Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
zurück.
Mithilfe seines Dolchs vergrößerte er die Wunde und zog den Bolzen daraus hervor. Der Körper des Mädchens zitterte, aber der Lärm, den Korta und seine Männer veranstalteten, übertönte das Wimmern. Andin schob seine Waffe in den Stiefel zurück und benutzte den Rest seines Hemds, um den Blutfluss zu stillen. Sein Blick konnte sich kaum von diesem Körper lösen, den die durchscheinenden Amalysen enthüllten. Es gelang ihm, dem Mädchen die Jacke und das schwarze Hemd ganz auszuziehen, und er holte seinen Umhang aus der Tasche, um das Mädchen darin einzurollen.
Das Wichtigste ist getan, aber wird es reichen? Er bedauerte, Nis in die Flucht geschlagen zu haben.
Sanft führte er die Hand ans Gesicht der Verletzten heran. Die Haut war weich und zart. Ihre Schönheit hatte Korta erstarren lassen, und das hatte sie ausgenutzt, um zu gewinnen. Auch Andin war weiterhin fasziniert. Wie kann ein derart zerbrechlicher Körper mit einem derartigen Feuer kämpfen?
Er spürte, dass sie allmählich wieder zu sich kam. Leicht legte er ihr die Hand auf die bebenden Lippen. Die junge Frau öffnete langsam die Augen und blinzelte im Licht, das zwischen den Blättern hindurchstrahlte. Andins Herz pochte erneut heftig. Er war sich sogar sicher, dass sie ihn binnen eines Augenblicks erkannte.
Als sie die Zweige um sich her sah, begriff die junge Frau, dass Andin sie auf einen Baum geschleift hatte, um sie Kortas Klauen zu entziehen. Das Gebrüll des Herzogs bestätigte ihre Theorie. Sie unterdrückte ein Lächeln, das ihrem Retter galt, und versuchte, sich vorzubeugen, um die Soldaten zu sehen. Aber der Schmerz erwies sich als zu heftig. Vielleicht war sie in Sicherheit, was Korta betraf, aber sie hatte viel Blut verloren.
Andin hatte die Hand weggenommen, aber das junge Mädchen regte sich trotz aller Schmerzen weiter. Er streckte sie wieder aus. Erst wehrte die junge Frau sich, dann ließ sie ihn erschöpft gewähren. Doch sie hielt sich an seinem Hals fest, das Gesicht dicht an seinem. Ihre Blässe entsetzte Andin so sehr, wie ihre großen Augen und die Nähe ihrer Lippen ihn erregten. Mit großer Mühe flüsterte sie ihm zu: »Ich brauche das Füllhorn … Das Schmuckstück, das Korta in der Hand hält … Ich muss das Füllhorn wiederhaben …«
In ihrem Kopf drehte sich alles; ihr war schwindelig, aber sie hörte nicht auf, diese Worte zu wiederholen. Ihre Finger lösten sich von Andins Hals. Sie verlor das Bewusstsein.
Der junge Mann bedauerte, sich in diese Sache eingemischt zu haben. Korta war ein Adliger, das durfte man nicht vergessen! Scylen durchstreiften das Land und konnten Andins Taten aufdecken! Aber er musste nur einen Blick auf die Verwundete werfen, um zu wissen, dass er keine Wahl mehr hatte. Ihm kam eine Idee, wie er bestimmte Risiken mindern konnte.
Er nahm das schwarze Hemd. Es war zerrissen und zu eng, um sich ganz schließen zu lassen, aber das war genug, um seine Identität vor Kortas Augen zu verhüllen. Andin schlang sich den breiten Gürtel um den Kopf, um seine Haare auf Piratenart zu verhüllen, und streifte seine eigenen Handschuhe über. Nun fehlte nur noch die Maske.
Während sie das Bewusstsein zurückerlangte, begriff die junge Frau, was Andin tat. Als sie ihn zögern sah, die Amalyse zu nehmen, ließ sie sie auf ihre Hand gleiten und beförderte sie auf Andins Gesicht. Sie zog die Finger erst weg, als die grünliche Maske so schwarz wie die Kleider geworden war. Der junge Mann verstand nicht, wie es ihr gelungen war, die Amalyse die Farbe ändern zu lassen, ohne sie aggressiv zu machen.
Das Mädchen erklärte nichts. Sie wirkte nur besorgt. Hatte sie Angst um ihn? Dachte sie, dass er Korta im Kampf nicht gewachsen sein würde? Sie zwang sich sichtlich, wach zu bleiben.
Andin hatte keine Angst vor Korta, er hatte gesehen, wie er kämpfte: Ihn zu überrumpeln, würde das Einfachste und Schnellste sein. Er fürchtete sich vor allem vor den Reaktionen der Amalyse im Kampf. Ein letztes Mal sah er das blasse Gesicht des jungen Mädchens an, dann machte er sich an den Abstieg.
Die Soldaten hatten sich in der Umgebung verteilt; nur Korta trat nicht weit vom Baum entfernt von einem Fuß auf den anderen. Er schloss aus, dass die Maske durch die Äste geflohen war; dazu war sie zu schwer verletzt. Aber trotz seiner Nachforschungen fand er weder Spuren auf dem Boden, noch in der Umgebung.
Plötzlich erschien die Maske vor seinen Augen. Es brachte Korta gehörig aus der Fassung, sie
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