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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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und schwenkte Andins Schwert unter seiner Nase. » Und diese Metallverzierungen hier, diese Tauschierungen? Was ist das?«
    Sein krummer Fingernagel wies auf die drei goldenen Zeichen unterhalb der Parierstange.
    Andin war verblüfft. Er hatte dieses Schwert zum zwölften Geburtstag bekommen. Ungeachtet der heftigen Auseinandersetzungen, die sein Aufbruch zur Suche nach der kleinen Elea nach sich gezogen hatte, hatte der König von Pandema sich entschlossen, ihm diese Waffe zu schenken. Andin hatte nicht so recht verstanden, warum. Er war der jüngste der Königssöhne– und schien nicht immer allen Erwartungen seines Vaters gerecht zu werden. Aber seitdem hatte er keine andere Sorge gekannt, als in jedem Kampf sein Bestes zu geben. Dieses Schwert war der ganze Stolz seiner Familie: Die Drei Feen des Ostens hatten es für seinen glorreichen Ahnen Enkil geschmiedet. Die drei ungewöhnlichen Symbole waren nichts anderes als ihre Unterschriften.
    » Wie kannst du diese Zeichen kennen?«
    » Ich habe gesehen, wie die Feen sie dieser Klinge aufgedrückt haben, und ich hatte alle Zeit, sie mir ins Gedächtnis einzuprägen, weil dieses Schwert mir die Brust durchbohrt hat!«
    Er warf Andin das Schwert in die Hände und stieß ihn von sich. Diese unerwartete Handlung, die von einer Kraft zeugte, die an den Atemstoß des Ungeheuers erinnerte, schleuderte den noch immer geschwächten jungen Mann zu Boden. Joran zügelte seine Gewalttätigkeit, aber sein Geist verwirrte sich wieder.
    » Ein wenig weiter links und du hättest das Herz getroffen! Ich wäre ehrenvoll im Kampf gestorben. Vielleicht im falschen Lager– aber stehe ich denn heute wirklich im richtigen? Doch ich hätte nie diese langsame Qual durchgemacht, diese unmenschliche Tortur der Feen, diese demütigende und entehrende Unsterblichkeit!«
    Andin sperrte noch immer vor Erstaunen den Mund auf und hatte sich noch nicht wieder erhoben. War das möglich? Konnte er den Gegner vor sich haben, den Enkil in dem Kampf besiegt hatte, den sich die Drei Feen des Ostens mit dem Hexergeist Ibbak vor vierhundert Jahren geliefert hatten? Den schurkischen und zu trauriger Berühmtheit gelangten…
    » Joranikar?«
    Die gelben Augen starrten ihn an. Andin konnte in ihnen keine Antwort lesen, aber als er den Namen ausgesprochen hatte, hatte er die Verbindung zwischen ihm und » Joran« hergestellt. Der junge Prinz war entsetzt über seine Entdeckung. Derjenige, der über das Blut des Volks von Pandema hatte herrschen wollen, stand vor ihm! Dieses Wesen war in seinen Augen mehr als hassenswert. Er fand, dass das Urteil der Feen im Verhältnis zu seinen Schandtaten recht milde ausgefallen war. Es wirkte sogar wie eine Schwäche der Feen, dass sie ihm die Möglichkeit zu töten sowie seine Kräfte gelassen hatten – au ch wenn sie auf den Verbotenen Wald beschränkt waren.
    Ein zweiter Säuglingsschrei drang zu ihnen.
    Trotz der Situation und seiner bitteren Gedanken konnte Joran ein Lächeln nicht unterdrücken und vergaß Andin einen Moment lang. Eine fünfte Geburt in seinem Revier erhöhte mit dem heutigen Tag die Zahl der Kinder auf zwölf. Eleas, Cebans und Estelles Geschrei und ihre Munterkeit hatten ihn in ihrer Kindheit lange erbost, aber jetzt sah er all die kleinen Schlingel und Teufelchen mit Freuden aufwachsen.
    » Halt durch, Sten, hinterlass nicht vier Waisenkinder«, murmelte er.
    Andin hörte es und war wieder einmal unschlüssig angesichts der Ambivalenz seines Charakters. Joran fing sich, als er bemerkte, dass Andin aufstand. Er gab sich abermals verschlossen und angriffslustig und bleckte die Zähne.
    » Es mag seltsam erscheinen, dass der Verbotene Wald so viele Bewohner hat, aber ich weiß ihre Gesellschaft zu schätzen. Deine dagegen finde ich unerträglich.«
    » Ich bin nicht Enkil, und…«
    » Ich weiß ganz genau, wer du bist!«, unterbrach Joran ihn bissig. » Enkil hatte kein Königsmal im Nacken; erst sein Sieg hat aus deiner Familie Generationen von Königen gemacht. Du bist nur ein Prinz unter vielen anderen, aber du ähnelst ihm zu sehr. Dieses Spielchen muss ganz nach dem Geschmack der widerlichen Feen gewesen sein: Ich könnte dich niemals ertragen!«
    » Mir tut es auch leid, dass Enkil dich bei eurem Kampf nicht ins Herz getroffen hat«, gab Andin kalt zurück.
    » Na gut, dann empfinden wir ja nun das Gleiche füreinander.«
    Ohne ein weiteres Wort ging das Ungeheuer auf den Großen Baum zu. Andin blieb einige Augenblicke lang reglos stehen–

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