die die Prinzessin bevorzugt«, betonte die alte Jungfer, die vom finsteren Blick des Herzogs bezaubert war.
Es war nicht der Handkuss, der Korta interessierte und seinen Geist verdüsterte, sondern die Figur dieses Mannes, die Art, wie er davonging und in der Nacht verschwand. Er bedauerte nicht, dass Muht abwesend war: Er war sich so gut wie sicher, die Identität der zweiten Maske herausgefunden zu haben!
»Wie lauten die Vornamen der Prinzen von Pandema?«, fragte er, ohne sich zu rühren.
»Das kann ich herausfinden, Durchlaucht.«
»Beeilt Euch zunächst, diesen Brief an seinen Platz zurückzubringen, und lasst diesen Mann nicht mehr aus den Augen. Ich kümmere mich um Prinzessin Eline!«
Mit diesen Worten eilte er zu einer Außenwendeltreppe.
Eline kehrte in den Gang zurück. Andin wollte gern allein sein. Sein Kummer machte sie traurig und nachdenklich, aber sie dachte auch an ihre Schwester: Sie hatte dem jungen Mann das Versprechen abgenommen, der Maske eine Botschaft von ihr zu überbringen, bevor er nach Pandema zurückkehrte. Eine Botschaft, die alles ändern kann!
Sie schritt langsam durch den kleinen, düsteren Korridor und gab sich ganz ihren Hoffnungen und Gedanken hin, als plötzlich ein Schatten den Gang vollkommen verdunkelte. Sie drehte sich um: Korta folgte ihr, und aus seinem Blick sprach Hass. Eline stieß bei seinem Anblick einen Schreckensschrei aus und wollte durch das drehbare Wandstück flüchten, das sie gerade erreichte, aber er hielt sie gewaltsam am Arm zurück.
»Liebe Prinzessin Eline, so könnt Ihr doch Euren Verlobten nicht empfangen!«, sagte er und quetschte ihr das Handgelenk. »Nehmt Euren Schleier ab, es ist mir angenehm, Euer Gesicht zu sehen«, fuhr er fort und brach dabei selbst das Verbot.
Die großen, himmelblauen Augen waren voller Entsetzen. Korta schnitt eine Grimasse.
»Na, na, na … Das ist auch nicht die Miene, die man zur Schau tragen sollte!«
Eline versuchte, sich loszureißen, indem sie ihn mit der freien Hand schlug. Er wehrte sie ab und drängte sie mit erhobenen Armen gegen die Wand.
»Bekommt Ihr vielleicht lieber einen Kuss von diesem jungen … Prinzen ?«, flüsterte er und presste sie ein wenig stärker an die Wand.
»Lasst mich los!«, schrie sie in ihrer Hilflosigkeit, sich gegen die Kraft dieses Mannes zu wehren. »Eure Eifersucht ist unbegründet! Der Graf von
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