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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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begegnen!«
    Seine Stimme füllte den dunklen Saal und klirrte wie Stahl in dem brüchigen Gewölbe. Dennoch rührte Korta sich nicht; er reagierte nicht. Muht beobachtete ihn und traute seinen Augen nicht. Der Herzog wusste zwar, dass er die Bedeutung des Wortes Schmerz kennenlernen würde, wenn er versagte, aber sein Geist blieb abwesend. Er versuchte nur herauszubekommen, warum das junge Mädchen ihn so faszinierte und warum er nicht kämpfen konnte.
    Der rote Rauch lebte seine Bosheit aus und erfüllte den Raum in einem wahren Strudel aus zahlreichen Gestalten und Gesichtern. Muht zog es vor, den Blick abzuwenden. Die Luft fuhr in den schwarzen Mantel und die orangefarben unterfütterten Schlitze im Wams des Herzogs. Korta wurde zu einem hölzernen Hampelmann, der von diesem Wind herumgewirbelt und von der Stimme und dem Räuspern der Statuen betäubt wurde. Dennoch blieb er verzweifelt überwältigt von der Erinnerung an einen blauen, kalten und durchdringenden Blick.
     
    Mit eben diesen blauen Augen musterte Elea hoffnungsvoll den Dorfplatz. Sie suchte Andin. Es gab so viele Leute, Tänze und Unterhaltungen, dass sie ihn nicht fand.
    Trotz des Lärms war das Schauspiel beruhigend. Diese Freudenschreie und Gesänge hätten noch die kältesten Herzen erwärmen können. Alles Unglück schien mit dem Rauch verflogen zu sein. Der künftige Wohlstand war nicht sicher, Korta konnte wieder alles umstürzen – und das schon am nächsten Tag, dessen war sie sich bewusst. Aber Elea erkannte, dass sie diesem Dorf das Gemeinschaftsgefühl und die Motivation geschenkt hatte, die ihm gefehlt hatten. Den Grund, den es brauchte, um sich zu verteidigen. Diese schlichte Hoffnung würde es den Zerbrechlichsten gestatten zu überleben, wenn die Ereignisse sich noch einmal gegen sie wandten.
    Kinder schrien bei ihrer Ankunft, Jubelrufe folgten. Zur Antwort lächelte sie ihnen nur zu und klatschte ihnen ihrerseits Beifall: Sie war nicht bereit, die Einzige zu bleiben, die geehrt wurde. Endlich bemerkte sie Andin. Eine schwarze Hose, die in glänzenden Stiefeln steckte, ein milchweißes Hemd, über das ein Ledergürtel verlief, eine lange Wildlederweste. Der junge Mann war wunderschön. Er hatte die Eleganz sogar so weit getrieben, sich glatt zu rasieren, und auf seiner Brust funkelte der Goldring. Er hatte sich auf eine Bruchsteinmauer hochgezogen, und seine Augen sagten mehr als sein Beifall.
    Elea brauchte eine Weile, um das junge Mädchen an seiner Seite zu erkennen. Ophelia ! Als sie den Blick ein wenig weiter schweifen ließ, bemerkte sie, dass Ceban bei Ophelias Anblick staunend den Mund aufsperrte. Elea lächelte über die Miene ihres Milchbruders und ging auf die beiden blonden Geschöpfe zu. Andin stieg sofort herunter, blieb aber schüchtern. Victoria wirkte mit ihren offenen Haaren wild und rebellisch. Sie hatte zwar die Kleider gewechselt, doch sahen sie aus wie zuvor.
    »Ich hatte nicht den Wunsch, mein Äußeres zu verändern«, sagte sie mit entschlossenem Unterton.
    Sie log. Sie hatte sich fast eine halbe Stunde lang mit Joran gestritten, um ein Kleid anziehen zu dürfen. Er hatte dieser jugendlichen Laune nicht nachgegeben und hatte den Streit mit einer letzten Überlegung abgekürzt: »Das hast du sonst auch nie getan! Warum solltest du es heute tun?«
    Sein forschender Blick hatte das Mädchen zum Schweigen gebracht. Sie hatte keine Lust gehabt, ihm zu gestehen, womit sie rechnete. Wortlos hatte sie schwarze Kleider angelegt, aber aus Trotz saß ihr Amalysenkorsett lose. Ihre Weste war aufgeknöpft, ihr Haar offen: Es konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass die Maske eine Frau war. Andin bewunderte die Flamme der Provokation, die noch in ihren Augen funkelte. Er konnte nicht umhin, ihr ein Kompliment zu machen.
    Ophelia war langsam von dem Mäuerchen geglitten und hatte das Paar allein gelassen. Sie war glücklich; das Fest war perfekt. Aus dem Augenwinkel hatte sie Cebans Gesichtsausdruck gesehen und tat so, als würde sie ihn nicht bemerken. Sie lachte und begann, mit Virgine zu tanzen. Diese war drei Jahre älter als sie und hatte in ihren Augen mehr Glück: Sie lebte mit ihrem Mann und ihren Zwillingen beim Clan der Maske. Ophelia begriff nicht, warum sie trotz all ihrer Anstrengungen immer noch nicht dazugehörte, aber an diesem Abend vergaß sie alles: Sie strahlte und flüchtete sich in den Tanz.
    Die aufeinander abgestimmten Bewegungen der beiden jungen Frauen – die eine braunhaarig, die andere

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