Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
waren.
»Du bist nicht diejenige, die hier die Befehle gibt«, zischte er dem jungen Mädchen verächtlich zu.
»Ich bin aber diejenige, die diese Mörderpflanzen in der Hand hält – und damit die Macht, dein Leben auszulöschen.«
Theon packte Kortas Handgelenke. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos. Der fröhliche Geselle vom Vorabend war verschwunden. Doch ihn beseelte auch kein Hass: Er wirkte abwesend und zurrte die Fesseln übermäßig stramm. Der Herzog verzog das Gesicht vor Schmerz.
»Wo sind deine Verletzungen?«
Elea lächelte ihn an. »Vielleicht hatte ich nie welche?«
»Das ist unmöglich. Da war Blut!«
Sein Tonfall war jetzt eher neugierig als hasserfüllt.
»Es reicht!«, verkündete Joran. »Töte ihn diesmal.«
Elea hatte die Möglichkeit dazu: Wenn sie ihre Amalysen losließ, würde Kortas Furcht ausreichen. Sie starrte ihn an. Ihr Blick durchdrang den Mann, bis ihm die Knochen zu Eis erstarrten. Angst stieg in ihm auf, und ein Schweißtropfen perlte auf seiner Stirn. Er wollte schon zu stammeln beginnen; Korta war feige. Elea rührte sich noch immer nicht. Sie ließ ihn mühsam seinen eigenen Speichel schlucken. Die Schweißperle glitt ihm übers Gesicht – und die Amalysen gaben ihn frei.
»Nein, Joran«, sagte Elea. »Mir ist es lieber zu wissen, wer mein Feind ist. Dieser Mann wird durch seine eigenen Waffen sterben, nicht durch die meinen.«
Korta und Andin waren gleichermaßen verblüfft. Allan und Theon dagegen schleiften den Herzog brutal zu dem Karren, auf dem seine Männer zusammengetrieben worden waren.
»Dieses Dorf hier gehört dir nicht mehr«, mahnte Allan. »Du solltest dankbar für die Weichherzigkeit der Maske sein – nicht alle von uns hätten sie an den Tag gelegt«, schloss er und stieß ihn mitten zwischen die Soldaten.
»Verräter!«, stieß Korta hervor, da er in Theon und Allan zwei seiner früheren Waffenknechte erkannte.
»Du hättest mein Dorf nicht dem Erdboden gleichmachen und meine Schwester nicht töten sollen«, erklärte Allan halblaut.
Theon sagte nichts.
»Ulizir, erinnerst du dich?«, fuhr Allan fort. »Dass ich mich in deine Garde habe anwerben lassen, diente nur dem Zweck, das Waffenhandwerk zu erlernen, um dich eines Tages vernichten zu können.«
Der Hass überkam ihn erneut; es fiel ihm äußerst schwer, Korta gehen zu lassen. Anders als der Herzog war er nicht niederträchtig genug, einen gefesselten Mann töten zu können, aber er konnte seine Faust nicht aufhalten, die auf den schon verfärbten Kiefer des Adligen zuschoss. Theon nahm seinen Freund beim Arm, um ihn wegzuziehen.
»Wartet!«, rief Elea ihnen zu.
Sie rannte mit gerafftem Kleid über die kleinen, feuchten Pflastersteine bis zu ihnen.
»Mir bleibt auch noch eine Kleinigkeit zu regeln«, verkündete sie fröhlich und stieg auf den Karren.
Sie trat auf den Soldaten zu, der sie in der Scheune festgehalten hatte. Als sie vor ihm stand, warf sie ihm einen hochmütigen Blick zu. Unter seinem überraschten Blick entblößte sie langsam die nackten Füße, dann die Knöchel, die Unterschenkel und schließlich die Knie. Dann hob sich eines ihrer Beine. Ein heftiger Tritt mit dem Hacken traf ihn in den Unterleib, so dass es ihm den Atem verschlug.
»Da siehst du, was unter meinen Röcken steckt!«, schloss sie und sprang Theon in die Arme, um vom Karren zu steigen.
Ein Peitschenhieb knallte in der Luft, und die Pferde liefen los. Die wenigen Männer, die auf dem Karren noch aufrecht standen, stürzten. Mit Prellungen, Quetschungen und Schnitten übersät, übel zugerichtet und gekränkt über den Misserfolg und die Demütigung verschwanden Korta und seine Männer in Richtung der königlichen Burg. Aces geriet abermals in einen Freudentaumel. Erwan wurde als Held gefeiert.
Andin sah, wie Allan und Theon sich etwas abseits stritten. Aber die Diskussion war bald vorüber. Gemeinsam gingen sie daran, ihre Freunde zusammenzuholen, während Vic sich plötzlich mit Joran zurückzog. Sie würden aufbrechen, das spürte Andin sehr wohl. Er hob die Amalysenmaske an und zog sich den Stoff vom Kopf. Habe ich das alles für nichts und wieder nichts getan?
Er setzte sich auf ein Karrenrad. Estelle und mehrere Dorfbewohner kamen auf ihn zu, um ihn zu beglückwünschen.
»Du warst großartig!«, lobte Estelle ihn. »Sten verkündet das allen, und ich weiß, dass auch die anderen aufrichtig davon überzeugt sind. Erwan ist nicht der einzige Held.«
»Danke«, antwortete Andin
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