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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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Rücken zu und hatte vor, davonzugehen, blieb aber dann doch stehen. Angesichts ihres Widerstands hatte er lieber Gewalt als Zärtlichkeit eingesetzt; angesichts des Unerklärlichen zog er Flucht und Unwissenheit vor. Er würdigte vielleicht aus Skepsis und Hochmut heraus ein Gefühl herab, das dem eines menschlichen Wesens vergleichbar war.
    Er schüttelte den Kopf über diese letzte Annahme und ging über die abschüssige Wiese davon, ohne die Amalyse anzusehen.
    Die kleine, gallertartige Kugel folgte ihm nicht. Sie zog sich noch ein wenig mehr zusammen. Falten erschienen in ihrer Oberfläche, und ihre Farbe wurde zu einem dunkleren Grün: Dabei entwich ihre Flüssigkeit. Sie begann, ins Gras zu fließen, wie Schnee in der Sonne zu schmelzen, als eine Hand sich neben sie legte. Andin war zurückgekommen.
    » Los, trockne deine Tränen, wenn ich die Flüssigkeit so nennen muss, die du auf den Boden strömen lässt. Ich will nichts Klebriges oder Schleimiges auf dem Arm haben.«
    Die Pflanze nahm blitzartig ihre ursprüngliche Form, Farbe und Textur wieder an. In ihrem schönsten Weiß glitt sie auf die Hand des jungen Mannes.
    » Einverstanden, leg dich auf meinen Arm, aber rühr dich nicht mehr«, befahl er sacht.
    Die Amalyse gehorchte sofort. Sie schien sich jetzt auch noch dem geringsten seiner Wünsche beugen zu wollen. Andin lächelte amüsiert. Er würde nicht versuchen, das zu verstehen.
    » Ich bin verrückt«, stellte er vergnügt fest, » das ist es– vollkommen verrückt! Na gut, wenn Victoria mich schon nicht lieben kann, dann werde ich dich bitten, die Gestalt einer wunderschönen Prinzessin anzunehmen!«, rief er dann lachend aus.
    In dieser albernen, gutgelaunten Stimmung stand er auf. Er blieb hier– für Victoria, für Philip, für Elisa, für die Feen. Er rannte über die Wiese zum Großen Baum, um wieder ans Meer und zu den Gefährten des Verbotenen Waldes zu gelangen.

Jedem seine Vorbereitungen
    Sie hatte überlebt. Die riesenhafte Amalyse, die Elea in den Burggräben verloren hatte, hatte sich dort, unter der Burg, schwarz in eine Felsnische verkrochen. Die Sarikeln hatten lange ihre Kreise um sie gezogen, aber jetzt spürte sie, wie eine andere Zerstörungslust sie streifte.
    Die Schlacht gegen die Tentakelgeschöpfe war unentschieden ausgegangen. Zu viel Verlust, zu viel Schmerz. Die Amalyse hatte sich in den überfluteten Teil der unterirdischen Höhlen des Etelbergs geflüchtet. Ihre Feinde waren zu groß und hatten es vorgezogen, ihr nicht zu folgen. Sie hatten mehr als einen Tentakel ausgestreckt, um nach ihr zu suchen, aber am Ende hatten sie begriffen, dass die Amalyse sie zermalmen konnte.
    Ein roter Rauch hatte ihnen nicht genug Zeit gelassen, ihrem Rachedurst nachzugeben. Er war von den Höhlenwänden geströmt und hatte sich über dem Wasser brodelnd zwischen sie gedrängt. Bei seiner Annäherung hatte die Amalyse über ihn die Sarikeln vergessen und war aus dem Wasser hervorgekommen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie ein Gefühl von Furcht und Tod in der Luft gespürt, das sie nie hätte zerstören oder erdrücken können. Sie hatte sich überwältigt gefühlt, behext, und hatte sofort begriffen, dass sie ihren Herrn und Meister vor sich hatte.
    Hypnotisiert war sie dem Hexergeist in die Grotten gefolgt, die Wände emporgekrochen und zwischen den Stalagmiten hindurchgeglitten; sie hatte sich verformt und ausgestreckt, um durch dieselben Ritzen zu dringen wie die Hände und Reißzähne aus Rauch. Nach Dutzenden von Galerien und Höhlen, die einander ähnelten, hatte ihr Schöpfer sie endlich in einen Saal gelassen, dessen Wände zur Hälfte von den Grundmauern der Burg gebildet wurden.
    Jetzt wartete die Amalyse und verlor in dieser Atmosphäre und Umgebung die Erinnerung an das Wohlbehagen, das sie verspürt hatte, wenn sie getanzt hatte oder gestreichelt worden war. Sie fühlte sich immer weniger dazu in der Lage, um eines süßen Gesangs willen ein Erschrecken oder eine Verletzung zu verzeihen. Jede Komponente ihrer Materie versuchte die Beunruhigung zu verstehen, die sie empfand. Einige dunkelgrüne Strudel ihrer Substanz bewahrten mühsam die angenehme Erinnerung an die Haut einer jungen Frau, die ihre Herrin gewesen war.
    Ein Mechanismus wurde ausgelöst, und die Wand dicht neben ihr öffnete sich. Der rote Rauch kehrte zurück, begleitet von einem finster aussehenden Mann. Die Amalyse spürte sofort die menschliche Furcht, so zerbrechlich, so unwesentlich. Sie wollte

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