Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Erwan und Selene haben ihre Wahl getroffen. Sie müssen nicht erst etwas wissen, um mir zu glauben. Und das gesamte Volk steht schon seit langem auf meiner Seite!«
    » Du hast dich ja auch davor gehütet, den Leuten zu sagen, wer das Ungeheuer ist, das sich hinter deiner feengegebenen Macht versteckt!«
    » Lass Joran aus dem Spiel! Du beurteilst ihn nach einer Vergangenheit, die du nicht einmal selbst erlebt hast, und weigerst dich, die Gegenwart zu sehen!«
    » Er mordet mit derselben Barbarei, durch die er zur Legende geworden ist!«
    » Joran hat Pandema verlassen! Das geht dich nichts mehr an!«
    » Nichts geht mich etwas an!«, schrie Andin und riss die Arme abrupt hoch. » Ich urteile falsch, weil man mir Erklärungen verweigert! Alle nehmen meine Hilfe an, aber ich darf keine Fragen stellen! Du nutzt mich aus, und ich darf nichts sagen, weil alles, was mich umgibt, mich nichts angeht! Was weißt du schon davon? Du willst es ja noch nicht einmal wissen!«
    Die langen braungoldenen Haare der jungen Frau fielen ihr von beiden Seiten ins verschlossene Gesicht. Ihre Augen waren undurchdringlich, die Lippen zusammengepresst. Andin fand immer noch, dass sie von einer märchenhaften Schönheit war, weshalb er sie bei ihrer ersten Begegnung für ein göttliches Wesen gehalten hatte. Aber ihre Sanftheit konnte so schneidend werden wie der Dolch, den sie nahe an ihren Fingern vorbeiführte.
    » Auf jeden Fall glaube ich, dass ich keine Lust mehr habe, dir etwas zu sagen«, verkündete er bitter, bevor er sich abwandte.
    In diesem Land hatte er nichts mehr zu suchen. Er hätte nie dort bleiben dürfen, es war nutzlos und schmerzlich. Sein Herz schnürte sich wie zum Sterben in seiner Brust zusammen, als er auf den Ausgang zuging. Er musste sich von ihr lösen und ihre Rufe vergessen. Ihre Stimme, die ihn anflehte, durfte er nicht mehr hören. Sie konnte ihm nur wehtun.
    Aber in dem Moment, als er die Tür durchschreiten wollte, streifte ein silberner Blitz sein Gesicht und drang tief in den Balken neben ihm ein. Der Dolch hatte ihm den Atem abgeschnitten. Einen Fingerbreit daneben, und sie hätte ihn getroffen. Er blieb starr stehen und wandte das Gesicht langsam wieder der jungen Frau zu.
    Er hatte nicht auf sie hören wollen. Elea ertrug nicht, dass er ging. Ihr ganzer Körper litt darunter. Ihre Finger hatten den Dolch umklammert. Sie hatte kein anderes Mittel gefunden, um den jungen Mann aufzuhalten. Nun konnte sie kaum Atem schöpfen; ihre Brust wölbte sich in ihrem Mieder, ihre Augen sahen immer verschwommener, und ihre Lippen kannten nur noch ein einziges Wort, das so schwer auszusprechen war: » Bleib!«
    » Und warum?«, fragte Andin kalt.
    Elea wusste nicht, was sie zu ihm sagen sollte. Sie verlor ihr Selbstvertrauen. Wenn Andin je etwas für sie empfunden hatte, dann sah sie keine Spur mehr davon in seinem Blick. Sie fühlte sich verloren, lächerlich und töricht. Indem sie das Gesicht leicht hinter ihren Haaren verbarg, wischte sie sich mit dem Handrücken das überschüssige Wasser aus den Augen.
    » Ich wollte dir sagen…«
    Sie konnte den Satz nicht mit den Worten beenden, die sie gern gesagt hätte. Stattdessen fuhr sie sich mit der anderen Hand übers Gesicht und setzte neu an: » Ich wollte dir für gestern Abend danken. Prinzessin Eline ist dir sehr dankbar: Ich habe den Ursprung der Krankheit herausfinden können, an der Prinzessin Elisa leidet. Das wäre mir ohne dich niemals gelungen. Ich war gerade dabei, in diesen Handschriften nach einem Heilmittel zu suchen.«
    Das war nicht das, was Andin gern gehört hätte, aber die Nachricht, dass die Heilung der Prinzessin unmittelbar bevorstand, versetzte ihn dennoch in große Freude. Philip würde am Ende doch noch an die Prophezeiung der Feen glauben, er, der so darunter litt! Wenn Prinzessin Elisa nur vor dem nächsten Vollmond geheilt werden kann!
    Andin unterdrückte seine Aufregung über diesen Gedanken, aber nicht ein leichtes Lächeln. Bei seinem Anblick hatte Elea das Gefühl, ins Leben zurückzukehren. Was für eine Nachricht konnte schon der Bote eines Herrschers mit zwei Söhnen an einen anderen König mit zwei Töchtern überbringen, wenn es kein Heiratsantrag war? Sie hatte den Grund für Andins Kommen gefunden– und ein Mittel, ihn zum Bleiben zu veranlassen. Nur noch ein bisschen …
    » Korta hat sie vergiftet und verlangt von Prinzessin Eline, ihren Vater zu belügen und ihm Kortas Taten zu verschweigen. Wenn ich Prinzessin Elisa aus