Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
dass er nur drei Leute vor sich hatte, und er ließ sich nie von der Überzahl überwältigen. Er quoll vor Strategien über, um seinen Mangel an breiten Schultern auszugleichen, und nutzte noch die geringsten Schwächen seiner Feinde.
Der Rest der beiden geopferten Häuser brannte langsam ab. Es war den Dorfbewohnern gelungen, das Feuer zu begrenzen, ohne dass Andin es bemerkt hätte, und die Mehrzahl der Soldaten war außer Gefecht gesetzt. Die Maske pfiff: Fünf Männer, darunter der Akaler und der Riese, streckten ihre letzten Gegner nieder und stiegen auf ihre Pferde. Sie hielten auf den Wald zu und kamen in weniger als hundert Schritt Entfernung an Andin vorbei. Der Maskierte blieb noch zurück: Es waren nur noch wenige Männer übrig, denen es gegenüberzutreten galt, aber einer von ihnen war der Schuft Korta.
Die Entscheidung, allein zu kämpfen, wirkte sehr wagemutig: Der Herzog schien ein sehr begabter Fechter zu sein. Das wussten auch die drei letzten Soldaten. Sie zogen sich zurück, um ihrem Anführer seine Beute allein zu überlassen.
Das Leben schien stillzustehen. Alles hielt um die beiden Feinde herum an. Sogar die Dorfbewohner, deren Gesichter von Asche und Rauch geschwärzt waren, beobachteten das Geschehen. Es lag ebenso viel Hoffnung wie Furcht in ihren Blicken. Alles war wieder still: Man hörte nur noch das Geräusch der beiden stählernen Klingen.
Andin hatte schon längst Partei ergriffen. Er durchlebte jede Bewegung der Maske, ahnte die Schläge und Paraden voraus und griff gemeinsam mit dem Banditen an, mitgerissen von derselben Leidenschaft. Unglücklicherweise schien der Mann in Schwarz nach kurzer Zeit müde zu werden: Seine immer noch perfekt gezielten Hiebe wurden weniger kraftvoll. Sein Gegner war ihm durchaus ebenbürtig – ja, sogar überlegen! Auch der Herzog hatte begriffen, dass der Maskierte – mochte er auch ein herausragender Kämpfer sein – müde zu werden begann.
Ein befriedigter Ausdruck zuckte über das Gesicht des Adligen; sein schwarzes Bärtchen wies bei jeder Angriffsbewegung nach vorn. Er gewann an Selbstsicherheit und war sich sicher, wie der Kampf ausgehen würde: Er spielte mit seinem Gegner wie eine Katze mit einer Maus.
Die Maske gab noch nicht auf. Andin spürte, dass der Bandit zu fliehen versuchen würde: Die Kraft der Verzweiflung hatte seine ursprüngliche Feurigkeit verdrängt. Nach mehreren Minuten des Kampfes hatte er Korta nur leicht am linken Arm verwundet: Es würde ihm nicht gelingen zu gewinnen. Der Herzog trug ein üppiges, pelzverbrämtes Wams, auf dem die Nieten stählerner Schuppen zu sehen waren. Der Maskierte verfügte über keinen Schutz. Er musste fliehen, bevor er außer Atem war.
Ein Klingenstoß, der schneller und genauer ausgeführt wurde als die übrigen, ging nahe an seinem Hals vorbei. Er wich aus, aber Kortas gezacktes Schwert zerfetzte ihm mit einer raschen Bewegung den Hemdkragen und riss ihm die Halskette ab, die er trug. Durch den Schwung wurde das Schmuckstück weit hinter den Herzog geschleudert. Unmöglich, es mühelos zurückzuholen! Die beiden Männer hielten inne; beide dachten jeweils über eine mögliche Taktik nach. Der Kampf zog sich zu lange hin.
Es war der Maskierte, der schwungvoll angriff, als wolle er den Zorn seines Gegners anfachen: Dann wurden seine Schläge seltener, und er beschränkte sich nur noch darauf, sich zu verteidigen. Andin verstand das nicht. Man hätte glauben können, dass er zu verlieren versuchte! Angesichts dieses Aufgebens zitterte Andin vor Wut. Wie konnte er nur kapitulieren? Der Maskierte musste einen Fluchtplan haben. Indem er mit Hieben und Paraden geizte, versuchte er, neue Kräfte zu sammeln. Wenig Blut floss, und es waren nur Kratzer: Dennoch krümmte er sich in seinem zerfetzten Hemd beinahe unter den Hieben.
Korta sah nur seinen Sieg und wurde sich dieses Spiels nicht bewusst. Sein einziges Ziel war es, endlich das Gesicht desjenigen zu sehen, der ihn bei Hofe und vor dem König seit zwei Jahren lächerlich machte. Er zielte bei seinen Angriffen nur noch auf Höhe des Kopfes und des Halses. Jeder Hieb riss ein Stück Stoff ab. Aber es gelang ihm nicht, die Wange seines Gegners zu ritzen, wie dieser es vor einigen Monaten umgekehrt mit ihm getan und ihn dabei Verräter am Volk genannt hatte.
Die Maske war ihm immer durch überraschende Manöver entkommen, aber jetzt saß der Bandit in der Falle.
Mit letzter Anstrengung rammte der Adlige das Schwert in den Knoten, der den
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