Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
sich ihr Unbehagen durch einen Angriff austreiben, aber der mächtige rote Rauch versperrte ihr den Weg. Die Mörderpflanze zog sich schleunigst ans andere Ende des Raums zurück.
» Fasse dich!«, rief der Hexergeist Korta zu. » Bist du zu feige, deiner Furcht Herr zu werden? Du musst sie beherrschen, wenn du ihr Gebieter sein willst. Ich will, dass dein Hass sie nicht länger dazu herausfordert, dich anzugreifen. Meine Gegenwart hindert sie daran, dir etwas anzutun.«
Der Herzog straffte den Oberkörper, verärgert darüber, dass seine Schwäche so offensichtlich war.
» So ist es besser. Hast du den Trank bereitet, den ich von dir verlangt habe?«
Korta zog eine Phiole aus der Tasche: eine Mischung aus Säuren und Giften.
» Gut, wir werden mein kleines Geschöpf daran erinnern, was das Böse ist«, lächelte der Rauch hinterlistig. » Eine Dosis dieser Substanz sollte sie wieder zur Ordnung rufen.«
Wortlos näherte Korta sich der zusammengeschrumpften Amalyse. Er öffnete die Phiole und goss eine kleine Menge der Flüssigkeit in den Verschluss. Wie würde dieses Gebräu den Hass in dieses Wesen zurückführen?
» Los, wirf!«, befahl Ibbak ungeduldig.
Korta schleuderte die Flüssigkeit auf die schwarze, gallertartige Masse und zog sich einen Schritt zurück. Bei der Berührung durch das Gebräu wurde die Amalyse wahnsinnig. Sie schien zu explodieren und sich so weit wie möglich auszudehnen, um einen unendlichen Schmerz auszudünnen. Jede ihrer Komponenten versuchte zu fliehen, anzugreifen, sich noch weiter zu teilen. Korta war beeindruckt von ihren aggressiven, ungeordneten Bewegungen. Wie Dutzende von Nacktschnecken krochen sie ihm die Beine hinauf, warfen sich ihm ins Gesicht und wollten ihn gar erdrosseln. Ohne Ibbaks Schutz hätte er keine Chance gehabt.
Die Vorstellung von Liebe und Gnade existierte nicht mehr. Ein zu starker Hass durchdrang die Amalysen, hervorgerufen von diesem Schmerz. Die Erinnerungen verflüchtigten sich mit den Schreien, die sie nicht ausstoßen konnten. Sie scharten sich erneut zu einer einzigen Mörderpflanze zusammen, die schwärzer denn je war und vibrierte, als ob sie von den Schmerzen noch immer erschüttert und außer Atem wäre. Ein Racheplan keimte tief in ihr auf, einer, der sich gegen eine Person richtete, die sie nicht vor einer solchen Qual hatte schützen können. Eine Person, die sie getäuscht und mit ihren Liebesliedern eingelullt hatte.
Ibbak gärte vor Erregung und glitt auf Korta zu.
» Tritt nun näher heran, damit ich dich lehren kann, ihr Gebieter zu werden. Sie wird bald unter deiner Kontrolle stehen, und du wirst in der Lage sein, sie noch dem geringsten deiner Wünsche nachkommen zu lassen. Danach kümmern wir uns um die anderen, die in den Dunklen Wäldern geblieben sind.«
» Noch einmal!«, kreischte Tanin vor Freude und rannte Ceban und Andin in die Arme.
Mit einem kräftigen Stoß ihrer ineinander verschlungenen Hände ließen die beiden jungen Männer das Kind in die Luft fliegen, so dass es mit voller Wucht ins Binnenmeer stürzte.
Ceban hatte langsam genug, und Andin tat der Arm weh, aber Erby erschien schon als Ablösung, um sich seinerseits hineinwerfen zu lassen. Wie war es nur möglich, dass die beiden Kinder noch die Kraft hatten, so temperamentvoll zu sein, nachdem sie so viele Säcke voller Waffen geschleppt hatten?
» Höher!«, rief Erby lachend.
Andin und Ceban sahen sich an. Würde es ihnen irgendwann gelingen, diese beiden Bengel müde zu bekommen? Es schien ihnen ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.
Erby und Tanin waren den ganzen Nachmittag hindurch reizend gewesen: Sie hatten sich von ganzem Herzen in die Arbeit gestürzt und den Männern geholfen, die Waffen zu transportieren, die aus geheimen Bündnissen mit den Seesöldnern aus den Gänseländern, Akal und sogar Pandema stammten. Die Männer schuldeten den beiden Kindern großen Dank. Deshalb hatten Andin und Ceban sich geopfert, um ihnen nach so viel Anstrengung das Vergnügen des Spiels zu bieten. Aber sie konnten nicht mehr und verzweifelten daran, die beiden kleinen Jungen wieder loszuwerden.
Sie warfen Erby so hoch wie möglich und wehrten mit derselben Bewegung Tanins Arme ab. Schließlich erklärten sie sich für besiegt. Der kleine Junge beharrte immer noch auf weiteren Spielen, während Andin und Ceban aus dem flachen Wasser stiegen. Sie hatten sich gegenseitig den Arm um die Schultern gelegt, als wollten sie gemeinsam einer rauen Belastung trotzen.
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