Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
Joran hält alle hier fest.«
» Nein, er bemerkt es nicht, wenn Tiere hin- und herwechseln oder Menschen den Wald verlassen. Die Vernunft gebietet nur, dass niemand ungeschützt fortgeht, und obwohl sie die Möglichkeit dazu hätten, sind die Pferde nie davongelaufen: Sie sind zu verwöhnt.«
» Aber die Kinder?«, fragte Andin.
» Tanin ist der Einzige, der ungehorsam ist und sich in Leiland herumtreibt, aber ich glaube, dass seine Gefangennahme in Eade ihm eine Lehre gewesen ist.«
» Er ist ein Adoptivkind, nicht wahr?«
Ceban sah Andins hoffnungsvollen Gesichtsausdruck nicht. Seine Augen hatten einen grauen Farbton angenommen und seine Miene verdüstert.
» Ja, wie so viele. Einst hatte Leiland keine Kinder mehr– und jetzt fehlt es diesem Land an Erwachsenen.«
Die Antwort hätte durchaus weitere Erläuterung verdient, aber Ceban setzte unmittelbar im Anschluss daran die Beschreibung des Verbotenen Waldes fort. Er behielt die Bedeutung seiner Bemerkung für sich.
Ein Netz von Gräben bewässerte kunstvoll einen Gemüsegarten an der Westseite, jenseits des Sees. Ceban schloss seine Erklärungen über die benachbarten Wohngebäude ab, indem er auf das Haus Erwans und seiner Frau hinwies. Es machte Andin neugierig, wie einsam es gelegen war, und er fragte sich, ob Selene genauso faszinierend war wie ihre Tochter. Über die Scylinnen wusste er lediglich, dass eine Behexung sie dazu verdammte, nur ein einziges Kind zu bekommen.
Andin hatte auch in diesem Fall keine Zeit, länger über das Thema nachzudenken, da er die Türschwelle des Hauses seines Führers erreicht hatte. Maja stürzte auf ihn zu, überglücklich, ihn wiederzutreffen.
» Da ist ja die wahre Heldin des Tages!«, rief er und mühte sich ab, sie auf den Armen zu halten.
Maja hatte denselben Fehler wie ihre große Schwester: Ihre Wangen begannen sich zu röten. Sie streckte die Hände nach Ceban aus und wechselte in seine Arme hinüber.
» Er hat gesagt, dass ich herbstfarbene Augen habe«, flüsterte sie ihm zu.
» Oh! So ein Schmeichler!«, rief Ceban und lachte angesichts der Schüchternheit und Rührung des Kindes.
Ophelia kehrte vom See zurück. Bis auf eine leichte Abschürfung auf ihrer Wange und einige Blutergüsse, die sie unter einer gemusterten Hemdbluse verbarg, erinnerte nichts mehr an ihren Kampf mit Korta. Ceban sah sie bewundernd an, als sie auf ihn zukam.
» Estelle hat zwei entzückende Kinder zur Welt gebracht, und Sten scheint außer Gefahr zu sein. Ophelia ist mit Maja hier, Joran hat dich den Verbotenen Wald betreten lassen, und ich habe den Schuft Korta verwundet. Kann ein Nachmittag noch schöner beginnen?«, fragte er ruhig.
Andin dachte da an einen Kuss von Victoria und an den Tod des Herzogs von Alekant…
Korta saß rittlings auf einem Stuhl am Fenster und biss vor Zorn und Schmerz die Zähne zusammen. Eine Nadel durchstach das Fleisch seiner Schulter und drang wieder hervor. Der Faden verlief unter seiner Haut.
Obwohl er alles mit sich geschehen ließ, kochte er innerlich, und der Arzt, der ihn versorgte, hatte große Mühe, seine Kaltblütigkeit zu bewahren.
» Immer noch nicht fertig?«, stieß Korta hervor und drehte sich leicht um.
» Ein wenig Geduld, gnädiger Herr, mir fehlt nur noch ein Stich.«
Korta wandte sich wieder dem Fenster zu, spürte aber ein leichtes Summen im Kopf. Als er aus dem Augenwinkel einen Blick auf den gewaltigen Kamin seines Salons warf, sah er, wie ein rotes Rauchfädchen hinter seinen Mauern hervorquoll.
» Verschwinde!«, rief er brüsk und sprang auf.
Die Heftigkeit seiner Bewegung überraschte den Arzt. Er hatte keine Zeit, die Nadel loszulassen: Der Faden spannte sich und riss an der Wunde. Sogleich ließ der Schmerz die Wut explodieren, die seit langem in Korta brodelte. Phiolen, Gläser und medizinische Instrumente– alle Gegenstände, die auf dem großen Tisch lagen– tanzten durch die Luft. Der Arzt entging den Schlägen und Wurfgeschossen, indem er zum Ausgang hastete und sich in die Gänge der Burg flüchtete.
Korta warf die Tür hinter ihm zu und eilte zum Kamin, um den Hebel zu betätigen. Seine Bewegungen waren abgehackt und zornerfüllt. Er hielt den verletzten Arm an den Oberkörper gepresst, um die Schulter ruhigzustellen, aber die Haut spannte sich bei jeder Bewegung. Die Nadel, die noch immer am Faden und damit an der Wunde hing, baumelte auf seinem nackten Rücken.
Er riss das Kaminpaneel beinahe ab, um es schneller zu öffnen, und stürzte in
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