Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
schwarzen Räuber und seine Bande zur Strecke zu bringen; diesmal hatte er jeglichen Vorteil auf seiner Seite. Das, was auf dem Spiel stand, war die Mühe aber auch wert!
Es drängte Korta, vor Ibbak, seinem mächtigen, heimlichen Verbündeten, ein letztes Mal Rechenschaft abzulegen. Eine gute Nacht erwartete ihn, bevor er ins Land aufbrechen würde, um dort eine neue Ordnung durchzusetzen.
Er trat in seine Gemächer: Die Einrichtung bestand aus dunklem Holz, von dem sich goldene Zierleisten abhoben. Korta entzündete keinen Leuchter, keine einzige Kerze. Er warf seine Handschuhe und seinen Umhang auf einen mit rotem Samt bezogenen Sessel, den die Mondsicheln durch ein Fenster beleuchteten. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, ging er in seinem Salon auf den gewaltigen Kamin zu, der mit Fresken monströser Tiere geschmückt war. Er versuchte nicht, ein Feuer anzuzünden, obwohl der Frühling gerade erst zu Ende ging und die Abende noch viel kälter waren als die Nächte. Stattdessen betätigte er einen Hebel.
Der Kamin begann sich langsam zu drehen und enthüllte eine enge Flucht von Stufen. Ein Fähnchen roten Rauchs drang ins Zimmer; es stieg aus den Tiefen des Geheimgangs auf. Seine Kringel streckten sich wie die Arme eines Geschöpfs aus, das es gar nicht abwarten konnte, die neuesten Nachrichten zu hören.
Nachtblau
Nis’ Nüstern strichen über Andins Hals. Die Wärme des Atems und die Bewegung der bärtigen Lippen kitzelten ihn. Ein Grübchen bildete sich in seiner Wange, aber er knurrte: »Nis … Lass mich schlafen …«
Andins Augen waren vom Schlaf viel zu verquollen und schmerzten zu sehr, als dass er sie hätte öffnen können, aber ein leises, ungewohntes Geräusch sorgte dafür, dass er ein Augenlid hochzwang. Das Öltuch, das er am Vorabend über sein Gepäck gebreitet hatte, bewegte sich. Neugierig hob er genau in dem Moment den Kopf, als ein Eichhörnchen darunter hervorhuschte – mit dem letzten Brotstückchen, dass er sich aufzuheben gezwungen hatte.
»He! Frecher Dieb!«, rief Andin und schleuderte seine Decke von sich.
Auf frischer Tat ertappt verschwand das kleine Tier wie der Blitz mit dem Brotstück in den Clematisranken. Lieber sterben als das wieder loszulassen!
»Verflucht!«, rief Andin und schob erfolglos die Zweige der Sträucher auseinander.
Das Eichhörnchen war schon weit weg – sein Frühstück auch. Andin grummelte eine Weile vor sich hin. Der Knust war schon mehr oder minder altbacken gewesen, aber Andins leerer Magen hätte sich damit an diesem Morgen durchaus begnügt. Er ließ sich wie ein Mehlsack wieder auf sein behelfsmäßiges Lager fallen und streckte sich am Ende unter dem Anprall dieses unsanften und allzu frühen Aufwachens wieder ganz aus. Nis beschnupperte ihn.
»Noch eine halbe Stunde, meine Schöne«, sagte Andin und rieb sich die Augen und Wangenknochen, die von der noch nicht lange zurückliegenden Überquerung der Gletscher brannten. »Wir kehren um und suchen ein Dorf. Ich habe ohnehin nichts mehr zu essen. Du bekommst deine Karotten, das weißt du doch.«
Und er schlief noch einmal für zwei Stunden ein.
Als er erwachte, war er weniger ausgeruht, als es ihm lieb gewesen wäre, und vollkommen ausgehungert. Auf Nis’ ungeduldiges Tänzeln hin gab er nach und stand auf.
»Hast du jetzt Lust weiterzureisen?«
Sie bewegte die Ohren.
»Du wirkst auf mich, als ob du gut beieinander wärst. Willst du in die Dunklen Wälder? Das ist nicht weit. Nur ein halber Tagesritt von hier. Einfach geradeaus. Anscheinend kommen all die, die sich dorthin vorwagen, nicht zurück … Aber nicht unbedingt, weil ein Niedergeist sie dort festhält«, schmunzelte er. »Vielleicht haben sie einen wunderbaren Ort gefunden? Wenn du aber unbedingt ein Ungeheuer sehen willst, müssen wir noch weiter vordringen, in den Verbotenen Wald in der Nähe der Burg.«
Nis schien nicht alles zu verstehen, aber ihre Begeisterung hatte sich gelegt. Das Grübchen, das die Wange ihres Herrn teilte, zeigte ihr, dass er sich bestimmt über sie lustig machte. Sie legte die Ohren an. Andin lächelte noch ein wenig mehr. Er hatte im Moment gar nicht die Kraft, überhaupt irgendwohin zu gehen, aber er hatte zu viel Hunger, um einfach hierzubleiben.
Ganz langsam stemmte er den Sattel auf den Rücken seiner Stute und verstreute die Asche seines Feuers, das schon durch den Regen des Vorabends erloschen war. Auf einem Stück Birkenrinde herumkauend machte er sich wieder auf den Weg. Nis
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