Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
der den wahren Wert dieser Heiraten begreift, der neue Jünger des…«
Der König konnte den Namen des Hexergeists nicht aussprechen. Die Königin erschauerte und sank in die Arme ihres Mannes. Er hätte das ausnutzen können, um ihr in Erinnerung zu rufen, wie wahnwitzig es war, dass sie ihn hatte begleiten wollen. Aber er hatte schon alle vernünftigen Argumente dafür aufgebraucht, dass sie in Pandema bleiben sollte: das Risiko, dass es zur Schlacht kommen würde, die Fährnisse der Reise, die mangelnde Bequemlichkeit… Er war sich heute Abend nur zu gut bewusst, dass er ein Herrscher war, der zwar von all seinen Untertanen respektiert wurde, aber keinen Hauch von Autorität über seine Familie ausübte.
» Ich hätte Andin vielleicht sagen müssen…«
Schritte auf den Stufen der Freitreppe unterbrachen ihn. Zwei bewaffnete Akaler, die draußen postiert waren, ließen einen großen, in Leder gekleideten jungen Mann ein. Der König und die Königin rückten ein wenig voneinander ab, um ihrem zweitgeborenen Sohn Platz zu machen. Was die Breite seiner Schultern anging, war Philip derjenige Prinz, der äußerlich seinem Vater am meisten ähnelte. Cedric und Andin waren langgliedriger und auch von weniger verschlossener Wesensart, aber die Einzigartigkeit der grünen Augen, die sie von ihrem Vater geerbt hatten, und ihr Schwung verrieten ihre Abstammung.
» Gute Nachrichten, Philip?«
» Ja, Vater«, antwortete er. » Seine hochgeschätzte Majestät von Akal stimmt zu, uns zu gestatten, unser gesamtes Heer durch sein Land marschieren zu lassen. Dieses Gasthaus ist unser, und das Südviertel von Cithaya wird unsere Männer aufnehmen. Natürlich wird noch unsere geringste Bewegung unter Beobachtung stehen.«
» Sehr gut, ich bin stolz auf Euch.«
» Das war nicht besonders schwer, Vater. Ich habe Euch in Verdacht, ein Gespräch mit dem König von Akal geführt zu haben«, bemerkte Philip kalt.
Frederik von Pandema zog eine kleine Schnute.
» Das stimmt«, gestand er. » Aber das hat seine Entscheidung nicht sehr beeinflusst.«
» Warum habt Ihr in dem Fall nicht die gesamten Verhandlungen selbst geführt?«
» Weil Ihr den akalischen Dialekt perfekt sprecht, und weil es in diesem Land äußerst heikel ist, sich in dieser Sprache zu verständigen. Und weil ich Euch für die kommenden zwanzig Tage das Kommando übertrage, um unsere Truppen von der pandemischen Grenze bis hierher zu führen.«
Philip senkte den Blick. Sein Vater war in letzter Zeit immer geheimniskrämerischer geworden und wirkte besorgt. Der junge Prinz, der zu direkt und recht empfindlich war, wusste nicht, wie er die Entscheidungen Frederiks von Pandema jeweils aufnehmen sollte. Diese Armee, dieses Schweigen, diese heimlichen Gespräche mit der Königin kamen ihm fehl am Platze vor, da es doch einfach nur um arrangierte Ehen ging.
» Ihr wollt mich aus dem Weg haben– wie Cedric?«
» Nein.«
Ich trage jetzt ein Mal im Nacken, zum Beweis, dass die Feen mich in meine Pflichten als Herrscher eingesetzt haben, dachte Frederik und wiederholte damit Enkils Sätze, die ihm im Kopf herumspukten.
» Unsere Männer folgen lieber ihren Prinzen oder ihrem König als irgendeinem Hauptmann«, erklärte er dann schlicht. » Vergesst nicht das Mal, das Ihr im Nacken tragt. Ich will Euch nicht aus dem Weg haben, ganz im Gegenteil, ich bitte Euch, den Willen unserer Gottheiten zu erfüllen. Denn ich weiß, dass Ihr erwachsen genug seid, nicht davonzulaufen.«
Philip hob den Blick wieder. Er hätte gern geantwortet: Ich habe ja auch keine Wahl, aber das kam ihm übertrieben vor. Deshalb sagte er lieber: » Ich werde Euch Eure Männer bringen, Vater.«
Er wollte schon gehen, als ihm eine Frage in den Sinn kam: » Sollte heute nicht Andin ankommen?«
Einen Teil der Besorgnis seines Vaters verstand er, als er sah, wie Frederik die Stirn runzelte.
» Nach allem, was die Akaler sagen, hat noch kein Fremder, der aus Leiland kommt, die Grenze überschritten. Lasst Andin einen Verweis zukommen, dann wird er sich schon besser beeilen. Und bindet ihn gut fest, wenn er hier ist. Er fühlt sich von alledem nicht mehr betroffen.«
Sein Vater ließ ihn die Stufen hinaufsteigen, die ins erste Stockwerk des Gasthauses führten. Erst nachdem er fort war, fügte er flüsternd hinzu: » Er ist viel stärker betroffen, als du glaubst. Und ich hätte es ihm schon längst sagen sollen.«
Andin drehte sich zwei-, dreimal um und rührte sich dann überhaupt nicht mehr.
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