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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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so lange, wie er benötigte, um die Neuigkeit zu verdauen. Dann entschloss er sich, denselben Weg einzuschlagen. Ein Abgrund trennte ihn von Joran.
    Kaum jemand machte viel Aufhebens um ihre Ankunft. Die Bewohner des Verbotenen Waldes saßen auf den hölzernen Stufen oder auf verstreut liegenden Steinen und warteten besorgt den Ausgang der Geschichte ab. Aus den Armen ihres Vaters sah die seltsame, kleine Chloe Andin aufs Neue an. Ihre großen, goldenen Augen wirkten nicht länger unruhig; ihr engelsgleiches Gesicht wurde sogar von einem Lächeln erhellt. War Sten außer Gefahr? Die Erwachsenen schienen sich nicht bei ihr nach dem Riesen erkundigen zu wollen, ganz so, als könnten sie sich nicht vorstellen, dass sie ihnen antworten würde.
    Die Zeitspanne wirkte auf Stens besorgte Freunde wie eine Ewigkeit. Die Stunden waren vielleicht nur Minuten, niemand vermochte es zu sagen. Als Erster kam schließlich Ceban ins Freie. Er steckte alle mühelos mit seiner Begeisterung an, indem er verkündete, dass zweieiige Zwillinge zur Welt gekommen seien und der Vater bald genesen würde. Stolz folgte Tanin ihm und ging mit unglaublicher Beredsamkeit daran, die zwei von ihm sofort als » Cousins« vereinnahmten Kinder zu beschreiben.
    Der kleine Junge mit dem verschmitzten Gesicht und den Mandelaugen interessierte Andin weitaus mehr als die allgemeinen Umarmungen. Tanin war wirklich zu alt, um Victorias leibliches Kind zu sein. Der junge Mann lächelte innerlich, dümmlich befriedigt, und seine Augen machten sich auf die Suche nach der jungen Frau.
    Er war nicht der Einzige, der Ausschau nach ihr hielt. Joran, der sich zu Anfang selbstzufrieden über Eleas Erfolg gezeigt hatte, machte sich Sorgen, als er sie nicht aus dem großen Raum hervorkommen sah. In Gestalt einer schwarzen Katze sprang er auf die Balustrade: Die junge Frau war nicht drinnen. Die kleinen Samtpfoten kamen rasch auf der hölzernen Rampe voran, die um die Behausung herumführte. Andin folgte Joran, indem er um die Balustrade herumging.
    Elea war durch die Hintertür hinausgegangen und schritt nun über die hölzerne Terrasse, die aufs Meer hinausging. Ihr war schwindlig, und sie musste sich an einem Pfeiler abstützen. Sie hatte in der vorangegangenen Nacht nicht geschlafen und an nichts anderes als ihre Ungerechtigkeit Andin gegenüber gedacht. Vom Tag hatte sie so gut wie nichts mitbekommen. Zudem hatte sie gerade all ihre Energie dafür aufgebracht, Sten zu retten. Langsam glitt sie zu Boden. Die Müdigkeit zog ihr zerrissenes Herz mit.
    Sie hatte so darum gebetet, dass Andin ihr noch einmal über den Weg laufen würde, hatte so gern ihren Fehler wiedergutmachen wollen– aber dieser Narr hatte das Verbot übertreten! Warum hatte er nicht auf sie gehört? Sie kannte Joran: Er tötete lieber, als dass er jemanden durch die schützende Barriere gelangen ließ. Da er den jungen Mann nicht mochte, musste er frohen Herzens ans Werk gegangen sein. Sie hatte keine Tränen mehr und spürte, wie sie das Bewusstsein verlor.
    Joran fand sie ohnmächtig auf den Holzbohlen wieder. Er nahm wieder seine Chimärengestalt an, schnitt eine Grimasse und schaute zum Himmel auf.
    » Warum nur musste es ein Mädchen sein?«, jammerte er. » Sie bringt die Zeit damit zu, zu weinen und ohnmächtig zu werden, und es mangelt ihr ständig an Kräften!«
    Während er weiter über diesen Schicksalsschlag fluchte, kniete er sich hin, um die junge Frau zu untersuchen. Andin war nicht leise genug, so dass Joran sich nach ihm umdrehte.
    » Bist du immer noch nicht weg?«, rief er und ließ seine mächtigen Kiefer schnappen.
    » Ich habe allen Grund auf den Welten dazu, bleiben zu wollen.«
    Der Schutz der Feen gestattete ihm, seine Dreistigkeit beizubehalten. Denn er wusste, dass Joran ihn nicht mehr anrühren würde. Er kletterte unter Schmerzen über das Geländer und schritt auf das Ungeheuer zu. Joran sah ihn an.
    » Du glaubst, vor meinem Zorn geschützt zu sein, kleiner Möchtegernprinz. Du hast keinerlei Recht auf Vic, nicht einmal das, sie zu lieben.«
    » Es ist an ihr, mir das zu sagen.«
    Joran musterte ihn eine ganze Weile. Die jüngste und die ferne Vergangenheit vermischten sich ständig in seinem Kopf, aber er hatte in seinen Erinnerungen dieselbe Sturheit wiedergefunden. Andin war kein anderer als der kleine Prinz, dem Elea vor neun Jahren ihren Namen verraten hatte! Also waren es nicht die grünen Augen, die einen magischen Bann auf sie ausübten, sondern dieser

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