Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
Überraschung empfangen. Erwan war ganz ergriffen, einen Konkurrenten zu haben: »Nur ein Akaler oder ein Mensch reinen Herzens kann dieses Instrument spielen.«
Andin lächelte zaghaft; die Erklärung des Zwergs schmeichelte ihm. Sein alter akalischer Freund hatte ihm die Gründe für seine Initiation nie genannt. Angesichts der Bewunderung des kleinen, rothaarigen Mannes flüsterte er ihm, obwohl er an seinen Aussagen zweifelte, zu: »Dann verstehe ich ja jetzt, warum es mir nicht mehr gelingt, darauf zu spielen, wenn ich Dummheiten mache!«
Erwan begann frei heraus zu lachen. Die ersten Töne des Duos erklangen, Gesänge folgten und das ganze Dorf geriet wieder in Raserei. Alle tanzten und stimmten im Chor in die Refrains mit ein. Schwung, Leidenschaft und Lebenskraft rissen ganz Aces mit.
Victorias Stimme hob sich von denen der Männer ab: Sie zog Andin das Herz zusammen. Er sah, wie sie mit den Füßen den Takt schlug. Sie zitterte vor Eifer, sich Virgine und Ophelia anzuschließen: Sitzen zu bleiben gehörte eindeutig nicht zu ihren Gewohnheiten!
Binnen eines Moments waren sie selbst nicht mehr in der Lage, vernünftig zu bleiben: Die drei männlichen Sänger begannen, ihre tiefen Stimmen auf phantastische Weise zu modulieren und ohne Mühe Schlagzeug zu imitieren. Victoria lachte von ganzem Herzen, so dass es ihr nicht einmal mehr gelang zu singen. Ein kleiner Anflug von Eifersucht nagte an Andin. Die verschwörerischen Mienen und die gemeinsame Freude des Clans zeigten seine vollkommene Einigkeit. Andin glaubte, dass es nicht leicht sein würde, darin aufgenommen zu werden.
Er täuschte sich. Die einzige Person, die Abneigung gegen ihn empfand, war Joran, der reglos auf seinem Dach saß und seinen Schützling Elea und ihren Retter nicht aus den Augen ließ. Er sah sie lachen, bewundernd zusehen, wie Andin spielte, und begeistert den Stücken, die er mit Erwan zum Besten gab, Beifall klatschen. Sie strahlte vor Freude. Er hätte damit zufrieden sein sollen, aber eine Feindseligkeit ohnegleichen überkam ihn, als er sie so nahe bei dem jungen Mann sah – so verliebt. Mit einer raschen Bewegung der Vorderpfote hielt er seinen Schwanz fest, der vor Ärger zuckte.
Sten warf seine Mütze in die Luft und verließ die Tribüne, um mit seiner Frau und – wie er es ausdrückte – seinem künftigen Nachwuchs zu tanzen. Allan wurde von Virgine mitgerissen, und andere Sänger nahmen ihren Platz ein. Theon blieb allein zurück, um sie zu begleiten. Andin ergriff die Gelegenheit. Er ließ Erwan im Stich und forderte Victoria auf. Freundlich und mit großem Bedauern lehnte sie ab.
»Aber wer verlangt denn von dir, deine Beine zu gebrauchen?«, rief er, packte sie von hinten und hob sie sich auf die Arme.
Bevor sie auch nur irgendetwas sagen konnte, ließ er sie schon mitten zwischen den anderen herumwirbeln. Obwohl Estelles gewölbter Bauch es ihm etwas schwer machte, fand Sten die Idee hervorragend und tat dasselbe. Die überraschten Schreie der beiden jungen Frauen wurden zu Gelächter, und ihre Augen funkelten.
Andin wurde verrückt – sie war so schön! Bei jeder Umdrehung schmiegte sich das junge Mädchen ein wenig näher an ihn. Das Herz des jungen Mannes klopfte zum Zerspringen. Die großen, blauen Augen existierten nur noch für ihn.
Joran kochte. Auf der Suche nach einer Methode, sie aufzuhalten, ohne es zum Eklat kommen zu lassen, war er mit gesträubtem Rückenfell vom Dach gestiegen. Estelle, Sten, Allan und Virgine hörten zu tanzen auf und drehten sich gleichzeitig um, denn sie fürchteten seinen Zorn. Angesichts ihrer missbilligenden Blicke zögerte er. Dann fauchte er wütend und wandte ihnen vor Unzufriedenheit den Rücken zu; mit vor Wut starr hochgerecktem, auf doppelten Umfang gesträubtem Schwanz verschwand er hinter einer Mauer.
Andin und Elea hatten nichts davon bemerkt. Die Außenwelt war davongeflogen, ihre Sorgen, ihre Probleme, ihre Gründe, zu kämpfen oder zu fliehen, waren verschwunden. Sie liebten sich. Die vier Freunde waren, ebenso wie viele Dorfbewohner, zurückgewichen, um sie zu betrachten. Erwan zwinkerte ihnen verschwörerisch zu und setzte mit drei auf den Saiten gezupften Noten, gefolgt von einem geblasenen Ton, die Musik fort.
»Es wäre schade gewesen, wenn Joran sich eingemischt hätte, findet ihr nicht?«, sagte Sten.
»Oh ja! Sie sind wirklich wunderbar, alle beide«, seufzte Virgine.
»Ich würde sagen, dass die Drei Feen an alledem nicht ganz unbeteiligt
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