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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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Und ich erinnere mich noch sehr gut daran. Die kleine Vic ist eines Tages hier aufgetaucht, in einem ganz schön kurzen Kleidchen für ihr Alter. Sie ist mit einer Maus ins Dorf gekommen. Sie sagte, sie sei froh, wieder zu Hause zu sein, aber ihre Augen … Ah! Ihre Augen!«, unterbrach er sich und vergaß ganz seine Geschichte. »Ein Geschenk der Feen!«
    »Und was ist dann geschehen?«
    Dem Dörfler gefiel diese Rückkehr in die Gegenwart nicht. »Sie hat meine Tochter geheilt«, sagte er so knapp wie möglich.
    »Was hat das mit Joran zu tun?«
    »Um meine Tochter zum Lachen zu bringen, hat sie die Maus in die Luft geworfen – und die hat sich in eine Schwalbe verwandelt. «
    »Nein, wirklich?«, sagte Andin mit übertriebenem Erstaunen. »Das hat euch doch sicher alle in Angst und Schrecken versetzt!«
    »Und wie!«, rief der Aceser leichtgläubig aus. »Aber sie hat uns beruhigt und uns ihre Halskette gezeigt. Die kam von den Feen. Dann hat sie uns Joran vorgestellt, ein wunderbares Geschöpf!«
    Andin gefiel dieses Attribut nicht, aber er hütete sich, das auszusprechen.
    »Er ist doch nicht etwa das Ungeheuer des Verbotenen Waldes? «, fragte er mit geheuchelter Überraschung.
    Zu seiner großen Verwunderung begann der Bauer aufrichtig zu lachen.
    »Joran, das Ungeheuer? Oh Gottheiten! Wer hat dir denn den Floh ins Ohr gesetzt? Das Ungeheuer ist ein Niedergeist, ein Wesen, dessen Ausmaße die Vorstellungskraft übersteigen«, fuhr er in düsterem Tonfall fort. »Es verlässt nie den Verbotenen Wald. Zu jeder Tages- und Nachtzeit bewacht es ihn und schläft nicht! Joran tut nie jemandem etwas zuleide und verbringt sein Leben mit Vic. Das Ungeheuer dagegen hat tausende von Männern getötet, die zu tollkühn und eingebildet waren, um daran zu glauben! Mein Großvater hat mir erzählt, dass sein Großvater ihm erzählt hat, wie Soldaten, die das Ungeheuer vernichten wollten, in Stücke gerissen wurden – ihre Überreste waren rund um die Brücke-ohne-Wiederkehr verstreut. Ich habe auch einen Freund verloren, das ist gut zwanzig Jahre her. Er war in den Verbotenen Wald vorgedrungen, als er betrunken war. Das Ungeheuer gibt es immer noch, und ich glaube nicht, dass irgendjemand schon seiner Grausamkeit entkommen ist.«
    Er hatte diese letzten Worte mit Grabesstimme gesprochen. Andin hatte all das schon gehört. Er dachte auch an den Rat, den Victoria ihm bei ihrer ersten Begegnung in den Dunklen Wäldern gegeben hatte. Nichtsdestotrotz war er insgeheim davon überzeugt, dass sie sich im Verbotenen Wald versteckt hielt, und er war bereit, diese Annahme zu überprüfen. Wenn Joran nicht das Ungeheuer sein konnte, musste es eine andere Erklärung geben.
    Schon sechs Tage war es her, dass Andin die Grenze von Leiland überschritten hatte. Es wurde Zeit, dass er die Pflicht über das Vergnügen stellte. Er hatte sich geschworen, seinem Vater zu beweisen, dass er seines Vertrauens würdig war. Aber bis zum jetzigen Zeitpunkt war ihm das noch nicht wirklich gelungen. Entschlossenen Schrittes zog er los, um Nis zu suchen.

Dritter Teil
     

Prinzessin Elines Geburtstag
     
    Das Kind wagte es nicht mehr weiterzulesen. Drei Mal war ihm fast das Herz stehen geblieben, als es geglaubt hatte, entdeckt worden zu sein. Enkils Memoiren kamen nicht mehr aus der Hintertasche seiner Hose hervor.
    Der Junge wartete auf seine Mutter und beschränkte sich darauf, sich an das zu erinnern, was er schon gelesen hatte, als ein kleiner, blonder Junge in seinem Alter ankam und sich neben ihn setzte.
    »Ich habe dich mit deinem Büchlein gesehen«, flüsterte er ihm zu. »Kannst du etwa lesen?«
    Der Junge mit dem Buch sah ihn an, ohne zu antworten, und zog die mandelförmigen Augen zusammen. Er wusste nicht, welche Verhaltensweise nun die richtige war.
    »Meine Mama hat es mir beigebracht«, antwortete er knapp.
    Normalerweise drückte er sich weitaus wortreicher aus.
    »Ich habe keine Mama mehr … Und auch keinen Papa. Ich muss mich ganz allein um meine kleine Schwester und meinen kleinen Bruder kümmern. Ich bin das Familienoberhaupt! Ich heiße Erby.«
    Darauf hätte man allzu viel erwidern können. Der kleine Junge mit dem Buch zog es vor zu schweigen.
    »Deine Geschichte muss doch wirklich gut sein! Gibt es da Schurken und Helden? Und Schlachten? Mir fällt nichts mehr ein, was ich Antonin erzählen kann, damit er einschläft. Willst du mir nicht helfen?«
    »Das ist keine Geschichte. Es ist etwas sehr Ernstes. Das ist nichts für

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