Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
lief munteren Schritts tiefer in diese einladende, harmonische Pflanzenwelt. Da es sie wie ihren Herrn stets weiter in die Ferne drängte, begann sie den Sonnenstrahlen zu folgen, die sich milchig auf dem Teppich aus Moos, Erdreich und Tau ausbreiteten.
Korta von Alekant trieb seinen großen Rappen an, schneller über die Pfade von Leiland nach Süden zu laufen. Er hatte es eilig damit, zu seinen Scylenspionen zu gelangen, bevor er seinen Plan gegen die Maske zur Ausführung brachte. Mit der Arbeit der Scylen war er zufrieden, auch wenn einige der Schlüsse, die sie gezogen hatten, deutlichere Erklärungen verlangten.
Zwölf Soldaten folgten dem Herzog und schnauften wie ihre Pferde; ihnen war unter ihren eisernen Helmen und Kettenhemden warm. Dennoch wurde keiner von ihnen langsamer: Korta duldete keinerlei Schwäche.
Zur großen Erleichterung der Soldaten endete ihr Rennen weniger als eine Stunde später auf dem Gipfel eines grünen Hügels. Drei Reiter warteten im Schatten von Eichen auf sie.
Diese Männer waren mindestens ebenso hochgewachsen wie der Herzog und hatten eine leichenblasse Hautfarbe, die noch von ihren knochigen Zügen und platinblonden Haaren unterstrichen wurde. Sie alle hatten nackte Oberkörper, trugen Hosen aus dunkelgrauem Leinen und silberne Gürtel. Ihr Anführer war in einen äußerst seltsamen, haarigen roten Umhang gehüllt, den der Nordwind nicht anzuheben vermochte. Die Soldaten erkannten die drei sofort: Die Utahnsaugen , wie sie sie nannten. Die Krieger aus den Ungewöhnlichen Landen.
Den Soldaten war unbehaglich dabei zumute, sich diesen leicht verhangenen, blauen Augen stellen zu müssen. Denn sie wussten, dass diese Männer in der Lage waren, ihre Gedanken allein dadurch zu lesen, dass sie sie musterten. Wie stellten sie das nur an? Was genau sahen sie? Niemand wusste es. Das machte ihre Anwesenheit noch beunruhigender.
Die Scylen waren sich der Furcht, die sie erregten, voll und ganz bewusst. Sie trugen verächtliche, überlegene Mienen zur Schau, sogar in Gegenwart des Herzogs. Diesem gelang es, sie mehr oder minder zu ertragen, vielleicht, weil er ihren Anführer schon mit gebeugtem Rücken wie einen Bettler gesehen hatte. Er zügelte sein Pferd auf Höhe des Anführers:
»Ich dachte, du findest dieses Land zu heiß, Muht? Ist es da nicht ein wenig übertrieben, deine Kriegstrophäe bei diesem Wetter zu tragen? Oder hoffst du etwa, dass dein Schweißgestank den deiner akalischen Skalpe überdecken wird?«
Der Scylenkrieger hob den Kopf noch höher als zuvor.
»Mein Shat-Hunt besteht nicht nur aus akalischen Skalpen, vergiss das nicht«, antwortete er und wies auf seinem Umhang auf eine Zone brauner Haare neben den roten Locken. »Die Maske flieht meinen Blick.«
Korta schenkte ihm ein leicht spöttisches Lächeln, das sein Bärtchen nur auf einer Seite hob.
»Ich nicht«, sagte er ruhig.
Muht biss die Zähne zusammen und wandte den Blick von der Drohung ab, die er im Geist des Herzogs sah.
»Was hat es mit diesem Märchen von einem ›doppelten Geist‹ der Maske auf sich?«, fuhr Korta fort.
Muht sah ihn aufs Äußerste gereizt wieder an. »Das ist kein Märchen!«
»Wie erklärst du es dann?«
»Ich und die Meinen haben jedes Mal, wenn sich die Maske genähert hat, zwei Geister gespürt: Den eines reifen Mannes und den eines jungen, noch nützlichen Weibs. Sie sind unzertrennlich. Geliebte, Tochter oder Hexe – es kann mehrere Erklärungen geben. Mehr kann ich nicht sagen. Die Liebe ist kein Gefühl, für das ich mich interessiere. Auf jeden Fall ist dieses junge Weib der Maske sehr wichtig. Ihr Gesicht mit den nachtblauen Augen zeigt sich im Verstand vieler Leute, wenn man von der Maske spricht.«
»Gut … gut… Da haben wir eine zusätzliche unerwartete Schwäche«, sagte Korta nachdenklich. »Ich muss eingestehen, dass du es verdienst, bei der Eroberung von Akal die Hilfe meiner Männer zu bekommen. Utahn Qashiltar wird dich gewiss zu seiner neuen rechten Hand machen, wie du es wünschst.«
Muht sah aufs Neue stolz drein.
»Wir werden dieses Mädchen später suchen. Reiten wir zunächst nach Eade«, fuhr Korta fort und zerrte an den Zügeln seines Pferdes. »Versuchen wir, den Maskierten in die Falle zu locken! Er schlüpft mir schon seit zu langer Zeit zwischen den Fingern hindurch. Ich habe einen Plan, um ihn niederzuzwingen.«
Der Scyle wollte neben Korta reiten, aber der Herzog hielt ihn zurück.
»Deine Nützlichkeit gestattet dir nicht
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