Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
besondere Blick, dieses Individuum. Der Bund zwischen einem Prinzen und einer Prinzessin war für die Feen allzu verlockend gewesen! Und zu Jorans Unglück musste es ausgerechnet dieser Prinz sein. Warum haben die Feen Pandema nicht aus dem Spiel lassen können?
Wenngleich Elea den kleinen Jungen, den sie eines Abends getroffen hatte, vergessen zu haben schien und sich wieder dem Lernen gewidmet hatte, erinnerte Joran sich an zahlreiche Umwege und Ausweichmanöver, die er drei Jahre lang hatte unternehmen müssen, damit die beiden Kinder sich nicht in den Schwarzen Landen begegneten. Erleichtert war er nach Leiland zurückgekehrt, wo die Macht der Illusion der Höllischen Nebel von neuem in Eleas Augen gespielt hatte: Das Dunkelgrau hatte seine schöne, blaue Farbe wieder angenommen und so alle Spuren verwischt.
Aber diesmal konnte Joran nicht mehr fliehen, und Andin zu töten, schien nicht die richtige Lösung zu sein. Jorans Handlungen waren allesamt von den Feen abhängig: Ein Todesfall zu viel, eine Fehleinschätzung, und der Kompromiss, den er mit ihnen erreicht hatte, würde aufgekündigt werden. Enkils Schwert … Die Anwesenheit dieser Waffe änderte vieles.
Mühelos hob Joran den bewusstlosen Körper hoch und beförderte ihn nicht sonderlich sanft in die Arme des überraschten Andin. Seine gelben Augen blickten starr.
» Wenn sie durch deine Gegenwart ihren Kampf vergisst, wenn sie deinetwegen oder durch deine Schuld ihr Leben aufs Spiel setzt, oder wenn sie stirbt, habe ich nichts mehr zu verlieren. Feen hin oder her, dann werde ich nicht zögern, dich zu töten.«
Die letzten Worte kamen ungebeten, wie ein Regen stählerner Klingen: Die Entscheidung war unwiderruflich. Andin antwortete nicht. Er war noch immer ein wenig verwirrt, erstaunt darüber, dass das Ungeheuer so leicht nachgab.
» Joran! Joran!«, rief ein kleines Stimmchen begeistert.
Ein brauner Kopf erschien, und Tanin blieb angesichts der eisigen Atmosphäre, die zwischen Joran und dem fremden Mann herrschte, mitten aus dem Lauf heraus reglos stehen. Er rieb sich die Nase mit dem Handrücken und war sich voll und ganz bewusst, dass sein Erscheinen störte.
» Wenn nichts mit Mama ist, dann gehe ich, glaube ich.«
» Sie ist nur eingeschlafen«, antwortete Joran mit seiner tiefen Stimme. » Sag Andin lieber, wohin er sie bringen muss.«
Damit nahm er wieder seine Katzengestalt an, sprang aufs Dach, dann auf einen Ast, und verschwand zwischen den Blättern. Andin sah das Kind an. Die schmalen Augen starrten ihn an. Feindseligkeit oder Neugier? Er konnte nicht gleich sagen, ob er bei dem Tausch wirklich einen Gewinn gemacht hatte.
Während des Schlummers
Eleas Körper ruhte auf einem mit einer spitzenbesetzten Steppdecke gepolsterten Bett. Ihr Gesicht war in die Daunenkissen wie in sanfte Träume eingesunken. Das geräumige Zimmer enthielt nur wenige Möbel: ein Bett, eine große Truhe, eine niedrige Kommode mit einigen Gegenständen, die der Körperpflege dienten, und einen Spiegel. Die Schreibecke bestand nur aus einem Korbstuhl, der unter einem Morgenmantel verschwand, und einem quadratischen Tisch, auf dem ungeordnet drei Bücher und mehrere Blatt Papier lagen. Zwei große Wollteppiche bedeckten die Bodendielen, und ein Paar schwarzer Stiefel lag abgeschüttelt am Fuße des Betts.
Es gab zwar keine Gemälde und keinen Zierrat, doch mehrere Fenster boten einen würdigen Ersatz dafür. Durch die Blätter und Zweige gingen sie auf die Landschaft des Verbotenen Waldes oder das Meer hinaus. Neben einem kleinen Fässchen belebte ein großer Strauß Wildblumen mit seiner Frische das heimelige Zimmer, gegen dessen sanfte Harmonie ein dreischneidiger Dolch abstach, der in einen Balken gerammt war.
Ohne ein Wort zu sagen hatte Tanin Andin durch die verschiedenen Räume und über die Holzstege des Großen Baums geführt. Jetzt musterte er von jenseits des Betts ungeniert den blonden Mann, der unfähig geworden zu sein schien, den Blick von Tanins junger Adoptivmutter zu wenden.
Wie hätte er das auch tun können? Seit Andin glaubte, ein Lächeln erspäht zu haben, machten sich all seine Träume gegen seinen Willen wieder in seinem Verstand breit.
Victorias lange Beine verloren sich in der Wolke der Bettdecke, und ihr Mieder ließ ihre schlanke Taille unbedeckt. Ihre braungoldenen Haare lagen wie eine Sonne um ihr Gesicht ausgebreitet, so dass der Hals des jungen Mädchens entblößt war und gemeinsam mit der Brust eine hübsche Kurve
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