Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
Vater nie diese Halskette tragen sehen.
»Oh! Wahrscheinlich ist das kein Wunder«, fuhr sie angesichts seiner Miene fort. »König Frederik hat es wahrscheinlich nicht für nötig gehalten, sein Volk davon erfahren zu lassen. Wahrscheinlich sind nur seine beiden Söhne darüber unterrichtet. Dieser Schmuck ist seit seinem Vorfahren Enkil von Generation zu Generation weitergegeben worden. Das ist eine Familiengeschichte. «
Andin konnte die Neuigkeit nicht fassen. Er verstand nicht, warum sein Vater ein solches Geheimnis daraus gemacht hatte!
Elea war erstaunt über die Reaktion, die sie hervorgerufen hatte. Sie ließ Andin stehen und setzte ihren Weg auf den Grat des Hügels zu fort. Ihr Weggang weckte den jungen Mann auf. Er rannte ihr nach.
»Und was bewirkt diese Kette? Wie hat Enkil sie erhalten? Existieren noch weitere? Und du – warum besitzt du eine? Wie hängt das mit deinen Verletzungen zusammen?«
Angesichts dieses Übereifers blieb sie stumm und warf ihm einen kalten Blick zu.
»Ich bitte dich«, flehte er. »Lass mich nicht im Unklaren! Du hast schon zu viel darüber gesagt!«
»Genau, und das bereue ich bitter. Ich begehe heute Abend nur Torheiten.«
Die Muschel hatte sich wieder geschlossen und verbarg ihr Geheimnis. Andin war falsch an die Sache herangegangen, aber er verlor dennoch nicht den Mut. Er überholte sie und ging rückwärts vor ihr her. »Und wenn ich diesmal nur eine einzige Frage stelle?«
Er war vor der jungen Frau stehen geblieben und versperrte ihr den Weg. In seinem Blick vereinten sich Zärtlichkeit und Überzeugungskraft. In die Enge getrieben schaute Victoria zu ihm hoch. Sie wollte ihn von sich stoßen, aber in Andins Wange bildete sich ein Grübchen. Er ließ seinen ganzen Charme spielen. Sie schloss die Augen und kniff die Lippen zusammen. Er hatte verloren – sie machte einen Schritt zur Seite, um ihm auszuweichen.
»Eine nach der anderen, und ich verspreche dir nicht, jede zu beantworten«, sagte sie.
Er war wahnsinnig vor Freude: Schnell ballte er die Fäuste, um sie nicht in die Arme zu nehmen. Jetzt hüpfte er eher neben ihr her, als dass er gegangen wäre.
»Zuallererst … Worin besteht nun die Macht dieses Füllhorns? «, fragte er genüsslich.
Elea musterte ihn. Sie fand den jungen Mann zugleich wunderbar und unmöglich. »Es hat zwei Fähigkeiten: Die Heilkraft und die Kraft der Fülle.«
Sie erläuterte ihm den Preis ihrer Nutzung, und er verstand so das plötzliche Erscheinen des Briefs, der Kleidung und des Proviants.
»Bei jeder Forderung teile ich eine Zeitlang die Erschöpfung derer, die gewöhnlich diese Gegenstände herstellen: Die Sehschwierigkeiten der Weber, die Schmerzen in den Fingern der Schneider, das Schwitzen der Köche, die Atemprobleme der Papierhersteller … Wenn ich eine Waffe verlange, habe ich sogar Anspruch auf den Muskelkater der Schmiede.«
Andin konnte über den Scherz nicht lachen; er schnitt vielmehr eine Grimasse, als er an den Schmerz dachte, den sie spüren musste, wenn sie das Füllhorn zum Heilen verwendete. Er rief sich den Schrei ins Gedächtnis, den er im Wald gehört hatte. Ein Schauer überlief ihn bei dem Gedanken, dass sie es wirklich gewesen war.
»Wie viel Zeit brauchst du, um all diese Werkzeuge und Lieferungen für ein Dorf erscheinen zu lassen?«
»Gottheiten! Das muss ich nicht tun! Ich hätte Monate damit zu tun!«
»Woher kommt dann die ganze Ladung?«
Sie hielt inne, nicht ganz sicher, ob sie antworten wollte. »Sagen wir es so: Es ist einfacher, Schmuckstücke zu fordern, und sie gestatten Handelsbeziehungen.«
»Handelsbeziehungen? Mit Akal?«
Sie lächelte über die begrenzten Möglichkeiten, die er sich ausgemalt hatte.
»Noch eine Frage?«
Andin begriff, dass sie keine Lust hatte, über das Thema zu sprechen. »Woher weißt du so viele Dinge über mein Land? Sogar, dass dieses zweite Füllhorn existiert?«, verlangte er zu wissen; das Schweigen seines Vaters kränkte ihn.
Sie neigte den Kopf zur Seite. »Darauf kann ich nicht antworten. Die Erklärung hängt nicht von mir ab. Ich weiß nur, dass man es mir gern mitgeteilt hat.«
Er versuchte aufs Neue, seinen Charme spielen zu lassen, aber sie antwortete mit nein . Andin akzeptierte seine Niederlage, froh, dass sie schon so viel geredet hatte, und wechselte ein weiteres Mal den Gesprächsgegenstand: »Also hast du noch nicht einmal eine Narbe! Und morgen wirst du wieder aufs Neue kämpfen können! Das ist fabelhaft!«
Sie schob den
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