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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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kleinen Tiere um sie herum versuchten mit angesichts ihrer Größe eindrucksvollen Sprüngen danach zu schnappen. Trotz ihres Übereifers war es dem jungen Mädchen gelungen, sich loszumachen und sich auf einen moosbedeckten Felsen zu setzen. Sie streckte den Kecksten die Früchte im Austausch gegen Grashalme oder Blumen hin und begann bei den Wutschreien der Scheuesten wieder zu lachen.
    Ihr Äußeres war so anziehend, dass Argwohn und Vorsicht keinen Platz mehr in Andins Verstand hatten. Er wollte ihr Gesicht sehen. Deshalb schlang er die Zügel seiner Stute um den Sattelknauf und streckte sich neben Wurzeln nahe am Rand des Felsens aus. Dieser Anblick war zu magisch, seine Neugier zu stark. Während er versuchte, sich hinter Büschen zu verbergen, beugte er sich gefährlich weit vor.
    Das junge Mädchen drehte sich um, um eines der kleinen Tiere zu streicheln, das sich endlich zähmen ließ. Ihre Züge wirkten zart, und ihr Gesicht strahlte eine bezaubernde Sorglosigkeit aus. Wenn Andin nicht gewusst hätte, dass die Feen durchscheinend und hauchzart waren, hätte er geglaubt, sie sei eine von ihnen.
    Er rammte sein Schwert vor einem Farn in die Erde und legte die Hand auf einen Stein, um sich seiner Tasche zu entledigen. In dem Moment, als er sich aufstützte, fiel der Stein ins Leere. In den gelockerten Riemen verheddert verlor Andin sein Gleichgewicht und stürzte. Seine Tasche blieb an einer tiefer liegenden Wurzel hängen, aber Andins Finger glitten ab. Sein Hemd zerriss, und er schrammte sich den Arm auf, als er versuchte, sich an den Steinen festzuklammern, die ihm einer nach dem anderen entglitten: Er konnte seinen Sturz nicht mehr aufhalten.
     
    Die halb ratten-, halb katzenartigen Tiere flüchteten mit großen Sprüngen. Das junge Mädchen wirbelte herum und ließ all die Früchte ins Gras fallen. Aber sie floh nicht, nachdem sie die erste Überraschung überwunden hatte. Stattdessen lief sie auf den Fremden zu: »Steig aus dem Wasser! Lauf!«
    Das Wasser war dort, wo Andin hineingefallen war, nicht sehr tief. Irgendetwas Weiches hatte seinen Sturz abgefedert, aber er war völlig betäubt. Und auch noch tropfnass! Er hob den Kopf, um die Rufe zu verstehen, die er hörte; es tröstete ihn, dass die Erscheinung nicht verschwunden war.
    »Steig aus dem Wasser! Sie wird dich töten!«
    Wer?! Er drehte sich um. Hinter ihm ragte eine gewaltige schwarze Mauer auf, deren äußerste Enden sich ihm näherten. Er wich eilig zurück und fiel wieder in die Lagune. Seine mit Wasser vollgelaufenen Stulpenstiefel erschwerten ihm die Bewegungen. Instinktiv führte er die Hand an seine Seite, um sein Schwert zu ziehen: Er hatte vergessen, dass es noch immer oben auf der Klippe funkelte. Das junge Mädchen sprang neben ihn.
    »Raus! Raus, und misch dich vor allem nicht ein!«, befahl sie und stieß ihn beiseite.
    Andin stieg ans Ufer. Das junge Mädchen bot dem seltsamen Wesen mit ausgebreiteten Armen die Stirn. Sie würde verschlungen werden! Andin konnte doch nicht einfach dabeistehen und nichts tun! Sie war keine Illusion, sie hatte ihn berührt. Er zog seinen langen Dolch aus dem Stiefel und wollte sich auf das Ding stürzen. Aber er wurde in seinem Schwung aufgehalten: Völlig unerwartet begann das junge Mädchen zu singen.
    Die Masse wirkte genauso erstaunt wie Andin und rückte ein paar Zoll von dem schönen Gesicht entfernt nicht weiter vor. Die Stimme war zwar nicht außergewöhnlich, aber verstörend. Ihr Gesang erfüllte die Lichtung mit süßen Tönen, die einem unter die Haut gingen. Die Kreatur wechselte sofort die Farbe von Schwarz zu Dunkelgrün und nahm ihr durchscheinendes Schimmern wieder an. Andin erkannte in ihr dieselbe seltsame Materie wieder.
    Das Ding, das eindeutig belebt war, begann über den Körper der jungen Frau zu gleiten, als ob es den Gesang zu schätzen wüsste und die Aufforderung zum Tanz annähme. Es schlang sich um ihre nackte Taille und teilte sich in mehrere Anhängsel auf. Der Melodie entsprechend begann jedes von ihnen die Schenkel der Zauberin entlang bis zu ihren Knien zu kriechen, tändelte mit dem Wasser und stieg dann wieder auf, wobei es in unterschiedlichen Farben schillerte. Sie alle nahmen jede nur mögliche Form an, um sich denen der Schönen anzupassen – sie überzogen sie, nahmen ihr Wesen an.
    Andin lehnte sich an einen Baumstamm; bei diesem Anblick vergaß er ganz seinen verletzten Arm. Kaum konnte er den Blick von diesem außergewöhnlichen Schauspiel wenden. Er

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