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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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Kraft, Chloe am Weglaufen zu hindern.«
    » Du solltest dir keine Sorgen um sie machen«, sagte Andin lächelnd. » Sie scheint ein ganz besonderes kleines Mädchen zu sein.«
    » Sie ist das Ergebnis der Vermischung zweier Völker: Ich bezweifle, dass sie daraus irgendeinen Vorteil ziehen wird. Sie wird nie in einem der beiden Länder leben können.«
    » Hast du dich nie gefragt, ob die Scylen vielleicht absichtlich dafür sorgen, dass ihre Frauen das Zweite Gesicht verlieren– beispielsweise durch irgendein Gift?«
    Selene erhob sich, hielt den Blick aber weiter auf den jungen Mann gerichtet.
    » Ich bin nun schon fast fünf Jahre hier und habe doch nie anders als mit eigenen Augen gesehen.«
    Andin sagte nichts weiter. Er hatte einen wunden Punkt getroffen, ohne es darauf anzulegen. Trotz der sichtlichen Ähnlichkeit verleugnete die junge Frau jede Zugehörigkeit ihrer Tochter zum Volk der Ungewöhnlichen Lande.
    Als Selene sich zum Gehen wandte, glitt ihr der Träger ihrer Tunika von der Schulter. Andin konnte nicht übersehen, dass ihre Haut dort eine seltsame Färbung aufwies. Hellere Striemen zeichneten ihren Statuenrücken. Feine Narben, die ihre phantastische Haut zu verbergen versuchte und die das, was die Scylin gesagt hatte, nur noch grausamer machten.
    Sie zog den Träger wieder hoch und sah Andin an: » Erinnerungen an meinen Vater… Utahn Qashiltar.«
    Andin war vollkommen verblüfft. Sie war die Tochter des Oberbefehlshabers der Scylenarmeen, dem Muht Gehorsam schuldete!
    Selenes Ohrringe klimperten bei ihrer Kopfbewegung und löschten mit ihrem hübschen Klang die nebelhafte, düstere Vergangenheit aus, die der jungen Frau anhaftete. Erst schien sie verschwinden zu wollen, wie sie gekommen war, aber dann ging ihre traumhafte Erscheinung– türkisfarbene Augen auf Schneegrund– in Richtung des Großen Baums.
    Andin ließ sie allein gehen, nachdenklich und gerührt. Die Macht der Feen des Ostens, die sich auf Pandema konzentrierte, drang kaum bis in die äußersten Staaten der Ungewöhnlichen Lande vor. Der kriegerische Hass, den der Hexergeist Ibbak hervorgerufen hatte, ragte wie eine Mauer auf. Die Feen hatten sicher gehofft, dass durch den Fluch, den sie auf manche Frauen jener Lande gelegt hatten, die zur Empfängnis der Kinder notwendige Liebe Stück für Stück den Blutdurst der Männer abmildern würde. Aber alles hatte sich gegen sie gewandt. Ihre Prophezeiung hatte sich als Werkzeug des Bösen erwiesen, das zur Folter der Frauen und zu den übelsten Winkelzügen gegen die Liebe diente. Angesichts eines Hindernisses oder Widerstands kam es also nie dazu, dass der Mann Geduld und Zärtlichkeit einsetzte– er zog ihnen immer Gewalt und Hass vor.
    Bei diesem Gedanken richtete sich Andins Blick auf seinen rechten Arm: Die Amalyse hatte ihren Platz an seinem Handgelenk wieder eingenommen. Der junge Mann fühlte sich plötzlich schuldig. Er hatte nie daran gedacht, Sanftheit einzusetzen, um sie zu entfernen, wie Victoria es ihm vorgeschlagen hatte.
    Unbehaglich legte er die Hand auf den Boden.
    » Geh weg, bitte«, bat er sanft, obwohl er immer noch skeptisch war.
    Die Amalyse bewegte sich, dehnte sich aus und glitt ins Gras.
    Andin kam sich plötzlich abscheulich gegenüber dieser so friedfertigen und treuen Pflanze vor. Er rieb das befreite Handgelenk leicht an der Brust, während er die grüne Halbkugel betrachtete. So zusammengeschrumpft und verlassen am Boden liegend glich sie einem dicken Tautropfen. Sie schien ihm zuzuschreien, dass er auch nicht besser war als die Scylen! Andin wandte den Blick ab; er schrieb diesem unförmigen Ding zu viele menschliche Empfindungen zu.
    Wie? Dieses durchscheinende Geschöpf ähnelte weder einem Tier noch einer Pflanze. Wie konnte man glauben, dass es von einem Liebesverlangen belebt war? Es war zu einfach, ihm solche Gefühle beizulegen!
    Andins Blick richtete sich aus dem Augenwinkel auf die reglose Amalyse.
    Aber wie sollte man sich dann die Reaktionen der Mörderpflanzen auf Angst, Hass und Liebe erklären? Andin verzog mürrisch das Gesicht. Er hatte mehrfach Victorias Aussagen bestätigt gefunden. Aber warum war diese Amalyse anders als die anderen? Warum hatte sie ihre Angriffslust verloren und sich wie ein Saugnapf an ihn geheftet? Weil sie ihn liebte?
    » Lächerlich!«, sagte Andin sich und stand auf.
    Er durfte ihr diese Gefühle nicht zuschreiben. Er war die Pflanze los und würde sich beeilen, sie zu vergessen.
    Andin wandte der Amalyse den

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